Nena und die andere Meinung - Was treibt junge Leute zur AfD? Warum mich die Erklärung der Grünen nicht überzeugt

nena und die andere meinung - was treibt junge leute zur afd? warum mich die erklärung der grünen nicht überzeugt

Dieses Mal beschäftigt sich Nena mit jungen Menschen, die AfD wählen - und der Grünen Jugend. Nena Brockhaus/dpa

Alle debattieren diese Tage über die Gesinnung der jungen AfD-Wähler. Manche Grüne finden: Sie entscheiden sich wegen der rechtsextremen Gesinnung für die Partei. Ich sehe das komplett anders. Schenken Sie mir einen Augenblick für beide Meinungen.

Wie kann es sein, dass so viele junge Wähler die Alternative für Deutschland wählen? Diese Frage dominierte in den letzten Tagen den publizistischen Diskurs. Der Grund: 16 Prozent wählten die AfD.

Für die Alternative für Deutschland war das ein Plus von elf Prozentpunkten bei den Wählern bis 24 Jahre. Die Grünen hingegen befinden sich auf der Verliererseite. Das Ergebnis purzelte bei den Jungwählern von 34 auf 11 Prozent. In der Altersgruppe der bis 24-Jährigen bedeutet das ein Minus von glatt 23 Prozentpunkten. Man kann es auch schlicht als Vollkatastrophe bezeichnen.

Wäre die grüne Partei ein Wirtschaftsunternehmen, gäbe es seit der Wahl nur eines: Krisensitzung. Selbstverständlich passiert das nicht. Wir befinden uns in den Sphären der Politik. Nicht in der Wirtschaftswelt. In der Politik muss niemand bei einem schlechten Wahlergebnis gehen. Man präferiert das gegenseitige Schultertätscheln.

Aber was mich dann doch erstaunt, ist, wie überrascht viele von dem Wahlergebnis sind. Ich bin ehrlich: Ich hätte der AfD bei den Jungwählern sogar 20 Prozent zugetraut. Aus diesen fünf Gründen:

Erstens: Die Jugend hat andere Sorgen als den Klimawandel

Es ist wahr: Die AfD lehnt als einzige massenwirksame deutsche Partei das Pariser Klimaabkommen ab und will aus diesem Programm austreten. Zwar bestätigt die Partei die globale Erwärmung, lehnt aber den kausalen Zusammenhang mit dem CO2-Ausstoß ab. Sie setzt überwiegend darauf, sich dem Klimawandel anzupassen, anstatt Anpassung und Eindämmung kombinieren zu wollen.

Mit Blick auf Fridays for Future und das Bild der Jugend in den Medien könnte man meinen, dass die AfD mit dieser Haltung zum Klimawandel keinen einzigen Jungwähler überzeugt.

Doch es wird oft vergessen, dass junge Menschen, die sich beispielsweise in prekären wirtschaftlichen Situationen befinden oder sich um ihre berufliche Zukunft sorgen, von den wirtschaftlichen Positionen der AfD angezogen werden. Die Partei propagiert eine Rückkehr zur nationalen Wirtschaftsstrategie und kritisiert die Globalisierung, was bei einigen jungen Wählern Anklang findet.

Und auch wenn ich die Wirtschaftsstandpunkte der AfD für gefährlich und falsch für den Standort Deutschland halte. Man darf diese Haltung haben, ohne direkt ein Rechtsextremist zu sein.

Und ja, man darf gegen die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens sein, ohne sofort als Unmensch zu gelten. Durch die Ablehnung des Pariser Klimaabkommens und des kausalen Zusammenhangs mit dem CO2-Ausstoß, so unsinnig und unwissenschaftlich es vielen auch vorkommen mag, hat die AfD ein Alleinstellungsmerkmal.

Zweitens: Die Jugend erlebt die fehlgeleitete Migrationspolitik hautnah

Ein Teil der jungen Wähler ist unzufrieden mit der Migrations- und Flüchtlingspolitik der Regierung. Warum sehen sie es als das wichtigste Thema an? Weil sie die Auswirkungen auf dem Schulhof oft hautnah miterleben.

Die Jungwähler sind oft stärker von der fehlgeleiteten Migrations- und Flüchtlingspolitik betroffen als ihre Eltern. Besonders stark zeigt sich das in Wohngebieten wie dem Prenzlauer Berg in Berlin.

Während die Erwachsenen hier Soja-Latte mit Hafermilch schlürfen, erklären die Jugendlichen dem „Tagesspiegel“: „Gefühlt jeder wurde schon abgezogen.“ Es ist Fakt, dass die Jugendkriminalität in Berlin nirgendwo so hoch ist wie im Prenzlauer Berg.

Die AfD hat sich stark gegen die Aufnahme von Flüchtlingen ausgesprochen und positioniert sich damit in den sozialen Medien. Das zieht junge Menschen an, welche die Migrationspolitik der anderen Parteien als fehlgeleitet betrachten.

Drittens: Die AfD versteht TikTok - die anderen Parteien nicht

Die AfD nutzt Social Media äußerst effektiv, um ihre Botschaften zu verbreiten und Wähler zu mobilisieren. Im Vergleich zu anderen deutschen Parteien hat die AfD frühzeitig die Bedeutung von Plattformen wie Facebook, Twitter und insbesondere TikTok erkannt. Durch gezielte Kampagnen, provokative Inhalte und eine klare Ansprache gelingt es der Partei, eine junge und digitale Zielgruppe zu erreichen.

