„Es gibt kein zu jung“ - Darmkrebs-Arzt nennt fünf Gründe, warum Fälle bei Jüngeren zunehmen
Warum trifft Darmkrebs immer mehr Jüngere? Getty Images
Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten in Deutschland. Insbesondere bei den Jüngeren häufen sich die Fälle, warnen Experten. Darmkrebs-Mediziner Haney Youssef macht fünf Faktoren dafür verantwortlich – unter anderem das Ballaststoff-Problem.
55.000 Menschen erkranken hierzulande jedes Jahr neu an Darmkrebs . Rund 24.000 sterben daran. Und dabei handelt es sich keineswegs um eine Alterserscheinung. „Es gibt kein zu jung für Darmkrebs“, betonen etwa die Experten der Felix Burda Stiftung. Ganz im Gegenteil. Laut Studien nehmen gerade in der Altersgruppe unter 50 Jahren die Fälle zu.
Doch woran liegt das? Darmkrebs-Mediziner Haney Youssef nennt dafür im Gespräch mit der „Daily Mail“ fünf Gründe.
1. Die „moderne“ Ernährung
„In der modernen Ernährung ist insbesondere in den westlichen Ländern ein deutlicher Anstieg des Konsums von verarbeiteten Lebensmitteln und Fastfood zu verzeichnen“, betont Youssef. Diese Lebensmittel enthalten oft ungesunde Fette, Zucker und Zusatzstoffe.
Zudem fehlt es ihnen an Ballaststoffen, welche den Darm gesund halten. Sie sorgen etwa für einen geregelten Stuhlgang und helfen so dabei, schädliche Stoffe wieder auszuscheiden. Fehlen Ballaststoffe, bleiben schädliche Stoffe länger im Darm.
Außerdem zählen hochverarbeitete Fleischwaren wie Wurst, Speck oder Salami zu den Lebensmitteln, die das Krebsrisiko erhöhen.
2. Zu wenig Bewegung
„Mangelnde körperliche Aktivität ist ein bekannter Risikofaktor für Darmkrebs“, warnt Youssef. Durch digitale Technologien, damit veränderte Arbeits- und Freizeitaktivitäten sei ein sitzender Lebensstil üblicher geworden. „Viele junge Menschen verbringen viele Stunden im Sitzen, sei es am Schreibtisch, vor dem Computer oder am Handy.“
Das ist gefährlich. Denn Bewegung trägt erheblich zu einem niedrigeren Krebsrisiko bei, erklärt der Experte weiter. Körperliche Aktivität helfe dabei, ein gesundes Gewicht zu halten. Das wiederum sorgt dafür, dass das Immunsystem richtig arbeitet.
Gleichzeitig sorgt Bewegung genau wie Ballaststoffe dafür, dass die Nahrung schneller durch den Darm gelangt und ungesunde Stoffe wieder ausgeschieden werden.
3. Gefährliches Übergewicht
Die falsche Ernährung oder mangelnde Bewegung sind nicht allein für das erhöhte Risiko verantwortlich. Auch die Folge aus beidem, Übergewicht, spielt dabei eine erhebliche Rolle. „Die Fettleibigkeitsraten steigen weltweit an und jüngere Altersgruppen sind gegen diesen Trend nicht immun“, erklärt Youssef. Das überschüssige Körperfett könne zu Entzündungen und zu Veränderungen des Hormonspiegels führen - und das wiederum die Entstehung von Krebs fördern.
In Deutschland sind laut Robert-Koch-Institut mehr als die Hälfte der Erwachsenen übergewichtig:
- 46,6 Prozent der Frauen und
- 53,5 Prozent der Männer
4. Die Genetik
Neben Ernährung, Bewegung und daraus resultierender Fettleibigkeit gibt es noch einen weiteren wichtigen Faktor für das Darmkrebsrisiko. Dieser ist zwar nicht zu beeinflussen, kann jedoch als Warnsignal fungieren: die Genetik. „Ein direkter Verwandter, der unter 50 Jahren an Darmkrebs erkrankt ist, kann auf ein höheres Risiko für jüngere Menschen hinweisen“, erklärt der Mediziner.
Generell sollten Sie die Krankheitsgeschichte Ihrer Familie im Blick haben. Denn im Schnitt hat jeder vierte Darmkrebspatient eine familiäre Belastung: Dazu zählen:
- fünf Prozent ererbte Risiken und
- 20 Prozent Vorbelastung, zum Beispiel durch einen ungünstigen Lebensstil.
5. Diagnosen
Je früher Menschen zum Arzt gehen und dort Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen, desto mehr Darmkrebsfälle können entdeckt und frühzeitig behandelt werden. Damit steigen die Überlebenschancen der Betroffenen. Ein Anstieg der Krebszahlen kann also auch mit einer besseren Darmkrebsvorsorge einhergehen und damit ein positives Signal sein. Zumindest in Teilen sei das möglich, erklärt Youssef. Das Bewusstsein für die Krankheit nehme immer weiter zu, damit liege mehr Aufmerksamkeit auf den Warnsignalen.
Zu diesen zählen etwa:
- Sichtbares Blut beim Toilettengang oder auf dem Stuhl
- Veränderungen beim Stuhlgang (Verstopfung oder Durchfall)
- Häufiger Stuhldrang
- Absonderung von Schleim oder Blut
- Gefühl, dass der Darm nicht vollständig geleert wird oder Völlegefühl
- Schmerzen beim Stuhlgang
Das bedeutet nicht automatisch, dass die genannten Symptome immer Anzeichen für Krebs sind. Sie abzuklären, ist aber dennoch wichtig.
„Jüngere Menschen sind sich stärker bewusst, wie wichtig es ist, bei Symptomen wie anhaltenden Veränderungen der Stuhlgewohnheiten und Rektalblutungen ärztlichen Rat einzuholen“, erklärt der Mediziner. „Dies könnte einen Dominoeffekt haben, der zu einer Erhöhung der Zahl der Diagnosen bei jüngeren Menschen führt.“
Hinweis: Die Felix Burda Stiftung gehört wie FOCUS online zu Hubert Burda Media.