Raum: "Ich bin total eskaliert"

Mit seiner Flanke auf Niclas Füllkrug leitete er beim 1:1 gegen die Schweiz eine Gefühlsexplosion ein: Linksverteidiger David Raum hat mit seinem starken Jokerauftritt auf sich aufmerksam gemacht. Ansprüche will er vor dem Achtelfinale der DFB-Elf gegen Dänemark nicht stellen. Bereit für mehr wäre er allerdings.

raum:

Die "totale" Eskalation: David Raum, nachdem er gegen die Schweiz die Flanke zum 1:1 geschlagen hat.

Nagelsmanns Joker über eine Nachfrage bei Füllkrug, seine Rolle - und Kunsthaut

Nein, von der Bezeichnung Flankengott will David Raum nichts hören. Erst recht nicht will er sich den Ehrentitel, der ihm nach seiner perfekten Hereingabe auf Niclas Füllkrug vor dem 1:1 gegen die Schweiz vom Torschützen höchstpersönlich verliehen wurde, nicht auf die Haut stechen lassen. Gegen Tattoos hat der Leipziger zwar nichts, wie die vielen Motive auf seinem Körper mehr als deutlich zeigen, aber: "Eigenlob stinkt über alle Berge", sagt der 26-Jährige und lacht laut. Es so sogar komisch, wenn "Fülle" das sage, "aber ich sehe es natürlich als Auszeichnung".

Das Flankenschlagen als Wissenschaft?

Diese hat sich der Linksverteidiger, der gegen die Schweiz als Joker für Belebung sorgte, durch harte Arbeit und Fleiß verdient. Nach nahezu jeder Trainingseinheit schlägt Raum 30 bis 40 Bälle in die Mitte, wo hungrige Abnehmer wie eben jener Füllkrug darauf warten. Spricht man mit dem Flügelspieler, dann ahnt man: Es mag leicht klingen, einen Ball von außen so in die Mitte zu bugsieren, dass der Stürmer ihn ins Tor köpfen kann. Aber im Kern handelt es sich um eine Wissenschaft - zumindest, wenn man sich so intensiv und detailliert damit befasst wie Raum.

  • Das Achtelfinale im Überblick

Auf die Frage, was eine perfekte Flanke ausmache, gerät er dann auch erst einmal ins Grübeln. Eine einfache Antwort darauf könne er nicht geben, sagt er dann - und fängt an zu referieren: "Es gibt so viele unterschiedliche Arten einer Flanke: Bist du an der Grundlinie durchgebrochen oder hinterlaufen? Bist du im Halbfeld? Kommst du aus dem vollen Sprint oder wurdest du freigespielt? Ist die Mitte besetzt oder laufen die Spieler erst ein? Steht die Kette des Gegners hoch oder tief? Wir könnten jetzt alle möglichen Szenarien durchsprechen."

"Augen zu und hoffen"

Das wäre eine Option, allerdings eine, die das Zeitbudget des DFB bei der Heim-EM wohl gehörig durcheinanderwürfeln würde. Also beschränkt sich Raum aufs Wesentliche: "Wichtig ist, dass du vor der Flanke einen guten Kontakt hast, damit der Ball gut liegt. Dann musst du schauen, wer in der Mitte ist und wie die Spieler die Bälle gerne haben wollen. Dann bringst du den Ball scharf vors Tor, so dass der Keeper nicht das Gefühl hat, er könne ihn abfangen." Und dann? "Dann machst du die Augen zu und hoffst, dass in der Mitte einer den Ball reinschießt."

So wie am vergangenen Sonntag in Frankfurt, als Füllkrug in der Nachspielzeit für eine Gefühlsexplosion im EM-Gastgeberland sorgte - und Raum kurzzeitig die Orientierung verlor. "Ich bin total eskaliert", erinnert sich der Vorlagengeber. "Ich habe erst mal in Richtung der Fans geschrien, dann gegen die Bande getreten. Und dann bin ich zur Jubeltraube gelaufen. Da lagen alle auf Toni (Antonio Rüdiger, Anm. d. Red.), aber der wurde ja nur verarztet, wie ich später erfahren habe." Auf dem Weg zurück zur Mittellinie fragte Raum sicherheitshalber bei Füllkrug nach, wer denn nun das Tor geschossen habe. Die Antwort des Stürmers: "Na, ich natürlich." Dann war’s auch bei Raum angekommen.

