LMS-192 Asweja: Russland und Belarus bauen ihr neues Passagierflugzeug
Eine Mischung aus Cessna SkyCourier, Let 410 und Antonow An-28 – so könnte das neue Flugzeug aussehen, das Russland und Belarus gemeinsam bauen wollen. Sein Name: LMS-192 Asweja. Der Erstflug ist für 2026 geplant. Was weiß man noch über das Projekt?
Neues russisch-belarussisches Passagierflugzeug LMS-192 Asweja
Sie heißt Asweja, so wie Weißrusslands zweitgrößter See – und sie könnte das erste Flugzeug überhaupt sein, bei dem Belarus maßgeblich an Entwicklung und Bau beteiligt ist. Das "Leichte Mehrzweckflugzeug" LMS-192 ist angelegt als Gemeinschaftsprojekt mit Russland. 19 Passagiere soll die LMS-192 transportieren, maßgeschneidert für die Kurzstrecken im regionalen Luftverkehr der beiden befreundeten Staaten.
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Ein Flugzeug aus Weißrussland
Für Belarus bedeutet die Asweja den Sprung unter die Flugzeugbaunationen. Mindestens 180 LMS-192 sollen in den kommenden Jahren entstehen, die Hälfte davon im 558. Flugzeugreparaturwerk Baranawitschy im Westen des Landes. Und offenbar ist es den Weißrussen sehr ernst damit, denn die Vorbereitungen laufen im Land bereits auf Hochtouren. Aktuell bereite man das Werk in Baranawitschy auf die geplante Endmontage vor, verkündete jüngst Vize-Ministerpräsident Pjotr Parchomtschik. Die Arbeiten vor Ort würden "recht intensiv" umgesetzt, so der Politiker. Auch andere Einrichtungen in Belarus sollen in das Projekt einbezogen werden. Ausdrücklich nannte Parchomtschik in diesem Zusammenhang das Minsker Zivilluftfahrtwerk Nr. 407. Federführend bei dem Projekt wird allerdings Russland sein.
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Ersatz für die Let 410
Der "große Bruder" Russland dürfte im Juniorpartner Belarus vor allem eine verlängerte Werkbank sehen, die die heimische Flugzeugindustrie entlastet und trotzdem für dringend benötigten Airliner-Nachschub auf dem russischen Markt sorgt. Denn die LMS-192 Asweja nimmt in den Planspielen des Kreml für die "Russifizierung" der russischen Zivilluftfahrt inzwischen eine bedeutende Stellung ein. Immerhin 158 LMS-192 sollen laut den jüngst angepassten Vorgaben aus Moskau bis Ende 2030 den Weg in die Hände russischer Regionalfluglinien finden.
Die 19-sitzige Asweja nimmt damit den Platz ein, der zuvor noch der tschechischen Let 410 zugedacht war. Die Let 410 wurde bis 2022 bei Ural Works of Civil Aviation (UWCA) in Jekaterinburg in Lizenz gefertigt. Infolge der seit Russlands Einmarsch in die Ukraine geltenden EU-Sanktionen ist die Fertigung allerdings zum Erliegen gekommen. Betreiber erhalten für schon im Einsatz stehende Let 410 kaum noch Ersatzteile. Dennoch hatte die Regierung in Moskau das Muster im Frühsommer 2022 noch in ihren ersten großen Plan zum Bau von über 1.000 neuen Passagierflugzeugen einbezogen. 178 Let 410 hätten demnach in den kommenden Jahren in Jekaterinburg entstehen sollen.
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Ehrgeiziger Zeitplan
Inzwischen hat der Kreml seine Pläne revidiert. Die Let 410 ist gestrichen, die LMS-192 kam neu hinzu – und statt insgesamt 1.036 Maschinen will man nun bis 2031 "nur noch" 994 Passagierflugzeuge an russische Airlines liefern. Die ersten Asweja-Exemplare aus der Serienfertigung sollen ab Ende 2027 übergeben werden. Nicht nur Skeptiker dürften zu dem Schluss kommen: Das ist mehr als ehrgeizig. Aber für Termintreue war Russlands ziviler Flugzeugbau in jüngerer Vergangenheit eher nicht bekannt. Ob sich das durch die Mitwirkung Weißrusslands bei der Asweja ändert?