Jünger als Onkel Ullrich: Steinhauser nötigt selbst Pogacar Respekt ab
Georg Steinhauser auf dem Weg zu seinem bisher größten Erfolg
Nur drei deutsche Fahrer bei Debütsiegen jünger
Über zwei Wochen musste Radsport-Deutschland auf einen Tagessieg beim diesjährigen Giro d’Italia warten. Mehrmals hätte es bereits klappen können: Zweimal sprintete Phil Bauhaus als Dritter knapp am Sieg vorbei, auf der 15. Etappe kam Steinhauser als Dritter ins Ziel.
Drei Tage später ließ sich Steinhauser dann bei der Bergankunft am Passo Brocon von niemanden aufhalten und feierte den größten Sieg seiner noch jungen Karriere. Und überholte damit sogar seinen Onkel Jan Ullrich: Denn mit 22 Jahren und 214 Tagen war er jünger als Ullrich bei seinem ersten Tagessieg bei der Tour de France 1996. 22 Jahre und 231 Tage war Ullrich alt, als er auf der 20. Etappe der Tour de France in überlegener Manier das Zeitfahren über 63,5 Kilometer von Bordeaux nach Saint-Emilion gewann. Überhaupt waren nur drei Deutsche bei ihren ersten Etappensiegen bei den großen Landes-Rundfahrten jünger als Steinhauser: Dietrich Thurau (21 Jahre, 170 Tage) 1976 und Heinrich Haussler (21, 203) 2005 bei der Vuelta sowie Andreas Kappes (22, 18) 1988 beim Giro.
"Wir wissen, dass er ein riesiges Talent ist", sagte Matti Breschel, Steinhausers Sportlicher Leiter bei EF Education-EasyPost, gegenüber Eurosport nach dem Erfolg. "Ich bin sicher, dass das nicht das Letzte war, was wir von Georg gesehen haben."
Pogacar: "Das hat er sich verdient"
Selbst der derzeitige Giro-Dominator Tadej Pogacar zollte Steinhauser Respekt: "Er war richtig stark und zweimal in der Spitzengruppe", sagte der Slowene, der in diesem Jahr das seltene Double aus Giro- und Tour-Sieg holen will. "Das hat er sich verdient."
Der Radsport ist seit der Kindheit ein fester Bestandteil in Steinhausers Leben, und überhaupt in der ganzen Familie. Vater Tobias, der sich bei Eurosport "stolz" zeigte und von "puren Emotionen" sprach, war im Jahr 2000 WM-Fünfter. Bei Bianchi und T-Mobile war er ein enger Wegbegleiter Ullrichs, der mit Georg Steinhausers Tante Sara zehn Jahre verheiratet war.
Druck von oben gab es trotzdem keinen. "Mein Vater hat immer versucht, am Boden zu bleiben, hat mich meine Entscheidungen treffen und mich den Sport genießen lassen. Unsere Karrieren liegen weit auseinander, in ganz eigenen Zeitzonen", sagte Steinhauser nach seinem Giro-Coup bei radsport-news.com.
Steinhauser senior war wichtig, dass Georg "auch lernt, wie das richtige Leben funktioniert"
Über das kleine Kontinental-Team Tirol KTM führte Steinhausers Weg zum US-amerikanischen Team EF Education-EasyPost. Die Grundlage für das Leben außerhalb des Radsports legte er mit einer Ausbildung zum Metallbauer. "Es war mir wichtig, dass er als Jungspund zwischen 18 und 20 auch lernt, wie das richtige Leben funktioniert", sagte Steinhauser senior. Momentan deutet aber vieles darauf hin, dass Steinhauser zunächst im Radsport-Kosmos bleiben wird - und dort noch für ordentlich Furore sorgen wird.