Bayern: Schuldirektor weigert sich, Abiturzeugnisse auszugeben
Den Schülerinnen war der Rektor zu autoritär, der wiederum fühlte sich persönlich beleidigt: In einem bayerischen Gymnasium waren die Fronten so verhärtet, dass die Ausgabe der Reifezeugnisse (fast) ausfiel.
Bayern: Schuldirektor weigert sich, Abiturzeugnisse auszugeben
Im oberbayerischen Dorfen ist die Situation an einem Gymnasium eskaliert. So sehr beharkten sich der örtliche Schulleiter und seine Schülerinnen, dass es am Freitag zum Eklat kam: Der Rektor weigerte sich, den Abiturienten und Abiturientinnen ihre Zeugnisse auszuhändigen. Und verließ die Feier.
So berichtet es der »Münchner Merkur«. Dem Bericht zufolge mussten die Oberstufenkoordinatoren einspringen und die Zeugnisse ausgeben.
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Buhrufe und Pfiffe
Zuvor hatten einige Abiturienten demnach Lehrern einen autoritären Stil vorgeworfen und vor allem den Schulleiter kritisiert. Dieser kündigte daraufhin an, die Zeugnisse nicht auszuhändigen und begründete das laut Zeitung mit fehlender Reife der Schüler. Sein Stellvertreter unterstützte ihn bei der Entscheidung.
In der Aula waren angesichts der Absage Buhrufe und Pfiffe zu hören. Der Schulleiter verwies auf seiner Ansicht nach niveaulose Phrasen in der Abi-Zeitung sowie den Abi-Streich, der völlig aus dem Ruder gelaufen sei. Die Schüler hatten unter anderem Klassenzimmer und Gänge mit Rasierschaum überzogen. Angeblich soll es eine geköpfte Pappmaschee-Puppe gegeben haben – in ähnlicher Kleidung, wie sie der Rektor trägt.
Persönlich angegriffen
»Für mich wurde bei der Ansprache der Abiturienten die rote Linie endgültig überschritten. Das Verhalten vieler Schüler kann ich nicht akzeptieren, es ging stark ins Persönliche«, sagte er dem »Merkur« später im Interview. Gleichwohl lobte er die Leistungen des Jahrgangs. 46 Schüler hätten besser als 2,0 abgeschnitten, fünf davon sogar mit der Traumnote 1,0. »Für viele unserer Abiturienten tut es mir sehr leid, dass ich heute nicht das Reifezeugnis aushändigen werde«, sagte der Pädagoge.
Auf dpa-Anfrage wollte sich der Schulleiter am Montag nicht äußern. Er habe die Sicht der Schulleitung während der Abiturfeier dargelegt, schrieb er per E-Mail – und verwies ausdrücklich auf sein Interview mit dem »Merkur«, dem er nichts hinzuzufügen habe. »Für eine weitere Stellungnahme stehe ich nicht zur Verfügung.«