Ukraine-Invasion Tag 851: Touristen-Touren durch die Ukraine
Präsident Wolodymyr Selenskyj besucht frontnahe Gebiete. US-Verteidigungsminister telefoniert mit russischem Amtskollegen. Der Nachrichtenüberblick am Abend.
Zerstörte Gebäude in der Nähe von Donezk.
Für die meisten Menschen ist es vermutlich eine absurde Idee, derzeit in der Ukraine Urlaub zu machen. Doch inzwischen gibt es sogar organisierte Touren, die ausländischen Besuchern hautnah den Schrecken des Krieges vermitteln sollen. CNN hat eine solche Tour begleitet.
Die Reise beginnt in Horenka, einem Vorort von Kiew, den die russische Armee im Februar 2022 erreichte. Zu sehen gibt es vor allem verlassene und zerstörte Wohnhäuser, ein Tourguide berichtet von Angriffen auf die Bevölkerung. Ivan Bilotserkivets ist einer der wenigen verbliebenen Anwohner und erzählt von seinen Erlebnissen. „Ich finde es gut, dass Menschen aus aller Welt herkommen und die Konsequenzen des Krieges erleben“, sagt er.
Tatsächlich unterstützt inzwischen auch die ukrainische Tourismusbehörde solche Touren. „Zu Beginn waren wir sehr skeptisch. Aber wir merken, dass es an der Zeit ist, dass die Welt vom Mut der Ukrainer und den Verbrechen der Russen erfährt“, sagt Mariana Oleskiv von der Agentur für Tourismusentwicklung.
Einer, der bei der Tour dabei ist, ist der französische Student Jean-Baptiste Laborde. „Ich beobachte den Krieg seit Beginn und wollte einfach mit eigenen Augen sehen, was hier passiert ist“, erklärt er.
Die Tour führt auch nach Butscha, wo es zu einem der schwersten Massaker an der Zivilbevölkerung kam. Yulia Bevzenko ist eine der Organisatorinnen. Sie wehrt sich gegen Kritik: „Hier geht es nicht um Unterhaltung. Wir versuchen mit der Tour nicht, vom Krieg abzulenken. Im Gegenteil: Wir wollen den Krieg erlebbar machen.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat frontnahe Gebiete im Osten des Landes besucht. Zusammen mit Armeeoberbefehlshaber Olexander Syrskyj habe er sich im Gebiet Donezk über die aktuelle Lage unterrichten lassen. Mehr hier
- US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat nach Drohungen Moskaus in einem seltenen Austausch mit seinem russischen Kollegen gesprochen. Während des Gesprächs mit Andrej Beloussow habe Austin betont, dass es angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine wichtig sei, die Kommunikation aufrechtzuerhalten, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Dienstag. Mehr hier
- Der Vorsitzende der Jungen Union (JU), Johannes Winkel, will ukrainischen Männern im wehrfähigen Alter den Schutzstatus entziehen – und damit die staatliche Unterstützung in Deutschland. Es sei in Ordnung, wenn man ukrainische Frauen und ihre Kinder auch mit Sozialleistungen unterstütze, sagte der 32-Jährige der „Welt“. Mehr hier
- Die EU-Staaten haben sich auf neue Sanktionen gegen Russlands Partnerland Belarus verständigt. Wie die derzeitige belgische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte, soll mit ihnen insbesondere die Umgehung von bereits bestehenden Russland-Sanktionen erschwert werden. Mehr hier
- Die überwiegende Mehrheit von 80 Prozent der Ukrainer glaubt an den Sieg ihres Landes, während demgegenüber nur 12 Prozent nicht daran glauben. Das ist das zentrale Ergebnis einer Umfrage, von der die ukrainische Online-Zeitung „Ukrainska Pravda“ berichtet. Mehr im Liveblog
- Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Rufe nach Friedensgesprächen mit Russlands Präsident Wladimir Putin zum jetzigen Zeitpunkt zurückgewiesen. „Putin setzt weiter voll auf Krieg und Aufrüstung, darüber darf niemand hinwegsehen“, sagte er am Mittwoch im Bundestag.
- Der Kreml hat die Haftbefehle des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) gegen Russlands Ex-Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow als absurd bezeichnet. „Wir erkennen die Kompetenz des Gerichts nicht an und sind nicht Mitglied des entsprechenden Statuts. Dementsprechend erkennen wir auch die Haftbefehle nicht an“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.
- Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst Deutschland (JRS) kritisiert den Vorstoß aus der Union für eine Ausweisung von ukrainischen Kriegsgeflüchteten, die nicht arbeiten. „Eine Art Zwangsarbeit durch Abschiebungsandrohung kann keinesfalls eine Antwort auf die Notlage der Menschen aus der Ukraine sein“, sagte der Leiter des JRS Deutschland, Claus Pfuff, dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de
- Ein Strahlungskontrollposten in der Region um das besetzte ukrainische AKW Saporischschja ist nach russischen Angaben durch ukrainischen Beschuss zerstört worden. Die Strahlungswerte hätten die Grenzwerte nicht überschritten.