Neue Blockbuster: Bayer füllt seine Agrar-Pipeline
Kleinwüchsiger Mais ist ein besonderer Hoffnungsträger von Bayer.
Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer will in den kommenden zehn Jahren in seiner Agrarsparte zehn neue Produkte auf den Markt bringen, die jeweils mindestens 500 Millionen Euro Umsatz im Jahr erzielen sollen. Als „einzigartig in der gesamten Branche“ bezeichnete das Bayer anlässlich seines Innovationstages für die Agrarsparte in Chicago im amerikanischen Bundesstaat Illinois am Montag.
Ein besonderer Hoffnungsträger dabei ist kleinwüchsiger Mais, von dem sich Bayer Erlöse von bis zu 1,5 Milliarden Euro im Jahr ausrechnet. Mais ist gerade in den Vereinigten Staaten eine beliebte Anbaupflanze, die als Nahrung, Tierfutter oder weiterverarbeitet als Bioethanol nachgefragt wird. Doch im mit Abstand größten Anbaugebiet, dem Mittleren Westen Amerikas, gibt es besonders viele Wirbelstürme und Hurrikans, die den mehr als zwei Meter hohen Pflanzen regelmäßig zusetzen. Bis zu einem Viertel des Ertrags geht Bauern dadurch in manchen Jahren verloren. Der sogenannte „Short Stature Corn“ soll das verhindern. Außerdem soll diese Maissorte weniger dicht wachsen, wodurch Bauern länger mit Maschinen auf ihre Felder kommen und dadurch weniger düngen müssen.
Spitzenumsatzpotential von mehr als 32 Milliarden Euro
Hergestellt wird das Saatgut in drei Verfahren, der konventionellen Züchtung, also durch Kreuzung, durch Biotechnologie und – je nach Region und Regulatorik – auch durch Geneditierung. Die drei verschiedenen Forschungsansätze sind unterschiedlich weit gediehen, der Züchtungsansatz wird schon von einigen Hundert Landwirten getestet. Die Markteinführung für die Biotechnologie-Variante wird für 2027 in den USA erwartet, dabei arbeitet Bayer mit dem Konkurrenten BASF zusammen. Die Geneditierung ist in einer noch früheren Phase.
Auch bei den Pflanzeneigenschaften und der Resistenz etwa gegen Insekten sollen bald neue Produkte auf den Markt kommen. Für Mais rechnet Bayer mit Umsätzen von mehr als 1 Milliarde Euro, bei der ebenfalls wichtigen Sojabohne gibt es vier Mittel zur Unkraut- und Schädlingsbekämpfung, die insgesamt mehr als 3 Milliarden Euro im Jahr erlösen sollen. Auf einem ganz neuen Wirkmechanismus zur Unkrautbekämpfung basiert das Herbizid Icafolin, das 2028 in Brasilien für Soja auf den Markt kommen soll. Anstatt nach Molekülen zu suchen, haben die Forscher dabei mit Computermodellierungen neue Moleküle entworfen, die genau auf das Zielprotein eines Unkrauts, Pilzes oder Schädlings passen – wie ein Schlüssel zu einem Schloss. Crop Key nennt sich der Ansatz, von dem sich die Forschung vor allem durch große Datenmengen Impulse verspricht. Für seine Forschung und Entwicklung in der Agrarsparte investiert Bayer etwa 2,5 Milliarden Euro im Jahr.
Insgesamt kommt der Dax-Konzern für seine Wirkstoffe im Pflanzenschutz, für Saatgut und Pflanzeneigenschaften auf ein Spitzenumsatzpotential von mehr als 32 Milliarden Euro. Etwa die Hälfte des Portfoliowertes der Agrarsparte kommt allerdings nicht aus Langfrist-Entwicklungen, sondern jährlichen Updates. „Dazu gehört die Einführung von 400 bis 500 Saatguthybriden und -sorten pro Jahr“, sagt Bob Reiter, der die Forschung und Entwicklung leitet. „Im Pflanzenschutz rechnen wir damit, in den nächsten zehn Jahren 90 bis 100 neue Formulierungen auf den Markt bringen zu können.“