Wohnhaus in Essen droht abzusacken
Wegen Einsturzgefahr mussten die Einwohner eines Mehrfamilienhauses ihre Wohnungen verlassen. Ein ehemaliger Bergbaustollen bedroht die Stabilität des Gebäudes. Vor Jahren hatte ein ähnlicher Fall dramatische Folgen.
Wohnhaus in Essen droht abzusacken
In der Nacht zum Samstag mussten rund 80 Menschen in Essen ihre Wohnungen verlassen, weil die Sicherheit des Gebäudes, in dem sie wohnen, nicht mehr gewährleistet war. Unter dem mehrgeschossigen Wohnhaus in Essen-Freisenbruch befindet sich ein Zugang zu einem ehemaligen Bergbaustollen, wie Nico Blum, Sprecher der Feuerwehr Essen, am Samstagmorgen erklärte. Nach mehreren Bohrungen bestehe der Verdacht, dass die Verfüllung des Zugangs nicht in dem Zustand ist, in dem sie sein sollte. Dadurch sei die Standsicherheit des Gebäudes nicht mehr gewährleistet.
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»Rund 30 Menschen wurden in Notunterkünften untergebracht«, sagte Blum. Der Rest sei bei Freunden und Verwandten untergekommen. Der Einsatz der Feuerwehrkräfte begann am Freitagabend gegen 22.00 Uhr und endete gegen 3.00 Uhr am Samstagmorgen. Die Feuerwehr geht davon aus, dass die evakuierten Personen wochenlang nicht in ihre Wohnungen zurückkehren können.
Erinnerungen an das Loch von Wattenscheid
Im Ruhrgebiet durchziehen Schächte und Stollen mit einer Gesamtlänge von mehreren Tausend Kilometern die Erde. Immer wieder kommt es wegen der verlassenen Anlagen zu sogenannten Tagesbrüchen. So werden Bergschäden bezeichnet, die sich an der Erdoberfläche zeigen. Ein Grund dafür ist, dass die Füllung, die einst die Schächte versiegeln sollte, abgehen kann. Von vielen alten Schächten lasse sich deren genau Lage zudem nicht mehr exakt bestimmen, weil wichtige Unterlagen wie Grubenbilder während des Ersten und Zweiten Weltkrieges verloren gegangen seien, erklärte die Regierung von NRW schon 2017 auf eine Anfrage des SPIEGEL.
In deutlicher Erinnerung ist manchen noch das gewaltige Loch von Bochum-Wattenscheid. Im Jahr 2000 bildete sich damals in einem Wohngebiet ein 500 Quadratmeter großer und rund 40 Meter tiefer Krater. Zwei Garagen und ein Auto versanken damals darin, mehrere Häuser mit Dutzenden Bewohnern mussten evakuiert werden. Zur Stabilisierung wurden Tausende Kubikmeter Beton in das Loch gefüllt, der Schaden ging in die Millionen.