Ich habe einen Tag als Uhrmacherin gearbeitet – das habe ich über Rolex, Patek Philippe und Breitling gelernt

ich habe einen tag als uhrmacherin gearbeitet – das habe ich über rolex, patek philippe und breitling gelernt

Redakteurin Samira Frauwallner (r) demontiert hier ein Uhrwerk im Uhrmacherworkshop.

Redakteurin Samira Frauwallner (r) demontiert hier ein Uhrwerk im Uhrmacherworkshop.

Berlin, 6:00 Uhr, auf dem Weg Richtung Dresden. Noch ahne ich nicht, dass ich später am Tag Uhren der wertvollsten Marken der Welt in meinen Händen halten werde – darunter eine Vacheron Constantin "Overseas" (rund 25.000 Euro), eine Patek Philippe “Nautilus” (etwa 73.000 Euro) und eine Audemars Piguet “Royal Oak” (Wert von 45.000 Euro).

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Hier liegen etwa 191.000 Euro vor mir.

Hier liegen etwa 191.000 Euro vor mir.

18 Kilometer von Dresden entfernt fahre ich in Wilsdruff ein. Das ist eine Kleinstadt am Bach Wilde Sau im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Wilsdruff liegt nur etwa 50 Minuten vom Uhrmanufaktur-Brennpunkt Glashütte entfernt.

Uhrmacher brauchen helles Licht und einen Blick in die Ferne

In diesem kleinen Ort besuche ich den Uhrmacherworkshop eines Online-Uhrenhändlers Chrono24. Ohne jegliche Vorkenntnisse: Bis dato denke ich bei einem Uhrmacher an ältere Herren mit Lupe am Auge, die bei Kerzenschein an Taschenuhren schrauben.

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Was aussieht wie eine Zahnarztpraxis, ist eine Uhrmacherei, in der rund 20 Frauen und Männer reparieren, polieren, reinigen und für den Weiterverkauf fotografieren.

Was aussieht wie eine Zahnarztpraxis, ist eine Uhrmacherei, in der rund 20 Frauen und Männer reparieren, polieren, reinigen und für den Weiterverkauf fotografieren.

Doch die Uhrenwerkstatt von Chrono24 befindet sich im fünften Stock eines hochgesicherten, modernen Gebäudes. Mit großen Fensterfronten, durch die viel Licht hereinfällt: „Uhrmacher brauchen es, um die winzigen Details ihrer Arbeit sehen zu können. Ist besser für die Augen“, erklärt mir Werkstattleiter Christopher Richter.

Er führt mich durch die Stätte. Wichtig für die Augen sei auch ein gelegentlicher Blick in die Ferne, sagt er. Mein Blick schweift aus den Fenstern, zu den Gebirgen am Horizont. Check.

Ein Quereinsteiger aus DDR-Zeiten

Richter führt ein Team von rund 20 Uhrmacherinnen und Uhrmachern. Wir laufen zunächst an seinen Mitarbeitern vorbei und besichtigen die Arbeitstische der Uhrmacher, Polisseure und Echtheitsprüfer. Richter ist, wie er mir erklärt, erst spät in seinen aktuellen Beruf gekommen: Davor war er Anlagentechniker und Systemmechaniker.

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Christoph Richters humorvoller Geheimtipp: „Tragt beim Bewerbungsgespräch nicht eine teurere Uhr als die, die der Chef trägt. Eine sportliche, robuste Breitling ist aber okay."

Christoph Richters humorvoller Geheimtipp: „Tragt beim Bewerbungsgespräch nicht eine teurere Uhr als die, die der Chef trägt. Eine sportliche, robuste Breitling ist aber okay."

Warum der späte Quereinstieg? “Ich wollte immer Uhrmacher werden. Ich wurde aber in Zeiten der DDR geboren. Da ich nicht in der Nähe von Glashütte wohnte, wo bis heute all die Manufakturen und Ausbildungsstätten für Uhrmacher sind, klappte es erstmal nicht für mich.“

Die „Uhrenstadt“ Glashütte ist bekannt für seine lange Uhrmachertradition, die 1845 mit der Gründung einer Uhrenfabrik und durch die Deutsche Uhrmacherschule weitergeführt wurde.

