Ausbreitung der Vogelgrippe Wie gefährlich ist H5N1?

Milchkühe stehen an einer Futterstelle in Calexico, Kalifornien.

In den USA ist ein weiterer Mensch nach Kontakt mit Kühen positiv auf das Vogelgrippevirus H5N1 getestet worden. Experten äußern sich besorgt, sehen aber derzeit kein akutes Ansteckungsrisiko.

Von Lilly Zerbst und David Beck, SWR

In den USA breitet sich das Vogelgrippevirus H5N1 unter Milchkühen aus. Aktuell meldet das US-Landwirtschaftsministerium Fälle in 52 Herden aus neun Bundestaaten.

Es ist das erste Mal, dass sich das Grippevirus in diesen Dimensionen unter Kühen verbreitet. Die WHO warnt vor dem Trinken nicht-pasteurisierter Milch und fordert Länder weltweit dazu auf, das Infektionsgeschehen genaustens zu beobachten. "

H5N1: Die "globale Tierpandemie"

Der Vogelgrippevirus H5N1 tauchte erstmals 1996 auf. Seit 2020 steigen die Ansteckungen unter Vögeln rasant an. Dabei ist das Virus längst nicht mehr nur für Wildvögel und Hühner gefährlich. Auch Säugetiere stecken sich mittlerweile an - darunter Nerze, Robben, Schweine, Pferde, Katzen und zuletzt Milchkühe in den USA. Zum Teil sterben sie an der Infektion. Experten reden diesbezüglich bereits von einer globalen Tierpandemie.

Bisher war es jedoch selten, dass sich Säugetiere untereinander angesteckt haben. Damit sich ein Säugetier anstecken konnte, war in der Regel enger Kontakt zu einem infizierten Vogel nötig. Das könnte bei den Kühen in den USA nun anders sein.

Beim Menschen sind bisher weltweit rund 900 Fälle einer H5N1-Infektion dokumentiert. Es gibt derzeit keinen Nachweis, dass sich H5N1 von Mensch zu Mensch ausbreitet. Experten gehen deshalb derzeit von einer geringen Gefahr für Menschen aus.

Erstmals Ausbreitung unter Milchkühen

Dass das Virus nun vermehrt bei Milchkühen in den USA auftritt, sei überraschend, erklärt Professor Timm Harder vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit gegenüber dem SWR. Denn bislang erwies sich eine solche Übertragung von Vogel auf Säugetier in aller Regel als Sackgasse für das Virus. Das heißt, es sind zwar vereinzelt Tiere erkrankt oder sogar verstorben, diese haben aber keine weiteren Artgenossen angesteckt.

Doch in den USA deuten die Daten darauf hin, dass sich die Kühe mittlerweile auch untereinander infizieren können - und zwar über die Euter. Die Hauptverbreitung finde dementsprechend vermutlich über das Melkgeschirr beim industriellen Melken statt, so Harder. Wäre das tatsächlich so, wäre das zwar besorgniserregend, würde aber auch bedeuten, dass die Infektionen durch intensivere hygienische Maßnahmen beim Melken vermieden werden könnten.

Kann man sich über das Trinken von Milch infizieren?

Da die Euter der betroffenen Milchkühe eine Art Infektionsherd darstellen, ist auch die Virusbelastung in der entnommenen Rohmilch hoch. Die WHO warnt daher vor dem Verzehr von Rohmilchprodukten. Die meisten im Handel erhältlichen Milchprodukte werden allerdings pasteurisiert. Dieser Vorgang zerstört die Viren. Die US-Arzneimittelbehörde FDA sieht daher keine Gefahr für Endkonsumenten.

In vielen Bundesstaaten ist die Abgabe von Rohmilch sogar gesetzlich geregelt oder, wie in Deutschland, ganz verboten. Der Grund dafür ist genau die Infektionsgefahr, die von unbehandelter Milch ausgehen kann.

Eine Gefahr sei die infektiöse Rohmilch allerdings für Menschen in der Landwirtschaft. Hier gebe es in den Milchviehbetrieben der USA eine Reihe von Expositionsmöglichkeiten, die Harder zufolge durchaus besorgniserregend sein können.

Zwei Menschen in den USA infiziert

Bisher gibt es zwei gemeldete Fälle einer Infektion eines Menschen mit dem Vogelgrippevirus H5N1 durch Kühe: Nach einem texanischen Milcharbeiter im März 2024 hat sich jetzt ein zweiter Landwirt aus Michigan infiziert. Beide hatten amerikanischen Medienberichten zufolge regelmäßigen Kontakt mit den infizierten Kühen. Beide erholten sich nach leichten Symptomen rasch wieder.

Experten aus den USA erwarten weitere Infektionsfälle unter Landarbeitern. Das Risiko für die Allgemeinbevölkerung sei allerdings gering.

Wie ansteckend ist H5N1?

Entwarnung gibt es auch, da sich das Virus momentan kaum auf den Menschen übertragen könne, so Harder. Außerdem wird das Virus aktuellen Erkenntnissen zufolge nicht über die Atemwege übertragen - anders als andere hochansteckende Grippeviren oder das Coronavirus. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bisher nicht beobachtet.

Auch im Umkreis des kürzlich erkrankten US-Amerikaners in Michigan sei kein Anstieg grippeähnlicher Erkrankungen festgestellt worden, meldet ein Stellvertreter der US-Gesundheitsbehörde CDC.

Gibt es einen Impfstoff?

Als Vorbereitung auf eine mögliche Grippepandemie haben einige Länder Impfstoffe entwickelt, die auch gegen H5N1 eingesetzt werden können. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) empfahl im vergangenen Februar zwei H5N1-Impfstoffe zur Zulassung.

Aktuell ist eine Impfung aufgrund des extrem geringen Ansteckungsrisikos aber nicht empfohlen, so die WHO.

Mutiert das Virus?

Das Virus H5N1 entwickelt sich konstant weiter. Es besteht die Möglichkeit, dass es Mutationen erwirbt, die die leichtere Ausbreitung zwischen Menschen ermöglicht. Noch gebe es dafür aber keine Anzeichen. Und auch in der Vergangenheit hat sich das Virus allen Erkenntnissen zufolge nicht dahingehend optimiert, dass es Säugetiere schneller oder besser infizieren kann.

Experten befürchten aber, dass sich das Virus mit einem anderen, besser an den Menschen angepassten Grippevirus verbinden könnte. Eine solche sogenannte Rekombination könnte passieren, wenn sich ein Mensch gleichzeitig mit dem Vogelgrippevirus und einem anderen Grippevirus infiziert. Jede Infektion mit dem Vogelgrippevirus birgt also dieses Risiko.

Kritik an den USA: Zu wenige Informationen geteilt

Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC versichert, genetische Sequenzen des Virus analysieren zu wollen, um unter anderem mögliche problematische Mutationen zu identifizieren. Dennoch gibt es Kritik am Vorgehen der USA: So seien zu wenige Informationen geteilt worden, erklärt Harder. Es fehlten systematische Untersuchungen der Milchviehbestände.

Auch die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Eindämmung des Virus unter den Kühen würden nicht kommuniziert, bemängelt er. Um Veränderungen des Virus und einen möglichen Ausbruch früh zu erkennen, ruft die WHO alle Länder dazu auf, das Infektionsgeschehen genau zu beobachten und neue Erkenntnisse umgehend zu teilen.

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