Europas Leitbörsen nach Wahl in Frankreich mit Kursgewinnen
Die wichtigsten Börsen Europas haben am Montag nach der am Sonntag abgehaltenen ersten Wahlrunde der französischen Parlamentswahlen klare Gewinnen verbucht. Experten sprachen von einer Erleichterung, da der rechte Rassemblement National (RN) nicht den im Vorfeld erwarteten Vorsprung erzielt hatte.
Während der Eurozonen-Leitindex Euro-Stoxx-50 ein Plus von 0,73 Prozent auf 4.929,81 Punkte verzeichnete, gewann der französische CAC-40 starke 1,09 Prozent auf 7.561,13 Punkte. Seit Präsident Emmanuel Macron infolge der für ihn schlecht gelaufenen Europawahl das französische Parlament aufgelöst und Neuwahlen angekündigt hatte, war es für den CAC-40 um knapp 6 Prozent nach unten gegangen. Bei 7.456 Punkten hatte er am Freitag zeitweise den tiefsten Stand seit Ende Jänner markiert.
Im Frankfurt gewann der DAX zum Wochenauftakt 0,30 Prozent auf 18.290,66 Einheiten. In London ging es um magere 0,03 Prozent auf 8.166,76 Punkte nach oben.
Die rechtspopulistische französische Partei Rassemblement National (RN) hat am Sonntag wie erwartet am stärksten abgeschnitten. Sie hofft, in der zweiten Wahlrunde die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung zu holen und so an die Regierung zu kommen. Allerdings fiel ihr Vorsprung nicht so deutlich aus, wie von vielen Beobachtern befürchtet.
Zudem wollen Macron und das linke Lager versuchen, einen Sieg von Marine Le Pens Partei mit einer gemeinsamen Front bei den Stichwahlen am 7. Juli zu verhindern. Sowohl aus dem Linksbündnis als auch von Macrons Partei hieß es, man werde in den Wahlkreisen, in denen man auf dem dritten Platz gelandet sei, zugunsten der Kandidaten zurücktreten, die in der Lage sind, Le Pen zu schlagen.
Jefferies-Experte Mohit Kumar warnte indes vor zu hohen Erwartungen. Zwar dürfte wohl weder die extreme Rechte noch ihr linker Gegenpart eine Regierungsmehrheit für die Umsetzung ihrer radikalen politischen Vorstellungen erreichen. Doch es bestehe die Gefahr eines politischen Stillstands.
In einer Branchenbetrachtung waren vor allem Banken gesucht. Der Euro-Stoxx-Sektorindex stieg durchschnittlich um 2,8 Prozent. Auch Bauwerte legten deutlich zu. Hier war ein Plus von 1,7 Prozent zu sehen. Titel von Medienunternehmen notierten am schwächsten. Im Euro-Stoxx-50 markierten die drei Banken UniCredit mit plus 4,6 Prozent, BNP Paribas mit plus 3,6 Prozent und Intesa Sanpaolo mit plus 3,2 Prozent die Spitzenplätze.
Unter den weiteren Einzelwerten standen die zuletzt wegen einer Gewinnwarnung arg gebeutelten Aktien von Airbus mit einem Kursplus von 2,6 Prozent im Anlegerfokus. Im Rahmen eines milliardenschweres Kaufgebots des Flugzeugbauers Boeing für seinen Zulieferer Spirit Aerosystems hat sich Airbus den Zugriff auf einige Spirit-Werke gesichert. Anders als Boeing zahlt Airbus dafür keinen Kaufpreis - sondern bekommt von Spirit 559 Millionen Dollar als eine Art Mitgift dazu.
Atos gaben um 0,3 Prozent nach. Der strauchelnde französische IT-Konzern hat nach eigenen Angaben einen Deal zur Umstrukturierung von Schulden auf den Weg gebracht. Man habe sich mit einer Gruppe von Banken und Anleihegläubigern über die Bedingungen einer Restrukturierung geeinigt, teilte Atos am Sonntagabend mit. Dabei gehe es unter anderem um eine Kapitalerhöhung im Volumen von 233 Millionen Euro.
Rheinmetall gewannen nach einem Großauftrag 1,6 Prozent. Die deutsche Bundeswehr erhält in den kommenden Jahren bis zu 6.500 Militär-Lastwagen vom Rüstungskonzern. Insgesamt umfasse das Auftragsvolumen bis zu 3,5 Milliarden Euro, hieß es vom DAX-Konzern.
Im Blickfeld standen auch Inflationszahlen aus der größten europäischen Volkswirtschaft Deutschland, lieferten in den Aktienhandel aber nur wenig Auswirkungen. Die Inflation in unserem Nachbarland lässt wieder nach. Im Juni lagen die Verbraucherpreise um 2,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats - nach 2,4 Prozent im Mai.