Mann wegen vermeintlicher Schändung des Koran totgeschlagen und angezündet
Zu seiner eigenen Sicherheit saß er in einer Polizeistation – dann kam ein Mob mit Stöcken und Steinen: In Pakistan ist ein Mann wegen mutmaßlicher Koran-Verbrennung ermordet worden.
Immer wieder gibt es in Pakistan Übergriffe auf Einzelpersonen, wegen mutmaßlicher Blasphemie. Im aktuellen Fall geht es um den Verdacht der Koran-Verbrennung. Im Norden des Landes ist daraufhin ein Mann von einer Menschenmenge erschlagen und verbrannt worden.
Der Mob habe den Mann am Donnerstag aus einer Polizeistation geholt, wo dieser zu seinem Schutz untergebracht worden sei, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Polizeikreisen. Anwohner in der Gegend von Madyan im Swat-Tal hatten den Mann demnach zuvor festgehalten und behauptet, er habe den Koran verbrannt.
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»Die Polizei griff ein, rettete ihn und brachte ihn auf die örtliche Polizeiwache«, sagte eine Polizeiquelle. Doch die Menge, die von den örtlichen Moscheen angestachelt worden sei, habe die Polizeistation gestürmt und den Mann, der nicht aus der Region stammte, mit Steinen beworfen.
Von der Polizei abgegebene Warnschüsse hätten die Menschenmenge nur weiter aufgestachelt, hieß es weiter. Der Mob habe die Polizisten überwältigt, den Mann hinausgezerrt und ihn mit Stöcken zu Tode geprügelt. Später übergossen sie seinen Körper mit Öl und zündeten ihn an.
Geringster Verdacht reicht oft schon
Vorfälle wie diese sind in Pakistan keine Seltenheit. Ende Mai wurde ein Christ, der Seiten aus dem Koran verbrannt haben soll, in der ostpakistanischen Region Punjab von einem Mob gelyncht. Ebenfalls im Punjab hatte eine Menschenmenge im Februar 2023 einen Muslim totgeschlagen, der beschuldigt wurde, den Koran geschändet zu haben.
Der Vorwurf der »Gotteslästerung« ist im mehrheitlich muslimischen Pakistan ein äußerst heikles Thema. Blasphemische Vergehen können mit der Todesstrafe geahndet werden, die bislang jedoch noch nie vollstreckt wurde. Allerdings kann selbst der geringste Verdacht auf eine Beleidigung des Islam Proteste auslösen und zu Lynchmorden führen. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten wird der Vorwurf auch häufig als Vorwand benutzt, um persönliche Fehden auszutragen.