Armstrong wollte ihn zerstören - er lachte zuletzt

US-Star Greg LeMond sorgte in den Achtzigern für legendäre Tour-Dramen. Nach der Karriere wurde er zu einem Anführer der Anti-Doping-Bewegung - und Opfer der Machenschaften von Lance Armstrong.

armstrong wollte ihn zerstören - er lachte zuletzt

Armstrong wollte ihn zerstören - er lachte zuletzt

Eigentlich ist es erstaunlich, dass Hollywood seine Geschichte noch nicht auf die Leinwand gebracht hat: Im Leben von Greg LeMond, der heute 63 Jahre alt wird, steckt Stoff für mehr als nur einen abendfüllenden Spielfilm. Er wäre ein ideales Drehbuch für eine epische Netflix-Serie mit mehreren Staffeln.

Nicht nur der historische erste Sieg eines US-Amerikaners bei der Tour de France wäre das Thema, auch die zahlreichen sportlichen und menschlichen Dramen vor und nach der Karriere - mit legendären Protagonisten und allen denkbaren cineastischen Elementen: epische Duelle auf der Rennstrecke, Lügen, Intrigen, Korruption, Erpressung, verratene Freundschaft, schmutzige Rache - unter anderem durch Erzbösewicht Lance Armstrong.

Und mittendrin ein moralisch integrer amerikanischer Held mit reinem Herzen, der mehr als einen großen Sieg feiert und sich dabei selbst immer treu bleibt. Wie einst die Figuren von Gary Cooper oder James Stewart.

Es klingt fast schon zu sehr nach den Klischees längst vergangener Zeiten. Aber Greg LeMond ist tatsächlich eine bemerkenswert strahlende Figur in der oft trüben Geschichte seiner Sportart.

Greg LeMond: Radsport-Sensation aus Kalifornien

Gregory James LeMond, geboren am 26. Juni 1961 in der 80.000-Einwohnerstadt Lakewood nahe Los Angeles, war ein Exot, als er zu Beginn der achtziger Jahre in der Radsport-Elite einschlug.

LeMonds amerikanische Heimat war keine Radsport-Hochburg, der junge Greg kam eher zufällig zu seiner Passion: Es war eine von vielen sportlichen Betätigungen, mit denen der naturverbundene, unter nicht diagnostiziertem ADHS leidende LeMond seine Hyperaktivität zu bändigen versuchte.

Starke Auftritte bei einer Europareise der US-Amateurnationalmannschaft weckten die Aufmerksamkeit der Profiteams. Er unterschrieb bei Renault-Elf-Gitane, dem Rennstall des damaligen Tour-Dominators Bernard Hinault. Dessen Sportdirektor Cyrille Guimard erkannte in dem ehrgeizigen LeMond einen Champion der Zukunft.

Bei seinem Tour-Debüt 1984 wurde der damals 23 Jahre junge LeMond gleich Dritter beim Sieg seines Teamkollegen und späteren Rivalen Laurent Fignon. In den beiden Jahren darauf folgte das erste große Tour-Drama mit LeMond in der Hauptrolle.

Giftiger „Bruderkrieg“ mit Legende Hinault

LeMond wechselte vor der Saison 1985 zum Team La Vie Claire, gelockt von einem Millionen-Angebot des schillernden Teambesitzers Bernard Tapie, später auch Adidas-Chef und als Präsident von Olympique Marseille auch Boss von Franz Beckenbauer und Rudi Völler - und Hauptfigur eines großen Manipulationsskandals um den Champions-League-Sieger von 1993.

Im Tapie-Team traf LeMond wieder auf Hinault und es kam zu Spannungen: „LeMonster“, wie Frankreichs Sportpresse ihn taufte, wurde bei der Tour 1985 mehrfach von der Stallregie zurückgepfiffen, um Hinault bei dessen fünftem Sieg auf der Großen Schleife nicht gefährlich zu werden.

Als Gegenleistung dafür, dass LeMond sich beugte, versprach Hinault, im Jahr darauf für LeMond zu fahren - hielt sich dann aber nicht daran und attackierte stattdessen unablässig. Die von dem persönlichen Verrat befeuerte Rivalität spaltete damals die Radsportwelt.

Altmeister Hinault konnte den jungen LeMond letztlich nicht aufhalten, der Ärger über die vergiftete Atmosphäre im eigenen Team vergällte LeMond die Freude über seinen bis dahin größten Sieg. Er beschrieb die Tour 1986 später als schwerstes und persönlich am meisten belastendes Rennen seiner Karriere. Im Jahr darauf sollte ihm dann weit Schlimmeres widerfahren.

Vom fast tödlichen Jagdunfall zum größten aller Tour-Dramen

Während einer Rehapause nach einem Handgelenkbruch vertrieb LeMond sich in der kalifornischen Heimat die Zeit mit einem Jagdausflug - mit beinahe tödlichen Folgen.

LeMonds Schwager, der getrennt von ihm unterwegs war, verwechselte ihn in einem nervösen Moment mit einem Wildtier und feuerte durch einen Busch auf ihn. LeMond wurde mit rund 60 Schrotkugeln in Herz, Lunge und Leber getroffen, ein rechtzeitig eintreffender Rettungshubschrauber rettete ihn vor dem Verbluten.

