Israelische Spitzenpolitiker attackieren Militär und Inlandsgeheimdienst wegen Freilassung von Chef der Schifa-Klinik
»Wer auch immer diese Entscheidung traf, muss gefeuert werden«: Führende israelische Politiker reagieren empört auf die Entscheidung, Mohammad Abu Selmeyah freizulassen. Premier Netanyahu und Verteidigungsminister wollen von nichts gewusst haben.
Israelische Spitzenpolitiker attackieren Militär und Inlandsgeheimdienst wegen Freilassung von Chef der Schifa-Klinik
Mohammed Abu Salamija hat mehr als sieben Monate in israelischer Haft verbracht. Nun ist der Direktor des Schifa-Krankenhauses wieder ein freier Mann – vorerst.
Die Entscheidung beruhe auf Empfehlungen des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet und der Militäraufklärung, berichteten israelische Medien unter Berufung auf Sicherheitskreise. In Israels Öffentlichkeit löste sie einen Sturm der Entrüstung aus, weil Salamija mit terroristischen Aktivitäten der Terrorgruppe Hamas in Zusammenhang gebracht wird.
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Israelische Truppen hatten Salamija im November vergangenen Jahres festgenommen, nachdem sie den weiträumigen Komplex des größten Krankenhauses im Gazastreifen unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Teile des Krankenhauses soll die Hamas nach israelischer Darstellung jahrelang als Rückzugsort und Waffenlager genutzt haben. Nach der Eroberung des Komplexes stießen die Israelis auf Bunker und Tunnels direkt unter der Klinik. Ein Bunker soll der Hamas als Kommandozentrale gedient haben. Auch sollen israelische Geiseln zeitweise im Schifa-Krankenhaus festgehalten worden sein.
Salamija wurde am Montagmorgen in einer Gruppe von 50 palästinensischen Gefangenen aus israelischen Haftzentren entlassen und in den Gazastreifen gebracht. Israelische Politiker zeigten sich entrüstet:
Oppositionschef Yair Lapid sagte: »Das ist eine direkte Folge der Hemmungslosigkeit und Funktionsunfähigkeit einer Regierung, die der Sicherheit der Bürger Israels schadet.«
Benny Gantz, bis vor Kurzem Mitglied des inzwischen aufgelösten Kriegskabinetts, schrieb auf X: »Wer auch immer diese Entscheidung traf, muss gefeuert werden.«
Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant distanzierten sich von dem Vorgang, in den sie nicht eingebunden gewesen seien. Netanyahu kündigte eine Untersuchung an.
Und Itamar Ben-Gvir, Minister für Nationale Sicherheit, attackierte via X sowohl Gallant als auch Ronen Bar, den Chef des Inlandsgeheimdienstes, mit dem er seit dem 7. Oktober beinahe im Wochentakt aneinandergerät.
Der aus der Haft entlassene Krankenhaus-Direktor erklärte nach seiner Freilassung, dass palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen physisch und psychisch misshandelt würden. Einige seien sogar an den Folgen von Misshandlungen gestorben.
Israel hat nach dem Überfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober einen Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen gestartet. Bei dem beispiellosen Massaker hatten die Terroristen aus Gaza rund 1200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln in den abgeriegelten Küstenstreifen verschleppt.