"Reichsbürger"-Prozess in München Die Netzwerke der Verschwörer

Drei Männer mit verpixeltem Gesicht stehen in einer Gruppe zusammen.

Im dritten Prozess gegen die mutmaßlichen Verschwörer um Prinz Reuß wird der Angeklagte Christian W. aus Sachsen eine zentrale Rolle spielen - auch weil er das Ermittlungsverfahren laut MDR-Recherchen mit ins Rollen gebracht haben könnte.

Von Ludwig Kendzia, Bastian Wierzioch und Axel Hemmerling, MDR

Es war kühl an dem Tag, an dem die mutmaßlichen Verschwörer aufflogen. Deswegen trugen die drei Männer dicke Jacken und Wollmützen bei ihrem Treffen auf einem Supermarktplatz im oberfränkischen Waischenfeld südwestlich von Bayreuth.

Das zeigen Fotos eines Überwachungsteams des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz. Drei Stunden dauerte das Treffen, bei dem die Männer dicht beieinander standen und redeten. Das geht aus Ermittlungsunterlagen hervor, die MDR Investigativ einsehen konnte.

Den Recherchen zufolge könnte das Treffen an diesem 3. März 2022 in Bayern einmal als Geburtsstunde eines der größten Ermittlungsverfahren in der deutschen Nachkriegsgeschichte gelten - den Ermittlungen gegen die Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß. Denn auf dem Parkplatz sollen sich dessen mutmaßliche Mitverschwörer Peter W., ein ehemaliger Bundeswehroffizier sowie Christian W., ein Landschaftsgärtner aus dem sächsischen Olbernhau mit Sven B. aus dem brandenburgischen Falkensee getroffen haben.

Kontakt zwischen Reuß-Gruppe und "Vereinigten Patrioten"

Das Besondere dabei: Gegen Sven B. wurde zu diesem Zeitpunkt bereits ermittelt, und zwar im Zuge der so genannten Operation "Collector". B. soll der Gruppierung "Vereinigte Patrioten" angehören, die geplant haben soll, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu entführen und einen Black Out in Deutschland durch die Sprengung von Strommasten herbeizuführen. Die "Vereinigten Patrioten" müssen sich derzeit vor dem Oberlandesgericht Koblenz verantworten.

Der Gruppe Reuß wirft der Generalbundesanwalt die Bildung einer terroristischen Vereinigung sowie einen gewaltsamen Umsturzversuch vor. Dafür sollen die mutmaßlichen Verschwörer geplant haben, den Bundestag zu stürmen und die Macht im Land mittels 286 paramilitärischer "Heimatschutz Kompanien" zu übernehmen.

Insgesamt 26 Frauen und Männer sind deswegen angeklagt. Wegen er hohen Zahl an Beschuldigten findet das Mammut-Verfahren parallel an den Oberlandesgerichten Stuttgart, Frankfurt am Main und München statt. In Frankfurt sind Heinrich Reuß sowie der ehemalige Bundeswehr-Offizier Rüdiger von Prescatore als mutmaßliche Rädelsführer angeklagt. Für alle Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.

Zu dem Treffen mit dem mutmaßlichen Lauterbach-Entführer Sven B. in Bayern soll es den Ermittlungsunterlagen zufolge auf Initiative der Reuß-Gruppe gekommen sein. Was dabei besprochen wurde, konnten die Polizisten zwar nicht mithören. Danach allerdings teilte Sven B. in einem abgehörten Telefonat mit, die Reuß-Leute hätten die "Vereinigten Patrioten" um Kooperation gebeten.

Die Ermittler begriffen offensichtlich schnell, dass ihnen Sven B. damit unfreiwillig Informationen zu einer mutmaßlichen Terror-Gruppe geliefert hatte, die sie bis dahin nicht kannten.

