Versteigerung : „Bond-King“ verdient 18 Millionen Dollar – mit Briefmarken
Der Star-Investor hat einen Teil seiner Briefmarken-Sammlung versteigert und dabei einen Rekord aufgestellt. Trotzdem geht die Zeit für Sammler zu Ende, wie er selbst sagt.
Bill Gross hat einst das Investmenthaus Pimco mitgegründet. Seinen Fonds führte er so erfolgreich, dass er an der Wall Street den Spitznamen „Bond-King“ erhielt, also Anleihekönig. Heute ist der mittlerweile 80-Jährige im Ruhestand und verwaltet nur noch sein eigenes Geld. In den Fokus der Öffentlichkeit rückte er am Wochenende trotzdem.
Gross hat am Freitag beim New Yorker Auktionshaus „Robert A. Siegel Auction Galleries“ 100 Briefmarken versteigert – und dabei 18,1 Millionen Dollar erlöst. Allein die 1-Cent-Briefmarke „Benjamin Franklin Z Grill“ ging für 4,4 Millionen Dollar weg.
Das ist neuer Rekord für eine US-Briefmarke. Der alte lag bei zwei Millionen Dollar aus dem vergangenen Jahr, berichtet die „Financial Times“. Von der Briefmarke Benjamin Franklin Z Grill gibt es nur zwei bekannte Exemplare, das andere ist im Besitz einer New Yorker Stadtbücherei.
Auch eine zweite Briefmarke knackte die Marke von einer Million Dollar. Die 15-Cent-Marke von Z Grill mit dem Konterfei des ehemaligen US-Präsidenten Abraham Lincoln kam für knapp 2,4 Millionen Dollar unter den Hammer.
Gross sammelte über viele Jahre Briefmarken. Angefangen hatte damit seine Mutter, die so sein College finanzieren wollte. Als sie die Sammlung verkaufen wollte, stellte sie aber fest, dass ihr Wert unter dem ursprünglichen Kaufpreis lag. „Meine Mutter hatte eine gute Idee, hat aber nicht die richtigen Briefmarken gekauft“, sagte Gross einmal.
Daraufhin begann er selbst eine Sammlung aufzubauen. Auf ihrem Höhepunkt galt sie als eine der komplettesten weltweit. Scott Trepel, Chef von Siegel Auctions, sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg, einige Briefmarken seien so selten, dass es Generationen dauern könnte, bis sie wieder auftauchen.
Immer weniger Sammler rücken nach
Nun löst Gross die Sammlung peu à peu auf. Vor dem Verkauf sagte er: „Ich bin 80 Jahre alt, und es ist an der Zeit, die Sammlung an andere zukünftige Sammler zu übergeben.“ Schon vor diesem Wochenende hatte er bei Siegel Auctions Briefmarken im Wert von 24 Millionen Dollar verkauft, weitere 30 Millionen brachten Versteigerungen bei Shreves Philatelic Galleries ein.
Heute bietet Briefmarkensammeln aber wohl keinen Weg zum Reichtum – wie selbst Gross einräumt: „Ich denke auch, dass ein kleiner Nachteil darin besteht, dass das Briefmarkensammeln immer eine Funktion von Kindern und ihren Sammlern war, die später zu wohlhabenden Erwachsenen werden. Aber in diesem Fall glaube ich nicht, dass Kinder noch Briefmarken sammeln.“
Das führt zu einem Problem: Immer weniger Leute sammeln Briefmarken, während gleichzeitig immer mehr alte Sammlungen veräußert werden. Das führt zu einem Überangebot – solange man nicht einige der seltensten Briefmarken sein Eigen nennt wie Bill Gross.
Erstpublikation: 16.06.2024, 13:28 Uhr.