„Ich jage den Ersten, der mich Senior nennt, mit meinem Krückstock durch die Straßen!“

„ich jage den ersten, der mich senior nennt, mit meinem krückstock durch die straßen!“

Leander Haußmann, Regisseur und Schauspieler, wird 65 Jahre alt.

Rentner? Leander Haußmann? Wenn man dem Kult-Regisseur („Sonnenallee“) aus Berlin-Friedrichshagen so kommt, hat man schon verloren. Am 26. Juni wird er 65 Jahre alt. Aber nicht im Kopf. Im Inneren ist Leander Haußmann immer noch ein Kind. Behauptet er zumindest von sich selbst. „Ich bin noch immer auf dem Entdeckerpfad, immer noch innerlich pubertierend“, sagt er. Kurz vor dem Interview, in einem Restaurant zwischen Berliner Volksbühne und Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz, bestellt er sich noch eine Portion Spaghetti Bolognese.

Vielleicht weil er sich teilweise noch wie ein Kind fühlt, möchte er auch unter keinen Umständen Senior genannt werden. „Ich jage den Ersten, der mich Senior nennt, mit meinem Krückstock durch die Straßen“, sagt Haußmann spaßend. Einen Krückstock hat er (noch) nicht. Zu der Spaghetti Bolognese trinkt er ein Weizen, aber ein alkoholfreies, wie er betont.

Vor einigen Jahren hat der Ost-Berliner, der in Quedlinburg geboren wurde, seinem alltäglichen Alkoholkonsum abgeschworen und stattdessen mit Sport angefangen. „Ich habe damit angefangen, Kraftsport zu machen – und ich hätte nicht gedacht, dass mir in meinem Alter noch Muskeln wachsen.“

Anlässlich seines Geburtstags zeigt das Babylon-Kino eine Retrospektive seiner Filme, bei der Feier werde es auch Freibier geben. „Mit Alkohol“, betont er. „Das Leben wäre trauriger ohne Alkohol. Ich möchte gerne wieder dahin, dass ich ein gutes Glas Rotwein zu schätzen weiß.“ Zu seinen bekanntesten Filmen gehört „Sonnenallee“ aus dem Jahr 1999, zuletzt schrieb und verfilmte er die „Stasikomödie“ (2022) mit Henry Hübchen und Tom Schilling.

Sein Film „Herr Lehmann“ mit Christian Ulmen von 2003 ist Kult. In seinen Filmen stehen Berlin und insbesondere die DDR im Fokus. Aber: „Mein Thema ist nicht die DDR – mein Thema bin ich selbst“, sagt Leander Haußmann voller Überzeugung.

„ich jage den ersten, der mich senior nennt, mit meinem krückstock durch die straßen!“

Leander Haußmann, Regisseur, kommt zur Verleihung des Ernst-Lubitsch-Preises in die Astor Film Lounge.

„Leider habe ich 30 Jahre lang in der DDR gelebt und kann mich möglicherweise nicht von diesem Thema lösen. Mein Thema ist aber, wie sich Menschen, die keine Helden sind, in bestimmten Situationen verhalten und im Alltag anfangen, Dinge zu tun, die sie normalerweise nicht tun würden, wenn nicht der Staat oder die Gesellschaft oder der Nachbar oder irgendjemand, in seinem Privatleben stören würde.“

Für ihn ist die DDR vielmehr ein Ort, an dem man Erzählungen und Geschichten platzieren kann. „Es geht darum, die DDR als Metapher zu verstehen, um etwas über die Gegenwart zu verstehen. Es geht nicht um Nostalgie – sondern darum, einen Ort zu haben, an dem wir Themen wie Opportunismus oder Mut erzählen können.“ Seiner Ansicht nach kann er schlecht Geschichten über die Gegenwart erzählen, er stecke dafür noch zu sehr mittendrin. „Ich mag es eher, wenn die Filme in der Vergangenheit spielen, auch als Zuschauer.“

Haußmann, eigentlich am liebsten einfach nur Leander, ist nicht nur Regisseur, sondern auch Schauspieler, Drehbuchautor und Theatermann. Gelernt hat er mal Druckermeister, das beschreibt er aber als „verlorene Zeit“. Mit Mitte 30 wurde Haußmann stattdessen Intendant des Schauspielhauses Bochum. Bis heute arbeitet er als Regisseur zum Beispiel an Theatern in Hamburg und Berlin. Deswegen war der Ort des Interviews auch absichtlich symbolisch, zwischen Kino und Theater. „Das trifft mich eigentlich ganz gut. Immer zwischen den Stühlen“, schrieb er vorab. „Ich kann mir vorstellen, dass ich am Ende meiner Tage wieder Schauspieler bin, dass sich der Kreis schließt.“

Am Ende seiner Tage ist Haußmann noch nicht angekommen. Erst einmal wird der 65. Geburtstag groß gefeiert. An Ruhestand denkt er noch nicht („Rentner“ soll man ihn auch keinesfalls nennen!), stattdessen aber an ein neues Projekt. Er wolle den Fahrstuhl-Film „Abwärts“ von 1984 mit Götz George und Hannes Jaenicke neu verfilmen und auf die DDR münzen. Im Original spielt der Film in Frankfurt am Main und zeigt, was passieren kann, wenn vier Menschen in einem Aufzug stecken bleiben.

In der neuen Version mit Sepia-Blick soll der Fahrstuhl dann im Fernsehturm in Berlin abstürzen. „Ursprünglich wollte ich den Film in der Gegenwart verorten, aber heutzutage stürzen Fahrstühle nicht mehr ab – und in der DDR konnte aber alles passieren. Ich nutze die Unkenntnis der 70 Millionen Westdeutschen über das, was war, gerne aus, um meine Märchen über eine Staatsform und unsere damalige Lebensform zu erzählen, die weitgehend auf Desinteresse stößt.“ Da ist sie wieder, die DDR – und das, was er daraus macht. â–

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