Der Mann, der Nein sagte: Kaspar Seibold lehnte 1949 das Grundgesetz ab

Deutsche Geschichte

Der Mann, der Nein sagte: Kaspar Seibold lehnte 1949 das Grundgesetz ab

der mann, der nein sagte: kaspar seibold lehnte 1949 das grundgesetz ab

Der Lenggrieser Kaspar Seibold (1914-1995) gehörte dem Parlamentarischen Rat an.

Am 23. Mai 1949, also heute vor 75 Jahren, wurde das deutsche Grundgesetz erlassen. Auch der Lenggrieser Kaspar Seibold hatte daran mitgearbeitet – verweigerte am Ende aber die Zustimmung.

Lenggries – Am Ende sagte Kaspar Seibold Nein. Als der Parlamentarische Rat am 8. Mai 1949 das „Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland“ verabschieden sollte, sahen sich der spätere Lenggrieser Ehrenbürger und elf andere Abgeordnete „nicht in der Lage, dem Grundgesetz in der vorliegenden Fassung zuzustimmen... Sie erklären aber mit Nachdruck, dass sie sich dem neuen Staat und Gesamtdeutschland aus tiefstem Empfinden verpflichtet fühlen“, heißt es in den Sitzungsniederschriften. Beschlossen wurde das Grundgesetz trotz der Gegenstimmen. Am 23. Mai 1949, also vor genau 75 Jahren, wurde es erlassen. Am 24. Mai 1949 trat es in Kraft.

„Dachte, es sei eine Übergangsverfassung“

„Ich bin selbst erstaunt, dass es so lange lebt“, sinnierte Seibold in einem Interview mit dem Tölzer Kurier 40 Jahre nach der historischen Abstimmung. Er sei wie viele andere davon ausgegangen, dass es nur eine Übergangsverfassung sei, bis ein Friedensvertrag kommt. „Wir haben alle nicht gedacht, dass das Grundgesetz ein Werk für so lange Zeit wird“, sagte Seibold 1989.

Auch damals stand er noch zu seiner Ablehnung 40 Jahre zuvor. „Wir waren der Meinung – und ich bin es heute noch –, dass es für Deutschland besser gewesen wäre, einen Staatenbund anstelle eines Bundesstaates zu haben.“ Mehr Kompetenzen bei den Gemeinden und Ländern zu belassen – das hätte sich Seibold gewünscht. „Eine föderalistische Verfassung ähnlich wie die in den USA oder in der Schweiz wäre für Deutschland besser gewesen.“ Dieser Haltung schloss sich der bayerische Landtag an: Als einziges Länderparlament verweigerte er dem Grundgesetz die Zustimmung, weil er es für zu zentralistisch hielt.

Seibold war Gründungsmitglied von CSU und Junger Union

Wie aber kam es, dass Seibdold am Grundgesetz mitarbeitete? Er stammte aus einer alteingesessenen Lenggrieser Bauernfamilie. Nach 1933 meldete er sich freiwillig zum Reichsarbeitsdienst und zur Wehrmacht. Ab 1939 war er als Gebirgsjäger an der Ost- und Westfront. 1942 wurde er schwer verwundet. Aus seinen Kriegserlebnissen heraus suchte der Diplom-Landwirt, der eine Landwirtschaftslehre und später ein Studium der Agrarwissenschaften absolvierte, nach Kriegsende Anschluss an politisch denkende Menschen. So wurde Seibold Gründungsmitglied der Jungen Union und der CSU. Bald arbeitete er als Referent für Landwirtschaft bei der bayerischen Vertretung im Bundesrat in Bonn.

Seibold war Sekretär von Adenauer

Im August 1948 wurde der 33-Jährige dann in den Parlamentarischen Rat gewählt und als jüngstes Mitglied – einer parlamentarischen Sitte folgend – zum Sekretär des Ratspräsidenten Konrad Adenauer bestimmt. „Ganz gleich, woher die Leute kamen, Adenauer hat sich immer Zeit für sie genommen“, schilderte Seibold den späteren Bundeskanzler. Als er ihn einmal darauf ansprach, entgegnete ihm Adenauer: „Merken Sie sich: Man kann jeden Menschen für etwas verwenden.“ Diese kluge Erkenntnis habe er sich gemerkt, sagte Seibold 1989.

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Stundenlange Sitzungen

Erstaunlich fand es der Lenggrieser, dass das Grundgesetz praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit entstand. „Außer den Kirchen, den Gewerkschaften und dem Bauernverband nahmen keine weiteren Organisationen Einfluss“, sagte er im Gespräch mit Kurier-Redakteur Alois Ostler. Der „normale“ Bürger interessierte sich schon gar nicht für die oft stundenlangen Ratssitzungen, in denen an jedem einzelnen Artikel gefeilt wurde. „Alle waren mit dem eigenen Notstand in dem Nachkriegsdurcheinander beschäftigt. Essen und Unterkunft waren die großen Probleme.“ Vielleicht sei das Grundgesetz gerade deshalb so gut geworden, „weil so wenig dreingeredet wurde“, mutmaßte Seibold.

Kommunalpolitisch stark engagiert

1950 schied Seibold aus dem öffentlichen Dienst aus, „um sich dem familiären landwirtschaftlichen Unternehmen in Lenggries zu widmen“, ist in der Biografie nachzulesen, die die Bundeszentrale für politische Bildung auf ihrer Webseite veröffentlicht hat. Doch sein politisches Engagement war damit nicht beendet – im Gegenteil. Er war Gemeinde- und Kreisrat, saß im Bezirkstag und war von 1978 bis 1982 stellvertretender Bezirkstagspräsident. 18 Jahre lang – von 1966 bis 1984 – lenkte er als Bürgermeister die Geschicke seiner Heimatgemeinde. Für seine Verdienste wurde Seibold, der am 15. Oktober 1995 einen Tag nach seinem 81. Geburtstag starb, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und dem bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet.

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