Erdogan verurteilt Gewalttaten: 67 Festnahmen nach Ausschreitungen gegen syrische Einrichtungen in der Türkei
In der Stadt Kayseri hat ein türkischer Mob von Syrern betriebene Läden in Brand gesteckt. Zuvor war ein Syrer wegen mutmaßlicher Belästigung eines Kindes festgenommen worden.
Syrische Flüchtlinge in der Türkei im April 2016. (Symbolbild)
Nach Ausschreitungen gegen von Syrern betriebene Einrichtungen in der türkischen Stadt Kayseri sind 67 Menschen in Gewahrsam genommen worden. Das teilte der türkische Innenminister Ali Yerlikaya am Montag im Onlinedienst X mit. Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte die Gewalt. Es sei „inakzeptabel, Straßen und Häuser in Brand zu setzen“.
In der zentraltürkischen Stadt Kayseri hatte am Sonntagabend eine Gruppe von Männern von Syrern betriebene Einrichtungen angegriffen, nachdem zuvor ein Syrer wegen mutmaßlicher Belästigung eines Kindes festgenommen worden war. In Onlinediensten veröffentlichte und von der Nachrichtenagentur AFP überprüfte Videos zeigen, wie Männer die Schaufenster eines angeblich von Syrern betriebenen Lebensmittelgeschäfts einschlagen und es in Brand setzen.
Auf anderen Aufnahmen sind junge Männer zu sehen, die mit Steinen und Metallobjekten Fahrzeuge in dem Viertel im Süden von Kayseri angreifen, wo viele vor dem Syrien-Krieg ins Nachbarland Türkei geflohene syrische Staatsbürger untergebracht sind.
Auch andere Geschäfte und Besitztümer von Syrern wurden attackierte, wie die türkische Nachrichtenagentur DHA berichtete. „Wir wollen keine Syrer mehr, wir wollen keine Ausländer mehr!“, ist ein Mann in einem Video zu hören. Auf Aufnahmen von DHA ist auch ein großes Polizeiaufgebot zu sehen.
Innenminister Yerlikaya bezeichnete das Verhalten der Männer als „illegal“. Die Beschädigung von Häusern, Geschäften und Autos, die Syrern gehörten, seien „nicht mit unseren menschlichen Werten“ zu vereinbaren.
Der Gouverneur von Kayseri rief die Menschen zur Zurückhaltung auf und erklärte, das zum Opfer von Belästigungen gewordene fünfjährige Kind besitze ebenfalls die syrische Staatsangehörigkeit. Yerlikaya erklärte, der mutmaßliche Täter sei von türkischen Bürgern der Polizei übergeben worden. Ihm wird vorgeworfen, ein verwandtes syrisches Mädchen belästigt zu haben.
Die Türkei hat rund 3,2 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen. In den vergangenen Jahren ist es mehrfach zu rassistischen Vorfällen gekommen, die nicht selten durch in Online-Netzwerken kursierende Gerüchte ausgelöst wurden.
Während des Wahlkampfs für die Präsidentschaftswahl im Mai 2023 hatte Erdogan versprochen, die „freiwillige“ Rückkehr einer Million Syrer „vorzubereiten“. Innerhalb eines Jahres sind mehr als 100.000 Syrer in ihre Heimat zurückgekehrt, seit 2016 mehr als 650.000, wie Innenminister Yerlikaya Mitte Juni erklärte. (AFP)