Der Jagdunfall und die langwierigen, bis heute spürbaren Folgen kosteten LeMond zwei Tour-Teilnahmen. 1989 folgte das große Comeback und das historisch enge Duell mit Laurent Fignon, das LeMond am Ende mit acht Sekunden Vorsprung gewann - das bis heute größte aller Tour-Dramen. LeMond blieb dem tragischen Helden Fignon bis zu dessen frühem Tod freundschaftlich verbunden.

Im Jahr 1990 gewann LeMond die Tour zum dritten und letzten Mal, danach begann eine neue Generation, ihn zu überholen. LeMond beäugte sie skeptisch, er schrieb seinen sportlichen Abschwung vor dem Rücktritt 1994 später dem schmutzigen Siegeszug des Blutdopingmittels EPO zu.

Für LeMond – der anders als fast alle anderen Tour-Ikonen keinerlei Betrugsmakel hat - wurde die Rolle als Anti-Doping-Mahner zum Lebensthema. Mehr als ihm lieb war.

Frühe Kritik an Lance Armstrong und bittere Rache

Schon zu aktiven Zeiten positionierte sich LeMond deutlich und handelte sich so auch bei Kollegen einen Ruf als Nestbeschmutzer ein. Im Jahr 2001 begann dann die nächste große und folgenschwere Feindschaft - als er öffentlich Zweifel an der Sauberkeit des neuen US-Radsportphänomens anmeldete: Lance Armstrong.

LeMond zeigte sich „erschüttert“ und „enttäuscht“, als bekannt wurde, dass Armstrong Verbindungen zu dem einschlägig vorbelasteten Arzt Michele Ferrari hatte. LeMond machte sich damit Armstrongs Netzwerk und seine Fans zu Feinden, die Vorwürfe reichten bis zum Landesverrat.

Einen Monat nach Beginn der Kontroverse bat LeMond bei Armstrong um Entschuldigung - was er später wieder relativierte: Wie LeMond 2004 enthüllte, hatte Armstrong hinterrücks eine Schmutzkampagne gegen LeMond in Gang gesetzt. Unter anderem wurden Geschäftspartner LeMonds konkret unter Druck gesetzt, ihn fallen zu lassen, sollte er nicht öffentlich Abbitte leisten.

LeMonds kritische Fragen begleiteten Armstrong weiter, bei dessen Comeback-PK 2008 kam es auch zu einem direkten Schlagabtausch. 2012, als Armstrongs Betrugsimperium nach intensiven Ermittlungen von Dopingjägern endlich zusammenfiel, war endgültig klar, dass LeMond im Recht war. Er ist nach der nachträglichen Aberkennung aller sieben Armstrong-Siege auch wieder der offiziell einzige US-Tourchampion.

Hässlicher Verrat auch im Fall Floyd Landis

Die Intensität von LeMonds persönlichen Kampf gegen Doping zeigte sich auch im Fall eines weiteren gefallenen US-Tourhelden, dem 2006 disqualifizierten Sieger Floyd Landis. Im Dopingprozess der Agentur USADA sagte LeMond gegen Landis aus - nachdem er ihm vorher persönlich ins Gewissen geredet hatte, sich selbst zu offenbaren.

„Die Lüge wird dich heimsuchen, wenn du 40 oder 50 bist. Wenn du irgendeinen moralischen Kompass hast, wird es dich zerstören“, warnte LeMond Landis, der ihm gegenüber Doping zugegeben hatte - und vertraute Landis dabei ein eigenes persönliches Trauma an: dass er in seiner Kindheit sexuell missbraucht worden war.

Die hässliche Wendung, die folgte: Landis‘ Agent drohte LeMond damit, die Missbrauchsepisode zu enthüllen, um ihn zum Schweigen zu bringen. LeMond entschloss sich, das Thema selbst zu enthüllen und die Aussage gegen Landis durchzuziehen. Der entschuldigte sich drei Jahre später bei LeMond.

„Viele Menschen lesen es als Attacke auf die Fahrer, wenn ich mich gegen Doping ausspreche“, sagte der ewig unbeirrte LeMond 2012: „Tatsächlich fühle ich mich als Anwalt der Fahrer. Aus meiner Sicht werden sie wie Laborratten behandelt, von Ärzten, Managern und Offiziellen. Es ist das System, das die Fahrer korrumpiert – und sie sind die, die am Ende den Preis bezahlen.“

Höchste Ehrung durch US-Kongress

LeMond kann sich die Rolle als kritischer Beobachter leisten: Der dreifache Familienvater ist seit langem finanziell unabhängig. Er wurde nach der Karriere zum erfolgreichen Geschäftsmann, verdiente viel Geld mit Immobilien, Restaurants und seiner eigenen Radfirma, die diverse technische Innovationen des Sports vorantrieb.

Im Jahr 2019 wurden die Verdienste von LeMond - bei dem 2022 eine nicht lebensbedrohliche Form von Blutkrebs festgestellt wurde - auch staatlich beglaubigt: Mit den Stimmen beider Parteien wurde er mit der Ehrenmedaille des US-Kongresses ausgezeichnet, einer der beiden höchsten Auszeichnungen im Lande für gesellschaftliche Leistungen.

LeMond habe sich „als Athlet, Aktivist, Vorbild und Anführer des Gemeinwesens“ in höchstem Maße um seine Heimat verdient gemacht.

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