Muss ich die nervigen Kinder meiner Cousine zum Geburtstag einladen?
Sieben Sachen
Muss ich die nervigen Kinder meiner Cousine zum Geburtstag einladen?
Happy Birthday.
Das ist hier die Frage.
Liebe Franka, meine Frau hat eine jüngere Cousine, mit der sie sich sehr gut versteht. Sie und ihr Mann haben vier lebhafte Kinder im Alter von sechs bis dreizehn. Wir mögen die Familie gerne, aber wenn meine Frau ihre Cousine zum Geburtstagskaffee einlädt, kommen gleich sechs Personen in unsere eher kleine Wohnung. Wir überlegen dann schon im Vorfeld, welche unserer anderen Freund:innen wir dafür nicht einladen. Dazu kommt, dass wir kinderlos sind und das vorwiegend auch auf unseren Freundeskreis zutrifft. Die Kinder sorgen daher für ziemlichen Radau. Dürfen wir die Eltern bitten, beim nächsten Mal für Kinderbetreuung zu sorgen und allein zu kommen?
FR7-Leser Bernd Z., 48
Lieber Bernd, na das klingt ja nach einer Menge Leben in der Bude bei Ihnen! Das kann ich mir schon vorstellen, dass man da auch mal genervt ist, vor allem, wenn man Familienleben live selbst so wenig gewöhnt ist. Da kann ein Geburtstagskaffee schnell mal ausarten. Aber ich fürchte, das Problem von Ihnen (und vermutlich auch Ihrer Frau?) ist kein rein pragmatisches, bei dem es ausschließlich um Pizzareste auf dem Parkettboden oder Geschwisterstreit geht, wenn die Erwachsenen in Ruhe Wein trinken wollen. Ich würde sagen, da treffen zwei Welten aufeinander, wenn Ihre Frau Geburtstag feiert und beide Hemisphären ihres Freundes- und Familienkreises unter einem Dach zusammenbringen will. Die Welt von kinderlosen und kinderhabenden Menschen unterscheidet sich für viele Jahre ganz grundlegend – wobei das Team der Kinderlosen durchaus nicht selten über Mitglieder verfügt, die eigentlich viel lieber im anderen Lager wären. Die keineswegs glücklich darüber sind, zuhause kein Kindergeschrei zu haben und womöglich nie welches haben zu werden. Wer selbst Eltern sein will, aber nicht kann, neigt manchmal dazu, besonders gnadenlos über adere Eltern und ihre Kinder zu urteilen. Wobei ich nicht andeuten will, dass das bei Ihnen und Ihren Freundinnen und Freunden der Fall ist – aber ein ganz klein bisschen ein Teilaspekt des Problems könnte es sein. Das dürfen Sie sich aber jetzt aussuchen, ob dieser Schuh passt, oder nicht. Und: Falls es so wäre, wäre es der deutlich schlimmere Teil des Problems und täte mir sehr leid.
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Der pragmatische Teil ist vermutlich leichter zu lösen, auch ganz ohne offizielle Ansage: „Bleibt bitte künftig zuhause oder organisiert euch halt eine Kinderbetreuung“. Wobei ich mich schon ein wenig wundere, dass ein 13-jähriges Kind zu solchen Veranstaltungen überhaupt gerne mitkommen mag (und vielleicht mit ein bisschen Bestechung sogar gern zuhause die jüngeren Geschwister hüten würde). Warum müssen denn unbedingt ALLE zu einem einzigen Termin kommen, wenn Ihre Frau Geburtstag hat? Denn davon hat doch eigentlich niemand was. Die Cousinenkinder sind vielleicht sogar ganz nett, wenn Sie sie in einem etwas neutraleren Setting erleben, in dem die Erwachsenen auch Zeit für sie haben. Hey, mal eine Runde Frisbee oder Monopoly zu spielen, macht zwischendurch doch den meisten Menschen Spaß.
Wie wäre es denn, einfach zwei getrennte Feiern auszurichten? Nachmittags die Familie mit den Kids, abends die kinderlosen Freunde? Die Familie kommt doch bestimmt nicht nur einmal im Jahr zum Geburtstagskaffee, und falls doch – gehen Sie doch lieber mal irgendwann im restlichen Jahr zusammen in den Zoo oder in den Trampolinpark, das schafft eine entspannte Stimmung, alle können sich austoben. Und bei der zweiten Feier laden Sie alle kinderlosen Freund:innen ein und lassen es so richtig krachen – auf Ihre Weise und ohne Grundschüler:innen unter Zucker-Adrenalin.
Aber, siehe oben. Kann es sein, dass Sie nicht eigentlich doch ein bisschen die Botschaft rüberbringen möchten: Ey, eure Kinder nerven! Und sich, wenn Sie und Ihre Frau unter sich sind, nicht doch einfach auch gern über die Erziehungsvorstellungen der chaotischen Familie echauffieren? Das dürfen Sie auch gerne, Lästern trägt zum seelischen Gleichgewicht bei, gerade wenn es um eigene, tiefer sitzende Probleme geht. Und wäre es vielleicht fast etwas langweilig, wenn das künftig nicht mehr ginge? Klar ist auch: Natürlich verprellen Sie die Familie, wenn Sie Kinder, die immer eingeladen waren, plötzlich ausladen, denn die Botschaft, nun ja, lautet eben: Ey, eure Kinder nerven! Es besteht die Gefahr, dass dann, wenn überhaupt, nur ein Elternteil zur Feier kommt. Wollen Sie das?
Und, wie auch immer: Die Tage sind lang und die Jahre sind kurz, heißt es so schön. In ein paar Jahren wird sich das Problem gar nicht mehr stellen, da sind die Kinder groß und wollen gar nicht auf ihre langweilige Oldie-Feier kommen. Bis dahin werden Sie sicher eine Lösung finden, ohne sich mit der Verwandtschaft zu entzweien.