Arnautovic: Mit der zweiten Heimat Rechnung offen
Marko Arnautovic
In den Niederlanden wurde Marko Arnautovic einst zum Profi geschliffen. Vor dem Duell mit den „Oranje“ laufen Schmäh und Wette.
„Meine erste EURO war nicht so schön, bei der zweiten war Corona – aber diese EURO macht Spaß, ist mega.“ Marko Arnautovic sieht man an, wie er aufblüht. Der stolze Moment, als Kapitän gegen Polen das 3:1 erzielt zu haben, danach das Lächeln von seinem Vater, dem es vor der Partie nicht so gut gegangen ist – entsprechend gelöst geht der 35-Jährige am Dienstag in die Partie gegen die Niederlande.
„Ein spezielles Spiel für mich“, sagt Arnie. Als 17-Jähriger war er ja vom FAC zu Twente nach Holland übersiedelt. „Damals war ich noch ein Flügel, damals war ich noch schnell, jetzt nicht mehr“, scherzt Marko. „Es war wie meine zweite Heimat, ich habe viel von Land und Leuten gelernt.“ Vor allem die Liebe zum Spielen, nicht nur Fußball zum Arbeiten. „Die holländische Technik ist besonders, jeder will den Ball.“
Viele Klub-Duelle
Von diesen drei Jahren, in denen er im Erwachsenen-Fußball ankam, profitierte auch Arnautovic. Heute ist er Österreichs Rekordinternationaler, kann der Inter-Legionär in seinem 115. Länderspiel weiter Jagd auf den Torrekord von Toni Polster machen. Denn die „Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch“ (O-Ton Rangnick), dass Arnautovic auch am Dienstag wieder von Beginn an spielt.
Von einer „überragenden Beziehung“ schwärmen Teamchef und Kapitän, obwohl Arnautovic skeptisch war, als Rangnick Teamchef wurde: „Ich dachte, er hat andere Pläne, jetzt kommt die Red-Bulle-Schule.“
Das war nach einem Gespräch erledigt: „Marko ist enorm wichtig für uns, ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann“, bekräftigt Rangnick. Und da der Schmäh gerade läuft, schließt er auch eine WM 2026 für den Routinier nicht aus: „Wenn Ronaldo mit fast 40 und Pepe mit 41 spielen können, dann ...“
Auch wenn Arnautovic lachend zugibt, dass er „in der Früh nicht ansprechbar“ ist, nicht mehr ganz so leicht aus dem Bett kommt. Der Schmäh läuft. Bei Marko auch auf Holländisch, eine von sechs Sprachen, die er fließend beherrscht. Was die Sticheleien erleichtert, denn natürlich wurde mit Dumfries, wie auch de Vrij Arnies Klub-Kollege bei Inter Mailand, vor dem Hit provoziert. „Er glaubt, er ist der Beste, gewinnt alles“, ließ sich Marko prompt auf eine Siegwette ein. „Nach den 95 Minuten werden wir wieder Freunde sein.“
Das gilt auch für mögliche weitere Klub-Duelle wie der Leipziger Seiwald und Simons, Wolfsburgs Grillitsch und Weghorst, Laimer und de Ligt (Bayern). Und Sabitzer trifft mit Maatsen und Malen in Berlin gleich auf zwei Dortmunder. Man kennt und schätzt sich.
Wobei Arnautovic mit den „Oranje“ auch noch eine Rechnung offen hat. Bei der EURO vor drei Jahren fehlte Österreichs Toptorjäger beim 0:2 in Amsterdam nämlich wegen einer „Beleidigung“ gesperrt. Am Dienstag soll ihn nichts bremsen ...