Nicht auf der Höhe mit Spanien: Italien ist "wütend"
Das Positive vorneweg: Italien hat gegen das erneut groß aufspielende Spanien nur mit 0:1 verloren - durch ein Eigentor. Doch verdient war die Niederlage allemal, die Squadra Azzurra hatte im Grunde nicht den Hauch einer Chance.
Keine Chance: Giovanni di Lorenzo und Federico Chiesa beim Duell mit Nico Williams waren oft chancenlos.
Fehlpässe und zu passives Verhalten beim 0:1 gegen Spanien
Zu schnell, zu ballsicher, zu eingespielt, zu stabil, zu zielstrebig - einfach zu gut. Die spanische Nationalmannschaft erwies sich nach dem 3:0-Auftaktsieg gegen Kroatien auch gegen Italien als absoluter Kandidat auf die EM-Krone. Der Titelverteidiger konnte den Iberern bei weitem nicht das Wasser reichen.
Alleine schon das Dauerduell auf dem Flügel zwischen Spaniens Wirbelwind Nico Williams und Verteidiger Giovanni di Lorenzo sprach Bände. Der 21-jährige Dribbelkünstler von Athletic Bilbao, der mit solchen Auftritten auf dem Transfermarkt sicher trotz Vertrages bis 2027 noch beliebter werden dürfte, hatte dem 30-jährigen Napoli-Routinier regelmäßig einen Knoten in die Beine gespielt und war beim unglücklichen Eigentor von Riccardo Calafiori in der 55. Spielminute auch als entscheidender Faktor zur Stelle.
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Am Ende des Tages blieb hängen: Die mit sechs Punkten bereits als Gruppensieger feststehenden Spanier hatten sich nur eine schwache Chancenverwertung vorwerfen müssen - im Grunde wäre mindestens ein 3:0-Erfolg die logische Folge nach Abpfiff gewesen.
Italiens Nationaltrainer Luciano Spalletti, der im Vorfeld noch von "Gras fressen" gesprochen hatte, musste die Übermacht und deutlich höhere Qualität neidlos anerkennen - und hatte laut eigener Aussage schon nach wenigen Minuten alles so kommen sehen. "Ich war nicht so sehr enttäuscht am Ende", so der Coach gegenüber Sky Sport Italia. "Von Anfang an war mir klar, dass sie einfach weit schärfer und klarer waren als wir. Wenn du nicht mit der Schnelligkeit mithalten kannst, dann wird alles schwierig werden."
Und wenn der Gegner dann auch noch Spanien heißt, "dann ist alles doppelt schwieriger. Das ist eine einfache Analyse. Sie waren schneller bei ihren Entscheidungen, beim Pressing, beim Zusammenspiel." Und seine Männer? Nicht! "Wenn sich die Beine nicht bewegen und die Abstände zwischen den Spielern nicht stimmen, kann man mit reinem Charakter nicht weit kommen. Wir waren nicht auf der Höhe und jedes Mal, wenn wir den Ball zurückeroberten, verloren wir ihn wieder."
Angstgegner Kroatien wartet
Spallettis Kapitän Gianluigi Donnarumma, der mit Abstand als bester Italiener mit einigen starken Paraden akut drohende Einschläge verhindert hatte, konnte dem nur beipflichten. "Wenn man so viele Fehlpässe spielt, haben sie die Qualität, dich zu bestrafen. Wir haben sie eingeladen."
„Wir dürfen das jetzt nicht als totales Desaster ansehen.“ (Gianluigi Donnarumma)
Doch auch aus dieser negativen Erfahrung möchte "Gigio" mit seinen Kameraden Positives ziehen: "Wir sind wütend, aber das sollten wir für die letzte Partie nutzen, wir haben unser Schicksal noch in der eigenen Hand." Genauer: Die Squadra Azzurra trifft am kommenden Montag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) auf das bei einem Punkt stehende Kroatien und braucht fürs Weiterkommen wohl mindestens einen Punkt. Die Kroaten dagegen sind auf einen eigenen Sieg angewiesen und haben seit den 90er Jahren eine sehr gute Bilanz gegen Italien vorzuweisen: drei Siege, fünf Remis und keine (!) Niederlage bei 10:6 Toren. Ein äußerst interessantes "Endspiel" ums Weiterkommen in Gruppe B steht also bevor.
Oder in Spallettis Worten: "Wir müssen uns schnell erholen und in der Lage sein, die Situationen, die wir heute gesehen haben, richtig einzuschätzen. Der Unterschied heute war zu deutlich." Donnarumma ergänzte: "Wir dürfen das jetzt nicht als totales Desaster ansehen."