Hertha BSC: Darum ist Michael Cuisance kein Absturzprofi wie Sinan Kurt
Ex-Bayern-Profi Michael Cuisance nahm beim VfL Osnabrück einen neuen Karriereanlauf und es klappte. Jetzt winkt ihm ein Vertrag bei Hertha BSC.
Hertha BSC bekommt wieder einen Franzosen. Mittelfeldspieler Michael Cuisance (24) ist im Anflug. Rund 1, 5 Millionen Euro Ablöse sollen die Blau-Weißen an seinen italienischen Stammverein FC Venezia zahlen. Das berichtet die französische Zeitung L’Equipe. Cuisance galt lange als Problemspieler. Die Zeiten sind aber längst vorbei. Darum wird der Franzose kein zweiter Absturzprofi wie Ex-Herthaner Sinan Kurt (27).
Die Karrieren der beiden sehen ähnlich aus. Supertalent bei Borussia Mönchengladbach, vom FC Bayern weggelockt, dort gescheitert. So war es bei Kurt und bei Cuisance. Kurt kam nach seiner Bayern-Station sofort zu Hertha (2016) und ließ sich auch bei den Blau-Weißen hängen. Keine professionelle Einstellung! Drei Jahre später wurde der Flügelspieler an den österreichischen Klub SG Wattens abgeschoben. Es folgten vier Provinzklubs, doch selbst der türkische Drittligist Karaman FK gab die Hoffnung mit Kurt im Februar 2024 auf. Unfähig zur Selbstkritik!
Bei Cuisance sieht es anders aus. Er wechselte 2019 von Gladbach zum FC Bayern und kam dort nicht klar. Er wurde zum Wandervogel: Olympique Marseille, FC Venezia, Sampdoria Genua, auch da konnte er sich nicht durchsetzen. Vergangene Saison machte er drei Schritte zurück. Er ging zum Zweitliga-Absteiger VfL Osnabrück und plötzlich hatte Cuisance wieder Spaß am Beruf.
In einem Interview mit dem Internetportal Spox sprach er offen und ehrlich über seine bisherige Karriere: „In Osnabrück fehlten zwar die Siege, aber ich bin endlich wieder zufrieden. Dieses Gefühl habe ich lange vermisst. In Italien und Marseille hatte ich das nicht. Meine schwierigste Zeit hatte ich in Venedig. Nicht nur wegen der sportlichen Situation, sondern generell in meinem Leben. Für meine Frau und meinen Sohn ist es hier in Deutschland besser, deshalb wollte ich unbedingt zurückkommen. Alles, was ich mache, mache ich nicht mehr nur für mich, sondern auch für meine Familie.“ Der Mittelfeldspieler ist durch Liebe erwachsener geworden.
Doch das war längst nicht alles. Er hat im Gegensatz zu Kurt die Fähigkeit zur Selbstkritik und sagt: „Ich habe in den letzten Jahren nicht gut gespielt. Deshalb wusste ich, dass mich kein Topklub will. Ich wollte zu einem familiären Verein, bei dem ich in Ruhe arbeiten kann.“
Sein Comeback in Deutschland beim VfL Osnabrück bereitete er akribisch vor und nahm auch psychologische Hilfe in Anspruch. Auch mit dem Thema geht er offen um: Ich habe einen Mentaltrainer, der arbeitet mit verschiedenen Sportlern zusammen. Er hat meine Karriere schon länger verfolgt, mein Potenzial und meine Probleme gekannt. Ungefähr zwei Monate vor meinem Wechsel von Venedig nach Osnabrück hat er mir geschrieben, dass er mir helfen könnte. Ich habe das Angebot angenommen. Ich wollte mir später nicht selbst vorwerfen: „Hätte ich das versucht, wäre es vielleicht besser gelaufen.“
Die Gespräche wirkten bei ihm. Der Mittelfeldspieler: „Wir arbeiten daran, wie ich auf Fehler reagiere. Wie ich es schaffe, so schnell wie möglich wieder positiv zu denken. Ich bin jetzt die beste Michael-Version.“ Sein Rat an seine Kollegen: „Jeder Profi sollte schon bei der Unterschrift seines ersten Vertrags einen kleinen eigenen Staff samt Mentaltrainer haben. Das kostet Geld, ist aber sehr wichtig.“
Nach dem Leihjahr bei Osnabrück will er jetzt endlich heimisch werden – bei Hertha BSC. Cuisance sagte vor vier Monaten: „Ich will einen Verein finden, bei dem ich mehrere Jahre bleiben kann und Stammspieler bin. Das ist mein großes Ziel. Und irgendwann will ich wieder in der Bundesliga spielen.“ â–