Selenskyj entlässt Generalleutnant – Asow-Kommandeur erhebt schwere Vorwürfe
„Fahrlässige Befehle“ des Generalleutnant Jurij Sodol sollen an der ukrainischen Ostfront zu großen Verlusten geführt haben. Regierungschef Selenskyj hat Sodol nun entlassen. Ein Stabschef hat Anzeige erstattet und findet deutliche Worte.
Generalleutnant Jurij Sodol (l.) und Präsident Selenskyj picture alliance/dpa/Planet Pix via ZUMA Press Wire/Handout/Ukrainian Presidential
Nach Berichten über hohe Verluste der ukrainischen Streitkräfte hat in Kiew Präsident Wolodymyr Selenskyj den Generalleutnant Jurij Sodol vom Posten des Kommandeurs der Vereinigten Kräfte entlassen. Das Präsidentenamt in Kiew veröffentlichte ein Dekret Selenskyjs zu dem Personalwechsel.
Der Brigadegeneral Andrij Hnatow werde nun diese Einheit der ukrainischen Streitkräfte führen, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videobotschaft am Montagabend in Kiew. Gründe für die Entlassung nannte er nicht.
Zuvor hatte aber der Stabschef der umstrittenen Asow-Brigade, Bohdan Krotewytsch, Medien zufolge Anzeige gegen Sodol erstattet. Er warf dem Kommandeur fahrlässige Befehle vor, die zu großen Verlusten geführt hätten. Sodol war der Befehlshaber einer ukrainischen Militäreinheit im umkämpften Osten des Landes. Dem Kommandeur waren schon zuvor Inkompetenz und Machtmissbrauch vorgeworfen worden.
Medien zufolge gab es zuletzt auch in der Obersten Rada, dem Parlament in Kiew, Vorwürfe gegen Sodol: Er habe ukrainische Soldaten schlecht auf Einsätze vorbereitet, etwa in der umkämpften Region Charkiw.
„Er hat mehr ukrainische Soldaten umgebracht als irgendein russischer General“, schrieb Krotewytsch bei Facebook, ohne Sodols Namen zu nennen. Zugleich verlangte er, den Generalleutnant auch auf eine mögliche Kollaboration mit Russland hin zu überprüfen.
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In seiner Videobotschaft verurteilte der ukrainische Präsident außerdem einen russischen Raketenangriff auf die Stadt Pokrowsk im ostukrainischen Gebiet Donezk. Vier Menschen seien getötet, Dutzende weitere verletzt worden, sagte der Präsident. Er kündigte einen Vergeltungsschlag nach dem russischen Angriff an. „Und unsere Antwort wird ganz fair sein.“
Die Ukraine wehrt sich seit mehr als zwei Jahren gegen die russische Invasion. Die Besatzer hatten zuletzt kleinere Gebietsgewinne verzeichnet.
Präsident Selenskyj hat in der Vergangenheit schon mehrfach Personal auf Spitzenposten der Militärführung ausgetauscht. Bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg, der am 24. Februar 2022 begonnen hatte, setzt die Ukraine vor allem auf militärische Hilfe aus dem Westen.