"Waffen- und Zeugmeister"

Konkret soll der Landschaftsgärtner Christian W. aus Sachsen den Kontakt zu den Leuten hergestellt haben, die Lauterbach entführen wollten. Der 46-Jährige gilt als einer der wichtigsten Angeklagten im Münchner Verfahren. Der Ex-Stabsunteroffizier beim Panzerbataillon 393 im Thüringischen Bad Salzungen soll Ende 2021 zur Gruppe Reuß gestoßen sein. Zuvor soll er in der Reichsbürger- und Corona-Leugner-Szene im Erzgebirge aktiv gewesen sein.

W. soll 15 Waffen legal besessen haben und deswegen häufig in Konflikte mit Behörden geraten sein. Laut Bundesanwaltschaft soll er dem militärischen Arm der Gruppe angehört haben und sich maßgeblich am Aufbau der "Heimatschutz Kompanien" beteiligt haben.

Im Juli 2022 soll er bei einem Treffen mit von Pescatore, der als Chef des militärischen Arms gilt, in den inneren Verschwörer-Kreis aufgenommen und zum Abteilungsleiter "Weiterentwicklung und Beschaffung" sowie "Waffen- und Zeugmeister" ernannt worden sein.

Vereinigung von Veteranen

Bei seiner Festnahme wurden neben Munition und Waffenteilen auch Unmengen an Konservendosen und Lebensmitteln gefunden, die er offenbar im Stil eines Preppers gehortet hatte. Zudem soll der ehemalige Bundeswehr-Offizier einer der Administratoren der bundesweit agierenden Telegram-Gruppe "Veteranenpool" gewesen sein. So legen es Akten des Verfassungsschutzes sowie des Militärischen Abschirmdienstes, dem Geheimdienst der Bundeswehr, nahe, die MDR Investigativ einsehen konnte.

Teile von Waffen und Munition

Bei den Ermittlungen wurden zahlreiche Waffenteile ...

Die Gruppierung soll während der Corona-Pandemie versucht haben, mit Hilfe von ehemaligen NVA- und Ex-Bundeswehr-Soldaten Corona-Leugner-Demos vor angeblicher Polizeigewalt zu schützen. Einer der Gründer des "Veteranenpools" ist Sven B. von den "Vereinigten Patrioten".

Ein Kellergewölbe mit Vorräten von Wasser und Konserven

... und umfangreiche Lebensmittelvorräte gefunden.

Verfahren gegen Dutzende Verdächtige

In seiner Heimat Sachsen soll Christian W. von dem 53-jährigen Frank R. unterstützt worden sein. Der Kfz-Mechaniker und Heilpraktiker lebt ebenfalls in Olbernhau und soll sich der Gruppe im Sommer 2022 angeschlossen haben. Konkret sollen R. und W. Rekrutierungstreffen zum Aufbau der "Heimatschutz Kompanien" organisiert haben.

Vor diesem Hintergrund ließ das Bundeskriminalamt (BKA) vor wenigen Tagen ein ehemaliges Rittergut in Mulda in Mittelsachsen durchsuchen. Dort sollen solche Treffen stattgefunden haben. Dass Christian W. und Frank R. bei ihren Rekrutierungsaktivitäten erfolgreich waren, zeigen langen Listen, die das BKA gefunden hat und die MDR Investigativ einsehen konnte.

Darauf notiert sind die Namen von Dutzenden Verdächtigen, die alle eine so genannte Verschwiegenheitserklärung unterschrieben hatten, um sich mutmaßlich den "Heimatschutz Kompanien" anzuschließen.

Dies hat nun Konsequenzen für zahlreiche Unterzeichner. Denn gegen sie hat die Bundesanwaltschaft deutschlandweit Dutzende Verfahren eingeleitet, die inzwischen an die zuständigen Generalstaatsanwaltschaften der Länder abgegeben wurden. Jüngstes Beispiel ist eine Razzia der Generalstaatsanwaltschaft Celle in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt in der vergangenen Woche. Die Anwälte von Christian W. und Frank R. haben auf Anfragen nicht reagiert.

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