Wiener Künstlerhaus zeigt eine moderne "Wunderkammer"

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Wiener Künstlerhaus zeigt eine moderne "Wunderkammer"

Silberne Vögel im Flug durch den Saal, Eichhörnchen aus Holz, die ein kleines Mädchen genüsslich anknabbern, seltsame, bunte Objekte aus Federn und Stoff und beleuchtete Objektkästen, die von humanen Katastrophen und fantastischen Tierwelten erzählen: Schon der erste Raum im Obergeschoß des Wiener Künstlerhauses erfüllt vieles von dem, was man sich vom Titel der am Donnerstagabend eröffnenden Mitgliederausstellung erwartet. Diese "Wunderkammer" ist wundersam - und wunderbar.

"Meine Inspiration war eine Kindheitserinnerung an die Wunderkammer auf Schloss Ambras", erinnerte sich Günther Oberhollenzer, Kurator der Schau und Künstlerischer Leiter des Künstlerhauses, bei der Presseführung am Mittwoch an "Momente des Staunens", die für ihn gleichzeitig auch sein persönliches Erweckungserlebnis für die Kunst darstellten. Mit der Betonung der sinnlichen Erfahrung wolle er in dieser Ausstellung auch ein Gegengewicht zu den sonst häufig dominierenden intellektuellen Zugängen zur Kunst geben: "Ich habe in Ausstellungen oft mehr Menschen beim Lesen der Texte als beim Betrachten der Objekte gesehen."

Er habe sich auf die Suche nach dem Überraschenden, Fantasievollen, Spielerischen in der zeitgenössischen Kunst begeben - und 39 Positionen ausgewählt, bei denen man zwar durch Begleittexte und Katalog Hintergrundinformationen bekäme, die aber zunächst für sich sprechen sollten. Tatsächlich gibt es in viel zum Schauen und Staunen. Alleine der eingangs angesprochene erste Saal, der auch auf die Gesamtkunstwerke der einstigen Künstlerhaus Gschnasfeste eingeht, bietet mit den Dioramen von Oleg & Ludmilla, den putzig wirkenden, aber einen doppelbödigen Schrecken offenbarenden Holzskulpturen von Martin Krammer (inklusive Eichhörnchen-Pietá), den Stoffskulpturen von Theres Cassini oder den aus Metallgitter geformten Vögeln von Adele Razkövi sowie einer Salonhängung mit Bildern und Objekten sämtlicher vertretenen Künstlerinnen und Künstler genügend Material für eine längere Verweildauer.

Die anschließenden Kabinette hat Oberhollenzer grob in die Kapitel "Naturalia & Artificalia" und "Collectio & Memoria" gegliedert. Die Auseinandersetzung mit den Wundern der Natur wird etwa in der Koch-Kunst von Johannes Rass deutlich. Der ausgebildete Koch zerlegt Tiere, verarbeitet ihre Einzelteile und setzt diese anschließend wieder zu erstaunlichen organischen Skulpturen zusammen. Ausgestopft ist dagegen das Rotkehlchen, dem Irene Hopfgartner die Schnur eines großen, roten Luftballons ins Schnäbelchen gegeben hat. Die "Prunkwanze", den "Pinselschwänzling", den "Münzfresser" und das "dämliche Tier" gibt es jedoch nur in der Fantasie von Maria Temnitschka - beziehungsweise in ihrer aus Metallteilen und anderen Materialien sorgsam zusammengefügten und mit naturwissenschaftlicher Akribie von der Künstlerin präsentierten Form.

Auch dem Sammeltrieb setzt die Ausstellung Denkmäler - etwa mit einem Einblick in die wunderliche Sammlung von Mario Wesecky. Nebenan hat Isolde Tomann sich Gedanken darüber gemacht, wie Wunderkammern riechen und bietet in kleinen Apothekerflaschen Duftproben an - etwa in den Geruchsnoten "Terpentin & Tinte", "Weihrauchbaum & Schwefel" oder "Rauch & Asche".

Derart betört kann man sich in den letzten Ausstellungsabschnitt begeben. Im "Futurum" wartet die Dystopie - und die KI. Petra Richar hat ihre Arbeit im Dialog mit einem auf künstlicher Intelligenz basierenden Programm kreiert, Helmut Pokornig hat eine dreidimensionale Collage geschaffen, die aus Illustrationen einer alten "Brockhaus"-Ausgabe zusammengesetzt ist, und in ihrem Schlussraum haben Jeremias Altmann und Andreas Tanzer Bauschutt und historische Figuren der Glyptothek der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste kombiniert. "Grey Time" nennen sie ihre Installation.

Nicht ganz so grau sieht man im Künstlerhaus die Zukunft der Künstler:innen-Vereinigung, die jüngst durch die Ankündigung von Mäzen Hans Peter Haselsteiner, die Betriebskosten künftig nicht mehr tragen zu wollen, Negativschlagzeilen gemacht hatte. Man sei in guten Verhandlungen mit Wien, Bund und Haselsteiner, um den im Juni 2025 auslaufenden Kooperationsvertrag auf neue, stabile Beine zu stellen, meinte Oberhollenzer zur APA. Der eingeschlagene künstlerische Weg sei der richtige, das werde von einer sehr positiven Resonanz bei Presse und Publikum bestätigt. Die bisherige Besucherzahl des Jahres 2024 liege deutlich über jener des Vorjahres.

Die jüngsten Turbulenzen haben sich vereinsintern jedenfalls nicht niedergeschlagen: Tanja Prušnik wurde als Künstlerhaus-Präsidentin mit 182 von 226 Stimmen der Mitglieder wiedergewählt und steht weiterhin als erste Frau an der Spitze der seit 1861 bestehenden Vereinigung.

(S E R V I C E - "Wunderkammer". Ausstellung im Künstlerhaus, Karlsplatz 5, 1010 Wien. Eröffnung am Donnerstag, 27. Juni, 19 Uhr, geöffnet von 28. Juni bis 13. Oktober, Mo bis So 10-18 Uhr. www.kuenstlerhaus.at/)

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