Wetter: Tornados, Fallböen, Starkregen und Hagel – Schwere Gewitter am Dienstag erwartet
Große Temperaturunterschiede und feuchte Luft sorgen am Dienstag für erhöhte Gewittergefahr. Jörg Kachelmann erklärt, was wo zu erwarten ist – und wie man sich verhalten sollte, wenn man trotzdem zum Public Viewing geht.
Wie sieht’s aus?
Wir bekommen heute über der breiten Mitte Deutschlands eine Wetterlage, die einzelne sogenannte Superzellen produzieren kann, also große, gefährliche Gewittergebilde. Diese Zellen können vor allem in der Westhälfte des betroffenen Gebiets von Tornados begleitet werden, weiter Richtung Osten sind eher Downbursts die größte Gefahr, also schwere Fallböen, die Orkanstärke erreichen können.
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Die größten Problemgebiete sind das Saarland, Rheinland-Pfalz ohne den äußersten Süden, NRW ohne den äußersten Norden, Hessen, der Süden Niedersachsens, Thüringen, das unmittelbar angrenzende Bayern, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg sowie das nördliche Sachsen. Besonders im Bereich der Superzellen dürften auch Starkregen und große Hagelkörner ein Problem werden.
Wie ist das zu erklären?
Der Temperaturunterschied über Deutschland ist immens: 15 Grad in 1500 Meter Höhe auf engem Raum. Dazu kommt feuchte Luft aus Südwesten, und durch die Bildung eines kleinen Privattiefs über uns der Wille zur Hebung. Ein Teil der Superzellen kann schon aus Frankreich und Luxemburg zu uns kommen, weitere können sich direkt über Deutschland entwickeln.
Wie geht’s weiter?
Wenn die Gewitter nicht mehr einzeln bleiben, sondern miteinander verklumpen, sinkt paradoxerweise die Unwettergefahr, und die ganz großen Dinge werden unwahrscheinlich. Dieses Phänomen wird später in der Nacht auf Mittwoch von West nach Ost Entspannung bringen. Dann werden wir es allerdings noch mit der ebenfalls nicht geringen Problematik von Blitzschlägen zu tun haben.
Was sollte ich tun?
Wären wir in den USA, würden heute sämtliche Outdoor-Veranstaltungen im betroffenen Gebiet vorsichtshalber abgesagt – weil man eben nicht genau weiß, was wo wie schlimm passiert und kein Risiko eingehen möchte. Sie
befinden sich aber im Land mit dem Leitmotto »Et hätt noch immer jot jejange«. Oder anders formuliert: Man kann nichts tun, bevor es am Himmel vor Ort pechschwarz wird, um dann zu bemerken, dass man
sowieso nichts mehr ausrichten kann, weil es zu spät ist. Und später beim Aufräumen sagt man dann, man sei vom Unwetter »überrascht« worden.
Hinzu kommt an diesem Dienstag die Angst vor den Fußballfans. Etwas wegen einer Wetterlage abzusagen, von der 90 Prozent der Leute später sagen, es sei ja gar nichts gewesen – das gilt in Deutschland traditionell als viel
schlimmer, als zehn Prozent der Leute unter den Unwetterbus zu werfen. Von dem man ja nicht mal genau weiß, wo er durchfährt und wie viele drunter sterben.
Und spanische Behörden zum Beispiel wissen ohnehin: Wenn man Deutschen verbietet, draußen zu saufen, tun sie es trotzdem.
Falls Sie zu einer dieser Veranstaltungen gehen, gucken Sie laufend an den Himmel und aufs Radar. Zeigt das Stormtracking in Rot oder Lila in Ihre Richtung, machen Sie sich vorher einen Plan, in welche Kneipe Sie abhauen
können. Tun Sie das rechtzeitig. Lassen Sie Kinder zu Hause. Schreiben Sie jetzt schon den Satz in Ihre Social-Media-Kanäle »WO WAR DENN NUN EUER UNWETTER?« – und warten Sie mit dem Abschicken, bis es opportun ist.
Und was tun Sie?
Wir versuchen, die Superzellen über unsere Kanäle so gut wie möglich zu begleiten und die Menschen in deren Zugbahn zu warnen. Und wir hoffen, dass sich die Wetterlage noch ändert, alles schwächer ausfällt und am Ende 100 Prozent der Leute schreiben können: »WO WAR DENN NUN EUER UNWETTER?«