Doch vor 16 Jahren habe Richter durch einen Freund sein Hobby zum Beruf machen können und sich ausbilden lassen dürfen.

Die Werkstatt, die er heute führt, gleicht ein wenig einer Zahnarztpraxis, sauber und offen. Heute arbeiten rund zehn Frauen und Männer darin und drehen an Werken, Schrauben und Federn.

Sind Smart Watches die Endgegner?

Dafür arbeiten sie mit feinen Werkzeugen: zum Beispiel mit Schraubendrehern, sogenannten antimagnetischen Pinzetten und okularen Lupen (hier im Dialekt “Luben” genannt), die sie sich ins Augenbein klemmen.

"Wir tragen die Lupen sogar bis zu vier Stunden jeden Tag", erklärt mir Klaus, ein Mitarbeiter von Chrono24. Er trägt einen zu zwei großen Kreisen gedrehten Schnurrbart und entspricht nun doch meiner Vorstellung eines Uhrmachers. Und das passt sogar, denn der 35-Jährige ist durch seinen Urgroßvater inspiriert worden: “Er war Uhrmacher Anfang der 20er Jahre und arbeitete bei der Manufaktur Lange und Söhne, bis zur Weltwirtschaftskrise und dem Zweiten Weltkrieg.“

Und was ist die teuerste Uhr, die Klaus je bearbeitet hat? "Eine Patek Philippe für rund 150.000 Euro, denke ich. Aber man behandelt alle Uhren gleich.” Wirklich alle? Auch die aus Platin? Keine Angst vorm Fallenlassen? "Na gut, die reichen wir einander nur über einen Tisch gebeugt weiter", gibt er zu.

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Klaus hat seine Lupe seit rund 12 Jahren.

Klaus hat seine Lupe seit rund 12 Jahren.

Viele der Mitarbeiter, die an den brusthohen Tischen im Raum arbeiten, tragen selbst Uhren, die wertvoll aussehen – und dann komme ich mit meiner Smartwatch.

Sind die klugen kleinen Computer, wie ich einen am Handgelenk trage, nicht der Endgegner für den Beruf des Uhrmachers? “Smart Watches sind eine Einstiegsdroge”, verneint Werkstattleiter Richter. “Durch sie werden auch Jüngere an das Thema herangeführt.”

Irgendwann wolle man dann noch etwas Handfestes, Mechanisches haben. “Und dann kommt die Zeit, in der man eine Uhr will, die auch funktioniert, wenn mal der Strom ausfällt oder die Batterie leer wird”, versetzt er mit einem Zwinkern. Touché.

Das Uhrmacher-Handwerk: Wie einen Zahnstocher mit Boxhandschuhen aufheben

Schließlich geht es weiter zum praktischen Selbsttest. Ich soll heute schließlich verstehen, was es bedeutet, Uhrmacher zu sein. Einen Raum weiter darf ich eine mechanische Übungsuhr auseinandernehmen – demontieren, wie es hier heißt.

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Wie ich im Workshop gelernt habe, sitze ich richtig, wenn ich meinen Kopf auf einer Faust am Tisch ablege und mein Rücken dabei gerade bleibt.

Wie ich im Workshop gelernt habe, sitze ich richtig, wenn ich meinen Kopf auf einer Faust am Tisch ablege und mein Rücken dabei gerade bleibt.

Mit einem tiefen Atemzug setze ich mich an den Arbeitsplatz. Ein Teammitglied stellt mir den Tisch so ein, dass ich meine Unterarme mit geradem Rücken an die weichen, dafür geeigneten Vorrichtungen des Tisches ablegen kann.

Er zeigt mir, was ich tun soll: "Löse die Schrauben, die die verschiedenen Brücken und Platinen halten. Die Brücken fixieren oft das Räderwerk und die Hemmung." - Was?

