WikiLeaks-Gründer Julian Assange frei
WikiLeaks-Gründer Julian Assange frei
Nach 14 Jahren juristischer Odyssee ist Wikileaks-Gründer Julian Assange ein freier Mann. Ein US-Gericht auf der Marianen-Insel Saipan - einem US-Außengebiet im Westpazifik - segnete am Mittwoch einen Deal zwischen dem Australier und der US-amerikanischen Justiz im Zusammenhang mit Spionagevorwürfen ab. Im Gegenzug für ein teilweises Schuldbekenntnis ist Assange wegen seiner bereits in Großbritannien verbüßten Haft nun auf freiem Fuß - und unterwegs in Richtung Heimat.
Bei seiner Rückkehr nach Australien werde Assange von seinem Vater John Shipton, seiner Ehefrau Stella Assange und Premierminister Anthony Albanese empfangen. Der 52-Jährige plane, nach der Landung seines Flugzeugs in Canberra, die am Abend (Ortszeit) erwartet wird, eine öffentliche Stellungnahme abzugeben, berichtete die Zeitung "Sydney Morning Herald". Wikileaks kündigte eine Pressekonferenz für 21.15 Uhr (13.15 Uhr MESZ) an.
Assange ist der Protagonist eines großen Spionageskandals. 2006 hatte er die Enthüllungsplattform Wikileaks gegründet mit der Mission, Whistleblower zu unterstützen und verborgene Informationen ans Licht zu bringen. Von 2010 an veröffentlichte Wikileaks geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan der Whistleblowerin Chelsea Manning. Die USA warfen Assange in der Folge vor, geheimes Material gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben.
Nach der Gerichtsentscheidung jubelte Assanges Frau Stella in sozialen Netzwerken: "Julian verlässt das Gericht von Saipan als freier Mann. Ich kann nicht aufhören zu weinen." Die 40-jährige Anwältin hatte den Australier 2022 während seiner Haft geheiratet und hat zwei Kinder mit ihm. Die zuständige Richterin Ramona Manglona hatte nach Angaben der anwesenden Reporter zuvor gesagt, Assange könne "den Gerichtssaal als freier Mann verlassen".
Die US-Justiz wollte Assange lange Zeit den Prozess wegen Spionagevorwürfen machen. Bis zu 175 Jahre Haft hätten ihm in den USA gedroht. Stattdessen handelte er mit der US-Justiz zuletzt jedoch einen Deal aus und bekannte sich nun der Verschwörung zur unrechtmäßigen Beschaffung und Verbreitung von geheimen Unterlagen schuldig. Die Richterin Manglona legte laut BBC und "Guardian" fest, dass als Strafmaß jene Zeit gelte, die der Internetaktivist bereits in London in einem Hochsicherheitsgefängnis verbüßt hat.
Durch den Justizdeal bleiben Assange ein Prozess und potenziell weitere Haft in den USA erspart. Die Vereinigten Staaten hatten bisher seine Auslieferung aus Großbritannien verlangt. Stattdessen kann der 52-Jährige nun in seine Heimat zurückkehren. Von Saipan aus flog er noch am Mittwoch direkt weiter nach Canberra, wie WikiLeaks auf der Plattform X mitteilte. Die Nördlichen Marianen liegen nur wenige Flugstunden nördlich von Australien.
Assanges Anwälte sprachen von einem "historischen Tag". "Ich hoffe, dass die Tatsache, dass es uns heute gelungen ist, Julian Assange trotz aller Widrigkeiten und gegen eine der mächtigsten Regierungen der Welt freizubekommen, allen weltweit inhaftierten Journalisten und Verlegern Hoffnung gibt", sagte die Menschenrechtsanwältin Jennifer Robinson. "Es ist angemessen, dass die Richterin, wie sie es heute getan hat, feststellt, dass eine weitere Inhaftierung von Herrn Assange weder fair noch angemessen wäre und es Zeit für ihn ist, wieder mit seiner Familie vereint zu werden", erklärte sein Anwalt Barry Pollack.
Assange hatte vor etwa fünf Jahren seine Haft im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London angetreten. Vor seiner Festnahme im April 2019 hatte er sich sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden entzogen. Diese hatten ihn zunächst wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden ins Visier genommen. Diese Anschuldigungen wurden später jedoch aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. Während die USA über Jahre hinweg die Auslieferung Assanges verlangten, forderten Menschenrechtsorganisationen, Journalistenverbände, Künstler und Politiker dessen sofortige Freilassung. Auch die australische Regierung setzte sich für die Freilassung ihres Staatsbürgers ein.