Arbeitsplatzüberwachung: Bankangestellte wegen Täuschung von Tastaturaktivität entlassen
Immer mehr Unternehmen wollen erfassen, ob Arbeitnehmer faulenzen. Die US-Bank Wells Fargo entließ nun mehr als ein Dutzend Angestellte, die Aktivitäten am Computer nur vorgetäuscht haben sollen.
Mit dem Boom der Homeoffice-Arbeitsplätze während der Coronabeschränkungen hat auch die Überwachung an Arbeitsplätzen zugenommen. Wie der Nachrichtendienst Bloomberg berichtet, hat die US-Großbank Wells Fargo im vergangenen Monat mehr als ein Dutzend Angestellte entlassen, weil diese »Aktivität an der Computertastatur simuliert haben«, um den Eindruck zu erwecken, dass sie arbeiten.
An die Öffentlichkeit gekommen sind die Täuschungen, weil Wells Fargo die Entlassungen an die Aufsichtsbehörde Financial Industry Regulatory Authority (FIRA) gemeldet hatte. Viele Details verrät das Unternehmen in den Unterlagen aber nicht. So ist unklar, ob die Entlassenen im Homeoffice oder im Büro beschäftigt waren und wie sie Arbeit simuliert haben sollen. Bekannt ist lediglich, dass sie allesamt in der Investmentsparte der Bank gearbeitet hatten. Auf Nachfrage belässt es die Bank bei dem allgemeinen Statement, dass die Firma hohe Ansprüche habe und unethisches Verhalten nicht toleriere.
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Kontrolle in und außerhalb des Büros
Derzeit bemühen sich viele Firmen, ihre Angestellten zur dauerhaften Rückkehr ins Büro zu veranlassen. Bei Wells Fargo ist für die meisten Angestellten laut Bloomberg eine Anwesenheit an drei Tagen pro Woche Pflicht. Insbesondere um die Arbeitszeit außerhalb des Büros zu kontrollieren, setzen viele Firmen automatisierte Systeme ein, die die Aktivität am Computer ständig erfassen.
Dies führte zu einer Vielzahl von Umgehungsmaßnahmen. So gibt es mechanische Apparaturen, die die Maus ständig bewegen. Aber auch technisch ausgefeilte Softwarelösungen, die komplexe Tätigkeiten, wie das Versenden von E-Mails, vortäuschen. Damit lassen sich aber nur relativ einfache Überwachungssysteme überlisten. Betroffene tauschen auf Plattformen wie Reddit Tipps aus, wie man die Kontrollmaßnahmen überlisten kann.
Wie die Fachzeitschrift »c’t« aufführt, gibt es mehr als 60 verschiedene Lösungen auf dem Markt, viele davon aus den USA. Neben der Überwachung von Tastatur und Bildschirminhalt gibt es auch invasive Programme, die die Angestellten per Webcam überwachen. Nach deutschem Recht sind einer solch allumfassenden Überwachung aber enge Grenzen gesetzt. Einige Systeme setzen darauf, den Angestellten selbst Feedback zur Produktivitätssteigerung zu geben, statt die Vorgesetzten zu informieren.