DB Schenker-Verkauf: Reederei Maersk zieht sich aus Bieterprozess zurück
Der Bund erhofft sich durch den Verkauf von DB Schenker Milliarden fürs marode Netz. Mit der Reederei Maersk ist nun ein finanzkräftiger Bieter abgesprungen. Es gibt aber einen weiteren dänischen Interessenten.
DB Schenker-Verkauf: Reederei Maersk zieht sich aus Bieterprozess zurück
DB Schenker gilt als Tafelsilber der Deutschen Bahn, doch im Milliardenwettlauf um den Verkauf der Logistiktochter hat sich mit Maersk nun ein Interessent aus dem Bieterverfahren verabschiedet. DB Schenker habe Potenzial, doch die Integration ins eigene Unternehmen stelle derzeit eine Herausforderung dar, heißt es vonseiten der dänischen Reederei. »Wir kamen zu dem Schluss, dass die Übernahme von DB Schenker zum jetzigen Zeitpunkt nicht das Richtige für unser Geschäft wäre«, teilte Vorstandschef Vincent Clerc mit.
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Nach dem Ausstieg von Maersk bleiben nun Brancheninformationen zufolge noch drei Bieter übrig:
Da ist zunächst der Private-Equity-Fonds CVC aus Luxemburg, bei dem spekuliert wird, er könnte auch nur 80 Prozent des Unternehmens in Bundeshand kaufen. Als Private-Equity-Fonds dürfte es CVC vor allem darum gehen, DB Schenker in ein paar Jahren profitabler weiterzuverkaufen, auch durch einen Börsengang von Schenker könnte Geld erlöst werden. Allerdings fragt sich mancher, ob ein so großes und potenziell rund 20 Milliarden Euro teures Logistikunternehmen in die Hand privater Finanzinvestoren gehört.
Das saudische Staatsunternehmen Bahri, dem wiederum politische Bedenken entgegenstehen dürften. Das Bundeswirtschaftsministerium könnte gegen die Übernahme durch das autokratische Land einschreiten.
Bleibt mit DSV ein weiteres Unternehmen aus Dänemark und zudem ein Interessent aus Europa, der Schenker im eigenen Unternehmen integrieren könnte. Das Logistik- und Speditionsunternehmen DSV gilt schon sehr lange als an Schenker interessiert und könnte durch eine Übernahme auch zahlreiche Synergien heben – etwa bei der Integration von IT-Systemen oder der Übernahme von Stationen. DSV wirkt damit wie der derzeit wohl aussichtsreichste Bieter.
Die Bahn dürfte die verbliebenen Interessenten schon bald zur Abgabe eines verbindlichen Angebots auffordern. Die möglichen Bieter dürften sich derzeit kritisch beäugen, was für Gebote sie in den kommenden Wochen abgeben. Die Deutsche Bahn wiederum erhofft sich durch den Verkauf, zusätzliche Milliarden Euro in das marode Schienennetz stecken zu können. Durch den Erlös soll auch der Schuldenberg des Staatskonzerns von derzeit 34 Milliarden Euro zumindest etwas abgebaut werden, um so die eigene Kreditwürdigkeit zu verbessern.
Maersk dagegen teilte mit, man habe das Geschäft von DB Schenker in den vergangenen Wochen bereits ausgiebig geprüft, sich dann aber für den Rückzug entschieden. Clerc betonte, die Strategie des Unternehmens, bleibe »unverändert« – und setze weiterhin auf Zukäufe, um das Logistikgeschäft zu vergrößern. »Wir sind entschlossen, in Europa, einschließlich Deutschland, weiter zu wachsen, und wir sehen, dass unser organisches Wachstum in der Logistik an Schwung gewinnt.«
Für Maersk war es also offenbar vor allem nicht der richtige Zeitpunkt für solch eine gewaltige Übernahme, die unter zahlreichen Aktionären auch Skepsis hervorgerufen hatte. Das Unternehmen versucht derzeit, sich von einer reinen Reederei stärker zu einem sogenannten Tür-zu-Tür-Anbieter zu entwickeln. Hierfür investiert das Unternehmen unter anderem in Umschlagterminals in den Häfen im niederländischen Rotterdam sowie im kroatischen Rijeka – außerdem in Logistikzentren in Europa sowie in die Luftfracht. Beim Schiffsverkehr steht zudem eine neue Allianz mit der deutschen Reederei Hapag-Lloyd an. »Hier liegt unser Fokus, und wir sind fest entschlossen, das gesamte Potenzial, das wir sehen, weiter zu entfalten«, sagte Clerc.