Ukraine: Wolodymyr Selenskyj ordnet Säuberung der Leibgarde an
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges wurden immer wieder Attentate auf den ukrainischen Präsidenten vereitelt. Der neue Chef von Selenskyjs Leibgarde soll nun in den eigenen Reihen aufräumen.
Ukraine: Wolodymyr Selenskyj ordnet Säuberung der Leibgarde an
Nach einem vereitelten Mordanschlagsversuch entließ der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Leiter seiner Leibwache. Sein Nachfolger soll nun für Ordnung in der ukrainischen Staatsgarde sorgen. Bei der Ernennung von Oberst Oleksiy Morozov zum Chef der Garde sagte Selenskyj, es werde dessen Hauptaufgabe sein, nur diejenigen aufzunehmen, die ihre Zukunft mit der Ukraine verbunden sehen. Und selbstverständlich müsse jeder aus der Garde entfernt werden, »der sich für eine andere Wahl als die Ukraine entscheidet oder die Staatsgarde in Verruf bringt«, teilte er mit.
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Selenskyj hatte Morozovs Vorgänger Serhiy Rud im Mai entlassen, zwei Tage, nachdem der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU zwei Offiziere aus der Leibwache festgenommen hatte. Der SBU hatte erklärt, ein vom russischen Geheimdienst FSB gesteuertes »Netzwerk von Agenten« zerschlagen zu haben, welche »die Ermordung des ukrainischen Präsidenten vorbereiteten«. Die Pläne der Gruppe zielten demnach darauf ab, Soldaten aus dem Umfeld des Sicherheitsdienstes von Selenskyj zu rekrutieren, um diesen »als Geisel zu nehmen und zu töten«. Die beiden Offiziere aus der Leibwache Selenskyjs wurden unter dem Vorwurf festgenommen, sie hätten geheime Informationen an Russland weitergegeben. Diese seien vom russischen FSB direkt rekrutiert worden.
Als weitere mögliche Zielpersonen wurden SBU-Chef Wassyl Maljuk und der Leiter des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, genannt. Der SBU hatte angeblich abgehörte Gespräche veröffentlicht, in denen die russische Seite einem ukrainischen Offizier 50.000 US-Dollar (ca. 46.300 Euro) für Informationen und die Teilnahme an einem Attentat anbot.
Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine ist Selenkyj im Visier des Kreml. Nach Angaben Kiews richteten sich bereits mehrere Mordversuche gegen den Präsidenten und andere ukrainische Regierungsvertreter. Schon am Tag der Invasion sollen demnach russische Spezialeinheiten versucht haben, Selenskyj auszuschalten. Aus Moskau gab es keine Stellungnahme.