Die AfD setzt dabei auf einfache, leicht verständliche Botschaften und nutzt oft übertriebene Rhetorik und gezielte Panikmache, um Emotionen zu wecken und Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Was die AfD herausragend auf Social Media macht? Diese Partei reagiert schnell auf aktuelle Ereignisse und nutzt virale Trends, um ihre Reichweite zu erhöhen. Die Alternative für Deutschland nutzt die sozialen Medien, um sich als die Stimme der Unzufriedenen zu präsentieren.

Besonders auf TikTok erzielt die AfD beachtliche Erfolge. Mit kurzen, prägnanten Videos und einer ansprechenden visuellen Gestaltung schafft sie es, junge Menschen anzusprechen und ihre Botschaften weit zu verbreiten.

Diese Plattform bietet der AfD eine Bühne, um ihre Narrative zu stärken und ihre Anhängerschaft zu vergrößern. Durch die geschickte Nutzung von Social Media wird die AfD im digitalen Zeitalter auch zukünftig relevant bleiben und die politische Meinungsbildung, insbesondere bei der jüngeren Generation, maßgeblich beeinflussen.

Viertens: Es gilt als No-Go, die AfD zu wählen

Die AfD präsentiert sich als Anti-Establishment-Partei, was besonders auf junge Menschen attraktiv wirkt. Stichwort: Rebellion. Vermutlich ist AfD-Wählen für einige junge Menschen das neue Rauchen.

Ich erinnere mich noch, wie ich mir einst bei der Konfirmation meiner Schwester eine Zigarette anzündete – vor den Augen meiner Großtante. Ich kam mir herrlich rebellisch vor. Heute schockt man seine Großtante vermutlich auf diese Weise mit dem Wahlkreuz für die AfD.

Fünftens: Anstatt den Dialog zu eröffnen, wird die Nazikeule geschwungen

Kennen Sie zufällig das Buch „Wie man Freunde gewinnt“ von Dale Carnegie? Falls nein, lesen Sie es unbedingt. Es erklärt auf großartige Weise, wie man es schafft, dass Menschen einem zuhören, einen mögen und ja, auch wie man Menschen dazu bringen kann, einen zu wählen. Viel wichtiger als die To-Do’s sind aber die No-Go’s.

Das Wichtigste: Menschen niemals kritisieren und ihnen vorwerfen, sich zu irren. Lieber den Köder rauswerfen und den Menschen etwas geben, das sie wollen.

Übersetzt: Anstatt die AfD-Wähler nun alle als rechtsextrem und Abschaum zu bezeichnen, den Dialog eröffnen und fragen: Was wünscht ihr euch? Wie können wir es schaffen, dass ihr uns wählt? Es hilft nichts, die Menschen zu beleidigen, die man eigentlich dazu bringen will, das Kreuz bei der eigenen Partei zu setzen.

Auch Aussagen wie die der Sängerin Lena Meyer-Landrut, die zuletzt alle AfD-Wähler als peinlich, asozial und schrecklich bezeichnete, helfen überhaupt nicht. Aber was wäre „Nena und die andere Meinung“ ohne die andere Meinung?

Die andere Meinung: Die Jugend ist rechtsextrem

Die Co-Vorsitzende der Grünen, Svenja Apphuhn, wird mit meinen Erklärungen für das hohe Wahlergebnis der AfD vermutlich nichts anfangen können. Sie sieht keine anderen Gründe als rechtsextreme Gesinnung.

Aus Appuhns Sicht wählte die AfD-Anhängerschaft die Partei nicht mehr aus Protest: „Sie wählen sie nicht, obwohl sie rechtsextrem ist, sondern weil sie rechtsextrem ist“, sagte sie dem Portal „Watson“. Man kann ihre Aussage auch so verstehen, dass sie nicht nur die AfD, sondern auch ihre Wähler für rechtsextrem hält.

Apphuhn warnt auch davor, das Wahlergebnis jetzt einfach nur der TikTok-Offensive der AfD zuzurechnen. Das sei nicht die Ursache dafür, dass die Inhalte dieser Partei verfangen. Sie sagte zu „Watson“: „Die Koalition muss jetzt schauen, dass sie im letzten Jahr noch etwas hinkriegt, was den Menschen wieder Hoffnung gibt.“

Damit meint sie: „Vor allem beim Thema Klimaschutz, aber auch was eine humanere Asylpolitik angeht. Viele sind auch einfach enttäuscht worden.“

Was meinen Sie, liebe Leser? Wählen viele junge Menschen die AfD, weil sie sich von den etablierten Parteien in ihrer Lebensrealität nicht mehr repräsentiert fühlen? Oder weil sie rechtsextrem sind? Sind Sie diese Woche Team Brockhaus oder Team Apphuhn?

Seien Sie sich gewiss, ich lese immer all Ihre Kommentare. Jeden Einzelnen. Jede Woche. In diesem Sinne: Wenn Sie mögen, lesen wir uns nächste Woche Samstag wieder.

Ihre Nena Brockhaus

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