Netflix, Amazon Prime, Disney+: Neue Serien und Filme im Juli 2024 – was sich lohnt
»Beverly Hills Cop« kommt zurück, Roland Emmerich macht jetzt Serien, und Cindy Lauper ist die Pippi Langstrumpf des Pop: Was bei den Streaminganbietern anläuft und welche Klassiker einen zweiten Blick verdient haben.
Netflix, Amazon Prime, Disney+: Neue Serien und Filme im Juli 2024 – was sich lohnt
Kinoerfolge, die endlich im Netz zu sehen sind, TV-Klassiker, die eine neue Staffel bekommen: Jeden Monat fassen wir zusammen, welche Serien und Filme neu bei Netflix und Co. sowie in den Mediatheken zu sehen sind. Der Streamingfahrplan.
Was sich aktuell lohnt
Schon die Realität fühlt sich manchmal an wie eine Serie. Etwa, wenn man sich die Gerichtsprozesse eines Donald Trump ansieht. Während die gerade wieder neues Geld in die Wahlkampfkassen des Ex-Präsidenten spülen, sind fiktive Gerichtssendungen auch ein Dauerbrenner. Besonders sehenswert sind sie, wenn sie es schaffen, die Komplexität gesellschaftlicher Entwicklungen zur Schau zu stellen (wir erinnern uns an Oscarfilme wie »Anatomie eines Falls« oder »Argentinien, 1985«). Wenn Charaktere nicht bloß gut oder schurkig, schuldig oder unschuldig sind. In »Aus Mangel an Beweisen« gelingt das. Jake Gyllenhaal, der die Rolle in der neuen Serienadaption auf Apple TV+ übernimmt, gibt dem angeklagten Staatsanwalt Rusty Sabich die nötige Tiefe. Der ursprünglich glatte Held ist hier ein rücksichtsloser Egomane, der seine Frau betrügt und seine Kinder belügt. »Nicht nur ein spannender Gerichtsthriller, sondern auch ein packendes Ehedrama«, schreibt SPIEGEL-Redakteur Oliver Kaever.
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Auch der Satz »Let the canary sing« (»Lass das Vögelchen singen«) stammt ursprünglich von einem Richter. Als ebendieser Richter 1983 einer jungen Frau recht gab, machte er den Weg frei für die Solokarriere von Cindy Lauper. Damals bekam Lauper im Prozess gegen den Manager ihrer ehemaligen Band Blue Angel Recht. Noch im selben Jahr veröffentlichte die Popsängerin, Aktivistin und LGBTQ-Ikone ihr erstes Soloalbum: »She’s So Unusual«. Mit Songs wie »Girls Just Want to have Fun«, »Bebop« oder »Time After Time« bahnte sie sich ihren Weg in die Popgeschichte. Seit Juni ist dieser Weg nun bei Paramount+ zu verfolgen. »Let the Canary Sing« zeichnet die Vielschichtigkeit einer einzigartigen Stimme und Person nach. Dabei wird schnell deutlich: Cindy Lauper ist nicht bloß ein Kanarienvogel, eher »eine Pippi-Langstrumpf-Figur«, so schreibt es SPIEGEL-Autor Tobias Rapp, genauso mächtig wie verletzlich und süß.
Bloß keine Verletzlichkeit zeigen wollte dagegen eine ganz andere Ikone: Karl Lagerfeld. Eine Disney-Serie porträtiert aktuell die Anfänge des verstorbenen Modefürsten, gespielt von Daniel Brühl. In sechs Folgen erzählt »Becoming Karl Lagerfeld« von einer Person, die selbst eine Art Fiktion um sich aufgebaut hat, »ein Markenzeichen, ein wandelnder Scherenschnitt«, so beschreibt es Ulrike Knöfel im SPIEGEL. Ein lohnenswertes Porträt, zugeknöpft und voller Hochglanz – ganz wie Lagerfeld selbst.
Worauf wir uns (im Juli) freuen
Und wir bleiben beim Blick in die Vergangenheit. Denn: In schwierigen Zeiten ist die Sehnsucht nach dem vermeintlich besseren Gestern besonders groß. Der Erfolg der neuen »Beverly Hills Cop«-Fortsetzung ist dementsprechend vorprogrammiert. Nicht zuletzt, weil Netflix dafür erneut Eddy Murphy als Detective Axel Foley gewinnen konnte. Spätestens wenn dann die ersten Töne der Intromelodie erklingen, dürften alle nostalgischen Dämme brechen.
Und noch eine Popkulturikone ist zurück: Das Remake von »Mean Girls – Der Girls Club« läuft ab Juli bei Paramount+ in WOW von Sky. Bereits 20 Jahre ist das Original mit Lindsay Lohan und Rachel McAdams nun alt. Tina Fey ließ den Millennials-Liebling Anfang des Jahres wiederauferstehen, mit neuer Besetzung – und als Musical. Die Machtkämpfe der Teenagerinnen an einer klischeebeladenen US-Highschool bleiben dieselben. Hier und da wird die Handlung etwas in die Gegenwart geholt und versucht, das Ganze mit gesellschaftlicher Botschaft zu unterfüttern. Warum das nur bedingt eine gewinnbringende Idee war, erklärt Autorin Lisa Ludwig hier.
Prime Video versucht unterdessen eine neue epische Dramaserie aufzubauen. Geschrieben hat sie Roland Emmerich, als römischer Kaiser Vespasian ist Anthony Hopkins zu sehen. Neben einem blutigen Bürgerkrieg geht es um die von Korruption und Gier geprägte Sportwelt im alten Rom, darum, wie der Adel seine Macht durch »Brot und Spiele« stützen wollte. Wenn das filmisch funktioniert, könnte Emmerichs Serienepos eine interessante Geschichte über Macht und Populismus in Krisenzeiten erzählen – in Anbetracht der kommenden Olympischen Spiele ein zeitgemäßes Thema.
Aktuelles dokumentarisches Begleitprogramm zur Olympiade gibt es derweil in den Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen. Ab 23. Juli ist in der ARD etwa »Olympische Spiele Paris 2024 – Krieg und Spiele« abrufbar, eine Dokumentation über das Olympische Komitee und dessen Anspruch auf politische Neutralität. Auch hier geht es um die Rolle des Sports in Zeiten von Krisen und Krieg – bloß etwas weniger episch als bei Roland Emmerich.
Streamingtipp aus dem Archiv
Flagge zeigten im Juni neben Sportfans auch Regenbogenfahnen-schwingende Besucher der Pride Paraden. Wie jedes Jahr zogen sie zu Tausenden zum Pride Month durch deutsche Innenstädte: um ein Zeichen zu setzen für Toleranz und Vielfalt – in einer Zeit, in der Diskriminierung und Gewalt gegen Menschen der LGBTQ-Community zunimmt.
Wer den Pride Month mit einem Drama ausklingen lassen möchte, kann sich in der ARD-Mediathek »Eine fantastische Frau« ansehen. Der chilenische Regisseur Sébastian Lelio erzählt und feiert darin die Geschichte der trans Sängerin Marina Vidal. Ungewöhnlich einfühlsam tauchen wir in Marinas Gefühlswelt ein, in ihren Kampf gegen die Verachtung der Gesellschaft und ihr Recht auf Trauer. 2018 gewann »Eine fantastische Frau« den Oscar als bester fremdsprachiger Film.