Weiterer historischer Fund an Innenstadt-Baustelle
Weiterer historischer Fund an Innenstadt-Baustelle
Brunnen 2: Die Forscher gehen davon aus, dass die Anlage – ganz in Nähe des ehemaligen Möbel-Haupthauses – wahrscheinlich älter ist als der größere „Brunnen-Bruder“ ein paar Meter weiter.
Alles andere als ein „Jungbrunnen“ – aber die Archäologen sehen mit ihren Funden auch sprichwörtlich nicht alt aus: Es kommt vielmehr noch mehr Historisches ans Tageslicht. Das Ausgrabungsteam von EggensteinExca ist an der Baustelle des ehemaligen Möbelhauses Fredrich&Neuschäfer völlig überraschend auf eine zweite Brunnen-Anlage gestoßen, die vermutlich noch älter ist als die erste, die vor einigen Wochen freigelegt worden war.
Werl – Der neuerliche Fund zeigt: Das Areal bleibt ein Quell der Freude für die Archäologen, die seit vielen Wochen die meterdicken Erdschichten von Jahrhunderten freilegen, sich langsam aber dem Ende nähern.
Der Fund des zweiten Brunnens habe die Forscher „durchaus überrascht“, sagt Archäologe Frederik Heinze (Firma EggensteinExca). „Einen Brunnen hatten wir erwartet – aber zwei, und dann noch so nah an der Straße?“ Dabei geben die zwei Anlagen in unmittelbarer Nähe Rätsel auf. Ob es sich um einst zwei Parzellen und daher zwei Wasserstellen verschiedener Besitzer gehandelt hat oder aber von der Existenz der einen Anlage schon damals nichts bekannt war, weil sie aufgegeben worden war, erschließt sich nicht.
Wohl aber geht Heinze davon aus, dass der neue Fund – ganz in Nähe des ehemaligen Möbel-Haupthauses – wahrscheinlich älter ist als der größere „Brunnen-Bruder“ ein paar Meter weiter. Darauf lasse die typisch mittelalterliche Bauweise schließen: Damals wurde erst ein großer Trichter gegraben, bis die Arbeiter auf Grundwasser stießen; dann wurde gemauert und der Trichterkranz danach wieder geschlossen. Völlig offen ist, von wann die Brunnenanlage stammt. Aber dass sie bereits im 17. oder 18. Jahrhundert wieder aufgegeben worden war, darauf lassen kleine Keramikteile im Füllmaterial schließen, die eine zumindest grobe zeitliche Einordnung ermöglichen. Ein paar Meter tiefer werden die Forscher den Brunnen wohl noch freilegen – und erhoffen sich weitere Erkenntnisse. Dass der Brunnen lange genutzt worden war, zeigen deutliche Abnutzungsspuren an den Steinen.
Brunnen 1 ist schon näher erforscht: Zur Überraschung der Forscher liegt ein zweiter Brunnenkranz unter dem ersten.
Der schon vor einigen Wochen gefundene andere Brunnen ist hingegen näher untersucht, der eckige Schacht ist händisch entfernt worden. „Dabei haben wir festgestellt, dass ein größerer, zweiter Brunnenkranz darunter liegt“, sagt Heinze. „Ein äußerer Ring auf einem inneren – das habe ich so auch noch nicht gesehen.“ Warum das so gebaut wurde, erschließt sich den Forschern, die unter fachlicher Überwachung der LWL-Archäologie für Westfalen arbeiten, nicht.
Und gänzlich geklärt wird das wohl genauso wenig wie das Alter der Wasserstelle, die vermutlich im 18. Jahrhundert aufgegeben worden war. „Wann das gebaut wurde, wird wohl nicht geklärt“, sagt Heinze. Denn mittlerweile sind die Forscher an dieser Stelle auf dem Niveau angelangt, auf dem die künftige Tiefgarage liegt. Viel tiefer wird es also nicht gehen. Die Reste bleiben im Boden, werden verschlossen – und nehmen ihre Geheimnisse der Vergangenheit mit in die Zukunft. Jener erste Brunnen war bei den Grabungen aufgetaucht, als die schweren Steinplatten eines Kellerbodens mit dem Bagger angehoben wurden.