Fluch und Segen eines Jokers

Dass sowohl Raum als auch Füllkrug als Joker so gut funktionierten, könnte sich für beide im weiteren Turnierverlauf zum Fluch und Segen zugleich entwickeln. Welcher Trainer verzichtet schon gerne auf Spieler, die einen solch starken Einfluss aufs Spiel haben? Einerseits. Andererseits: Es ist auch nicht verkehrt, Leute auf der Bank zu haben, die sofort funktionieren.

Auch wenn Raum in seinem Klub RB Leipzig längst Stammspieler ist und dort in den vergangenen zwei Jahren unter Trainer Marco Rose eine sehr gut Entwicklung genommen hat, ist ihm die Rolle als Einwechselspieler nicht fremd. "Auch wenn es traurig klingt", sagt er. "In Fürth habe ich drei Jahre lang auf der Bank gesessen, als ich zwischen 19 und 21 Jahre alt war." Damals lernte Raum, damit umzugehen und einen Weg zu finden, schnell zu funktionieren.

Wie das geht? "Ich versuche ruhig zu bleiben und das Spiel zu beobachten, damit ich ein Gefühl dafür entwickele und mental bereit bin", sagt er. Gegen die Schweiz scharte er laut eigener Aussagen bereits zur Halbzeit mit den Hufen, weil Bundestrainer Julian Nagelsmann entsprechende Hinweise auf seine baldige Einwechslung in die Kabinenansprache eingebaut hatte. Als Raum schließlich in der 61. Minute ins Spiel kam und Füllkrug 15 Minuten später ebenfalls, wusste Raum, was er zu tun hatte: "Ich weiß, dass Fülle es liebt, wenn ich mir den Ball einmal vorlege, vielleicht noch einen Zwischenschritt mache, damit die Verteidiger fallen. Dann hat er ein überragendes Kopfballspiel."

"Da haben Sie mich jetzt erwischt"

Trotz des großen Einflusses, den die beiden Joker im letzten Gruppenspiel hatten, ist damit nicht gesagt, dass sie automatisch im Achtelfinale gegen Dänemark in die Startelf rücken. Raum hat damit kein Problem. Er weiß noch gut, wie er als kleiner Junge davon geträumt hat, einmal Fußballprofi und Nationalspieler zu sein. Einen Traum, der er sich erfüllt hat und nun bei der Heim-EM in vollen Zügen genießt. "Ich stelle keine Ansprüche, aber natürlich probiere ich mich mit Leistung aufzudrängen", sagt Raum. "Jeder, der nicht in die Startelf will, wäre falsch. Jeder bei uns will spielen, aber jeder kennt auch seine Rolle." Für Raum lautete die zunächst, sich bereitzuhalten, wenn er als Einwechselspieler gebraucht wird. Wie im Spiel gegen die Schweiz.

Wenn schon kein Eigenlob auf die Haut kommt, dann vielleicht ja ein EM-Pokal? Im Fall der Fälle? Raum lacht. Pläne gebe es diesbezüglich noch nicht. Überhaupt plane er bei seinen Tattoos eher wenig. Es habe allerdings einmal den Versuch gegeben, das Tätowieren zu lernen, verrät er auf Nachfrage. "Da haben Sie mich jetzt erwischt", sagt er. "Ich habe mir tatsächlich mal eine eigene Maschine bestellt und angefangen, es auf Kunsthaut zu üben. Aber das wollte ich keinem antun, ich habe auch nicht an mir selbst herumgemalt." Sein Respekt vor der Kunstform ist dadurch nur noch weiter gewachsen. So wie zuletzt der Respekt vor seinen Flanken. Auch die können schließlich Kunst sein.

