Fußball-EM: Italiens Trainer Luciano Spalletti legt sich nach Spiel mit Journalisten an
Italien steht im EM-Achtelfinale, dank eines späten Ausgleichs gegen Kroatien. Alles paletti, also? Von wegen: Trainer Luciano Spalletti redete sich nach dem Spiel in Rage – und spekulierte über einen Maulwurf.
Fußball-EM: Italiens Trainer Luciano Spalletti legt sich nach Spiel mit Journalisten an
Eigentlich hätte Luciano Spalletti durchaus Grund zur Entspannung gehabt. Immerhin steht seine italienische Mannschaft in der Runde der letzten 16 bei der Fußball-Europameisterschaft. Gegen Kroatien hatte sich die Squadra Azzurra nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Aber das 1:1 reichte, Soll erfüllt – abhaken. Sollte man meinen.
Stattdessen redete sich der Trainer in Rage und rechnete mit den Kritikern ab. Gleich die erste Frage bei der Pressekonferenz veranlasste den italienischen Fußball-Nationalcoach zu einem längeren Monolog. In dem sprach er auch von einem möglichen Maulwurf, weil der italienische Reporter Insiderwissen habe, dass er nach Spallettis Auffassung nicht haben dürfe. »Es gibt im Team offenbar jemanden, der die Information durchgibt und derjenige schadet dem Team«, sagte Spalletti.
DER SPIEGEL fasst die wichtigsten News des Tages für Sie zusammen: Was heute wirklich wichtig war - und was es bedeutet. Ihr tägliches Newsletter-Update um 18 Uhr. Jetzt kostenfrei abonnieren.
Der Medienvertreter hatte von angeblichen Gesprächen mit den Spielern über die Aufstellung vor der Partie am Montag in Leipzig gesprochen. Spalletti hatte danach mit seiner Formation für Überraschung gesorgt. »Wie alt sind sie?«, entgegnete der Trainer dem Fragesteller mit deutlich erhöhter Lautstärke. »51? Ich bin 65. Ich bin 14 Jahre älter. Ich suche immer das Gespräch mit meinen Spielern. Ich muss meinen Spielern Gehör schenken. Und was ist daran falsch, wenn die Startaufstellung das Ergebnis von Gesprächen war?«
Diplomarbeit über Fünferketten
Kurz schweifte er noch zu seinen Studienzeiten ab und erklärte, warum er gegen die Kroaten bei Ballbesitz mit einer Dreierkette gespielt habe, die dann zur Fünferkette bei Ballbesitz des Gegners wurde. »Ich habe darüber sogar meine Diplomarbeit geschrieben. Ich weiß genau, welche Auswirkungen eine Dreier- oder Fünferkette haben kann«, betonte Spalletti. Fertig war er aber noch nicht.
Nachdem er zuvor auch gefragt worden war, was passiere, wenn Italien ausscheiden würde, sagte er am späten Montagabend: »Was ist das für eine Frage? Ich werde auch gefragt, ob ich Angst habe. Wenn ich die hätte, würde ich wie Sie ins Stadion gehen und mir die Spiele anschauen. Ich bekäme die Karte auch umsonst.«
Die deutliche Kritik an den Italienern, die dank eines Tores in der achten Minute der Nachspielzeit das Weiterkommen ohne fremde Hilfe schafften, »kann ich nicht akzeptieren«, verteidigte sich Spalletti. Nach der Führung der Kroaten durch Kapitän Luka Modrić in der 55. Minute bewahrte Mattia Zaccagni die Italiener mit seinem Tor vor der zweiten Niederlage bei dieser EM (hier geht es zum Spielfilm).