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Eine Uhr sollte alle sieben bis zehn Jahre in die professionelle Reinigung. Tipp für Zuhause: Mit Lederarmband nicht ins Wasser gehen und keine aggressiven Putzmittel verwenden. Wattestäbchen reichen oft.

Eine Uhr sollte alle sieben bis zehn Jahre in die professionelle Reinigung. Tipp für Zuhause: Mit Lederarmband nicht ins Wasser gehen und keine aggressiven Putzmittel verwenden. Wattestäbchen reichen oft.

Vor mir liegt ein Uhrengehäuse mit Innenleben. Ich fühle mich wie in einer Operation am offenen Herzen. Ich rolle mir Gummifingerlinge über die Finger, nehme eine kleine Pinzette in die Hand. Mit den Schraubendrehern schwurble ich schließlich an den kleinsten Schrauben, die ich je gesehen habe. Sie sind so klein, dass ich mir sicher bin, sie bald unabsichtlich einzuatmen.

Was ist, wenn so ein Schräubchen auf den Boden fällt? “Man sieht viele Uhrmacher unter'm Tisch”, beruhigt mich der Mitarbeiter.

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Was es braucht, um Uhrmacher zu werden: Konzentrationsvermögen, eine ruhige Hand, ein gutes Auge, logisches Denken.

Was es braucht, um Uhrmacher zu werden: Konzentrationsvermögen, eine ruhige Hand, ein gutes Auge, logisches Denken.

Dann benutze ich mit zittrigen Händen die antimagnetische Pinzette, um die ersten Teile herauszunehmen. Das ist, als würde ich versuchen, einen Zahnstocher mit Boxhandschuhen aufzuheben. Wieder fallen Wörter wie “Brücke“ (ein flaches, metallisches Bauteil, das verschiedene Teile des Uhrwerks stabilisiert) und “Unruh”.

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Hier zu sehen: Brücke und Platine werden aus dem Innenleben demontiert.

Hier zu sehen: Brücke und Platine werden aus dem Innenleben demontiert.

Letzere ist ein wichtiges Bauteil im mechanischen Uhrwerk, wie ich lerne. Es reguliert zusammen mit der Spiralfeder die Zeitmessung. Sie schwingt hin und her, wodurch sie den Takt der Uhr bestimmt und für eine gleichmäßige Bewegung der Zahnräder sorgt. Die Unruh ist somit entscheidend für die Genauigkeit der Uhr.

Ein Uhrwerk durch die Lupe betrachtet sieht wie eine Parallelwelt aus

Ich kneife die Augen zusammen. „Du brauchst die Lupe“, sagt Richters Kollege und reicht mir das kleine Uhrmachermonokel fürs Auge. Ich setze das Ding an und fühle mich wie eine Piratin auf Schatzsuche. Mit der Lupe kann ich endlich die winzigen Teile, Zahnräder und Einkerbungen der Uhr erkennen, wenn ich mit dem Kopf ganz nah rangehe.

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Vermutlich nicht die korrekte Art, den Schraubenzieher zu halten. Hat aber funktioniert.

Vermutlich nicht die korrekte Art, den Schraubenzieher zu halten. Hat aber funktioniert.

Außerdem sehe ich nun all die Details: aufeinander abgestimmte Zahnräder, Schräubchen und Einkerbungen. Silber- oder roséfarbene Teilchen und Platten.

Halte ich mir das Uhrwerk nah ans Auge, fühle ich mich fast wie ein Eindringling in eine perfekte kleine Parallelwelt, die seit Jahrhunderten vor sich hinläuft und einem normalen Uhrennutzer immer verwehrt bleiben wird.

Ich habe in meinem Tag als Uhrmacherin außerdem gelernt, dass es diesen Job immer geben wird, solange es teure Uhren gibt.

Als ich die Werkzeuge zur Seite lege und ein letztes Mal durch die Werkstatt blicke, wird mir klar, dass ich zwar bestimmt keine Uhrmacherin mehr werde – dafür möchte ich nun aber nun Uhr haben, die mehr kann, als meine Herzschläge und Schritte zu messen. Ich will eine kleine Parallelwelt am Handgelenk.

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