"Schnell Taurus liefern": Anders Fogh Rasmussen: Zögern macht Scholz nicht zum Friedenskanzler
Bundeskanzler Scholz lehnt eine Lieferung des Marschflugkörpers Taurus weiterhin ab. Ex-NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen kritisiert diese Haltung: Zögern gebe Putin nur einen Anreiz, den Krieg fortzusetzen, sagt er ntv.de.
Anders Fogh Rasmussen war von 2009 bis 2014 NATO-Generalsekretär, zuvor war er seit 2001 Ministerpräsident seines Heimatlandes Dänemark. Nach seiner Zeit bei der NATO gründete er die Beratungsfirma Rasmussen Global. Rasmussen berät auch die ukrainische Regierung.
Der frühere NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat Bundeskanzler Olaf Scholz aufgefordert, der Ukraine Taurus-Marschflugkörper schnellstmöglich zur Verfügung zu stellen. Er habe erwartet, dass Scholz dem amerikanischen Beispiel folgen würde, als die USA ATACMS-Langstreckenraketen geliefert hätten, sagte Rasmussen im Interview mit ntv.de.
Die Waffe, die niemand entbehren kann
"Ich hatte damit gerechnet, dass die Bundesregierung nachziehen würde. Bundeskanzler Scholz hat das nicht getan", sagte Rasmussen, der von 2009 bis 2014 NATO-Generalsekretär war. "Das ist umso überraschender, als demnächst die ersten F-16-Kampfflugzeuge aus Dänemark und den Niederlanden in der Ukraine eintreffen werden - und eine Kombination aus F-16-Kampfflugzeugen und Langstreckenraketen wäre eine sehr schlagkräftige Waffe. Deshalb fordere ich Bundeskanzler Scholz weiterhin auf, einer Lieferung der Taurus-Raketen schnellstmöglich zuzustimmen."
"Derzeit weigert sich der Kanzler, Taurus-Langstreckenraketen zu liefern. Ich verstehe wirklich nicht, warum", so Rasmussen. Zögern bei den Waffenlieferungen gebe dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nur einen Anreiz, den Krieg fortzusetzen. "Während wir über Leopard-2-Panzer diskutiert haben, hat er die russischen Verteidigungsanlagen in der Ostukraine verstärkt. Das hat es für die Ukrainer noch schwieriger und noch blutiger gemacht, verlorenes Land zurückzuerobern." Zögern führe nicht zum Frieden, sondern zu einem nie endenden Krieg, sagte Rasmussen. "Mir ist aufgefallen, dass Bundeskanzler Scholz als Friedenskanzler gesehen werden möchte. Aber ich muss sagen, mehr Zögern wird ihn nicht zum Friedenskanzler machen. Im Gegenteil, es wird ihn zu einem Kanzler des ewigen Krieges machen."
"In einen solchen Krater kann man ein Haus packen"
Auf die Frage, ob die europäischen NATO-Mitglieder auf eine zweite Amtszeit von Ex-US-Präsident Donald Trump vorbereitet seien, sagte Rasmussen: "Die kurze Antwort lautet: Nein. Aber wir sind besser vorbereitet als 2016." Vor zehn Jahren hätten drei Länder das Zwei-Prozent-Ziel der NATO erreicht, jetzt seien es 23 der 32 Verbündeten. "Wir sind also besser vorbereitet. Trump hat größere europäische Investitionen in unsere eigene Verteidigung gefordert. Wir haben die Botschaft gehört, Europa ist auf dem Weg. Aber es war ein sehr langsamer, ein zu langsamer Prozess. Wir müssen schneller werden."
Noch mehr aktuelle Nachrichten finden Sie auf ntv.de