Aral, Shell, Esso, Babboe, Sabine Döring – das war Montag, 17.6.2024
Jeden Abend sortieren wir die wichtigsten Wirtschaftsthemen des Tages für Sie und versorgen Sie mit exklusiven Informationen. Heute mit Problemen für Tankstellenbetreiber, Kursverlusten für Adidas und einem Dämpfer für Accell.
Aral, Shell, Esso, Babboe, Sabine Döring – das war Montag, 17.6.2024
Kennen Sie Hydrotreated Vegetable Oil? Das ist ein klimafreundlicher Kraftstoff für Autos, hergestellt aus wasserstoffbehandelten alten Pflanzenölen und Fettresten – und es ist eine von einer ganzen Reihe an Herausforderungen, vor denen Deutschlands Tankstellenbetreiber derzeit stehen. Immer mehr solcher neuen Kraftstoffe gelangen an den Markt und fordern an Tankstellen ihren Platz. Firmen wie Aral, Shell oder Esso müssen daher umdisponieren. Zudem stehen weitere Veränderungen auf der Agenda, die den Tankstellenunternehmen das Leben immer schwerer machen. Ein Beispiel ist das kommende Aus für neue Verbrennerautos, das in der EU derzeit auf das Jahr 2035 terminiert ist, ein anderes die Pflicht zur Installation von Elektroladesäulen für Betreiber ab einer bestimmten Größe.
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Kein Wunder, dass sich viele Ölkonzerne aus dem Tankstellengeschäft zurückziehen. Von einem regelrechten Ausverkauf berichtet meine Kollegin Anna Driftschröer. Sie hat sich in der Branche umgehört und gibt einen Überblick über die Lage am deutschen Tankstellenmarkt – genau richtig zum Start der Urlaubssaison, in der viele wieder mehr Zeit auf Tankstellen verbringen, als ihnen eigentlich lieb ist.
Die Wirtschaftsnews des Tages:
Wie viele andere chinesische Hersteller hat auch Nio Probleme, in Deutschland Fuß zu fassen. Ende vergangenen Jahres wurde Marius Hayler (55) als Deutschlandchef installiert, um das Geschäft in Gang zu bringen. Jetzt ist er schon wieder weg, wie mein Kollege Christoph Seyerlein berichtet. Haylers Mission ist gescheitert.
Carl Zeiss Meditec hat die Investoren heute mit einer Gewinnwarnung geschockt, der Aktienkurs brach ein.
Und auch bei Adidas standen die Papiere unter Druck: Schon am Wochenende war bekannt geworden, dass Manager und leitende Angestellte in China in einen Bestechungsskandal verwickelt sein könnten. Das Unternehmen geht den Vorwürfen nach.
In Berlin gibt es einen Politskandal: In einem Brief hatten mehr als 100 Dozenten von mehreren Berliner Hochschulen im Mai die Räumung eines Protestcamps propalästinensischer Demonstranten an der Freien Universität Berlin kritisiert. Das Bildungsministerium unterzog diesen Brief einer rechtlichen Prüfung, veranlasst durch die Staatssekretärin Sabine Döring. Dafür wiederum gab es Kritik, weil der Brief durch die Meinungsfreiheit gedeckt sei. Auf Bitten von Bundeskanzler Olaf Scholz (66; SPD) zieht Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (56; FDP) in der Kontroverse nun Konsequenzen – und setzt Staatssekretärin Döring vor die Tür.
Warum Deutschland den Bach raufgeht:
Was sie an Deutschland so schätzt? Beantwortet heute Mina Saidze (30), KI- und Datenexpertin, Gründerin und Autorin, deren Eltern vor dem Krieg aus Afghanistan flohen und der Familie in Hamburg eine neue Heimat schufen: „Man muss nicht immer ins Bild passen, um seinen Weg zu gehen“, so Saidze. Ich finde, sie hat recht.
Die Zahl des Tages: 7
So viel Prozent mehr Lohn fordert die IG Metall von Christiane Benner (56) in den anstehenden Lohnverhandlungen für die Elektro- und Metallindustrie.
Damit Sie mitreden können:
Der Skandal um brüchige Rahmen bei Lastenrädern des niederländischen Herstellers Babboe zieht weitere Kreise. Der Massenrückruf der Fahrräder belastet auch die Babboe-Mutter Accell. Die Ratingagentur Fitch beurteilt die Bonität von Accell mittlerweile nur noch mit „CCC-“. Sie stuft das Unternehmen damit bereits zum vierten Mal binnen einem Jahr herab, wie mein Kollege Lutz Reiche beobachtet hat.
Mit der Ankündigung von Strafzöllen auf chinesische Elektroautos hat die EU-Kommission die Verantwortlichen in Peking offenbar verärgert; eine erste Antwort gibt jetzt: China hat seinerseits eine Antidumping-Untersuchung eingeleitet – was den Europäern das Elektroauto, ist den Chinesen das Schweinefleisch.
Meine Empfehlung für den Abend:
Unser Kolumnist Henrik Müller fühlt sich durch die jüngste Entwicklung in der europäischen Politik an die Zeiten vor zehn Jahren erinnert, als wegen der Schuldenkrise in Griechenland und anderen schwächelnden Südländern das Ende der Eurozone zu drohen schien. Aktuell ist es nicht der Süden, der Müller Sorgen bereitet, sondern der Nachbar im Westen: Bei den von Präsident Emmanuel Macron (46) angekündigten Neuwahlen könnten die Rechten in Frankreich die Macht übernehmen – mit fatalen Folgen, so Müller: Wenn Frankreich scheitert, scheitert Europa.
Beste Grüße
Ihr Christoph Rottwilm
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