Joshua Kimmich: »Enttäuscht« und »getroffen« über FC Bayern während Coronapandemie
Die Impfdebatte um Nationalspieler Joshua Kimmich? Lange her, aber während der Pandemie bestimmte sie wochenlang die Diskussionen. In einer neuen Doku spricht er über die Zeit – und zeigt sich dabei enttäuscht vom FC Bayern.
Joshua Kimmich: »Enttäuscht« und »getroffen« über FC Bayern während Coronapandemie
Eine neue Dokumentation des ZDF über Joshua Kimmich mit dem Titel »Anführer und Antreiber« gewährt Einblicke in das Leben des Bayern-München-Profis und Nationalspielers. Darin spricht der 29-Jährige über die Impfdebatte, die 2021 während der Coronapandemie über ihn entbrannt ist. Und er greift auch seinen Klub an.
»Ich habe mich zu lange alleingelassen gefühlt«, sagt Kimmich in einem Ausschnitt, der bereits vom März 2022 stammt und nun veröffentlicht wurde. Das sei die erste Talfahrt für ihn während seiner Zugehörigkeit zum FC Bayern München gewesen. »Da habe ich dann gemerkt, wie der Verein reagiert hat, und dementsprechend bin ich da schon enttäuscht und auch getroffen«.
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Kimmich verlängerte zuletzt im August 2021 seinen Vertrag beim FC Bayern. »Trotzdem ist dieses Vertrauensgefühl, das ich davor gegenüber dem Verein hatte, natürlich kaputtgegangen«, sagt der Profi in dem Film.
Julian Nagelsmann, Ex-Trainer des Klubs, kommt dort auch zu Wort. Er habe Kimmichs Position verstanden, und versucht, ihn »gerade in der Öffentlichkeit zu schützen«. Er habe sich aber in einer Vermittlerrolle mit dem Verein gesehen.
Symbolfigur in der Impfdebatte
Ende 2021 entstand die Diskussion, als bekannt wurde, dass Kimmich sich bis dato nicht hatte impfen lassen. Ein Musterprofi, der aus seiner Vorbildrolle zu fallen drohte, schrieb damals der SPIEGEL. So wurde der Fußballer zur Symbolfigur in der Impfdebatte.
In einem älteren ZDF-Interview räumte er sein Zögern als »Fehler« ein, kritisierte aber auch Aspekte der Berichterstattung. »Es wäre besser gewesen, mich früher impfen zu lassen«, sagte er dort. Zuvor habe er dies nicht umgesetzt, weil er »persönlich noch ein paar Bedenken« gehabt habe, »gerade, was fehlende Langzeitstudien angeht«. Bei der Berichterstattung, so Kimmich, seien allerdings »Grenzen überschritten« worden. Als Beispiel nannte er damals die Anwesenheit von Reportern bei der Beerdigung seines Großvaters.
Jene Kritik wird in der neuen Doku wiederholt – und Kimmich findet mitunter deutliche Worte. In einer Sequenz aus dem Dezember 2021 kämpft er mit den Tränen. »Ein Kumpel sagt mir, dass weniger Menschen gestorben wären, wenn ich mich hätte impfen lassen«, so Kimmich sichtlich abgekämpft. »Und das ist brutal«. Er fügt hinzu: »Wenn du da keine Familie hast, kannst du zerbrechen«.
Ohne Impfung sei es in der Zeit quasi unmöglich für ihn geworden, Fußball zu spielen. Später ließ er sich offenbar impfen. Zuvor hatte sogar Gesundheitsminister Karl Lauterbach persönlich angeboten, den Fußballspieler zu impfen.