OTHER NEWS

1 hour ago

Orban heizt Gerüchte um rechten Pakt mit Kickl an

1 hour ago

Stichtag 1. Juli: Vorschriften, Gebühren und Zuschüsse: Was sich im Juli alles ändert

1 hour ago

Urlaub verpfuscht: Wenn Booking.com seine Schattenseiten zeigt

2 hrs ago

Keine Bakterien, keine schlechten Gerüche – das ist der ultimative Blitz-Putz-Trick für Ihre Waschmaschine

2 hrs ago

Helmer und Babbel trauen der Schweiz viel zu: "Kein Limit"

2 hrs ago

Person auf Dortmunder Stadiondach sorgt für Wirbel

2 hrs ago

Wirtschaftsforschung: Warum es das Ifo-Institut noch gibt

2 hrs ago

5 Jahre Wartezeit sind genug: Hey Apple, was dauert da so lange?!

2 hrs ago

Umwelt und Jugend: Salesianer Don Boscos halten Provinzkapitel im Kloster Benediktbeuern ab

2 hrs ago

Braune Katzen: Wunderschön und selten

2 hrs ago

Frühe Prägung: So entscheidet unsere Kindheit, wie intelligent wir werden

2 hrs ago

Sonniger Abschied für 66 Realschüler: Mehr als die Hälfte erhält einen Vermerk

2 hrs ago

Tausende protestieren gegen Massentourismus in Málaga

2 hrs ago

Hansi Flick sieht ihn als Unterschiedsspieler: Einen Stürmer will der neue Trainer wohl unbedingt beim FC Barcelona

2 hrs ago

Sitzjubler Rüdiger im Defensivrausch: «Wie ein Tor»

2 hrs ago

TV-Tipp ohne Werbung: Einer der witzigsten (& besten!) 80er-Kultfilme

2 hrs ago

Deutsche Bahn News aktuell: RB 44 / Ausfall RB 27124 / Neumarkt St. Veit (ab 13:43 Uhr) - Landshut (Bay.) Hbf (an 14:21 Uhr)

2 hrs ago

Löcher im Rasen: Du wirst überrascht sein, was dahinter steckt

2 hrs ago

Warum der "Westen" den Klimawandel nicht überleben wird

2 hrs ago

Gebt Netflix und Co. eine Chance: Für diesen Hit braucht es Geduld

2 hrs ago

De la Fuente sieht noch nicht die "beste Version" Spaniens

2 hrs ago

Wolff kontert nächste Horner-Attacke

2 hrs ago

EM-Sensation: "Er kann Weltfußballer werden"

2 hrs ago

Olaf Scholz, Annalena Baerbock, Markus Söder: Vor deutschem Achtelfinale - Fans wettern gegen "peinliche" EM-Posts

2 hrs ago

Perfekt bei 30 Grad: 5 Leinen-Kleidungsstücke, die du diesen Sommer brauchst

2 hrs ago

Wahlen im Iran: Reformer Pezeshkian gelingt sensationeller Erfolg im Iran

2 hrs ago

Panne bei der Bundeswehr Neue Spionage-Satelliten nicht funktionsfähig

2 hrs ago

Dein Horoskop für die Woche vom 1. bis 7. Juli 2024

3 hrs ago

Besseres Kaffee-Aroma: Diesen einfachen Trick sollten Sie kennen - er kostet Sie nicht mal was

3 hrs ago

Besseres Kaffee-Aroma: Diesen einfachen Trick sollten Sie kennen - und er kostet Sie nicht mal was

3 hrs ago

Unwetter: Schwere Gewitter wüten über Deutschland

3 hrs ago

Jodie Foster trägt das perfekte "Passt-immer"-Kleid für alle Frauen 60plus

3 hrs ago

Stefanie Hertel: Die letzten Stunden! So stand sie ihrem Vater Eberhard Hertel ( †85) bei

3 hrs ago

Nicht zu bremsen: Diese Sternzeichen reiten im Juli 2024 auf einer Erfolgswelle

3 hrs ago

Kabelfernsehen für Mieter: Das sind die neuen Regeln!

3 hrs ago

Krieg im Nahen Osten Neue Proteste - und ein Appell

3 hrs ago

Die 21 besten Tablets im Test: Samsung gegen Apple

3 hrs ago

50 Jahre AC/DC: Die besten Alben als goldene Amazon-Exclusives-Vinyls sichern

3 hrs ago

Wer hat Pi erfunden? Wissen für kleine Mathematiker

3 hrs ago

Wissenschaftler im Shitstorm - „Ich könnte täglich eine Handvoll Anzeigen erstatten“