Studie: Wer die streng rechte Partei AfD wählt, wird unglücklich
Studie: Wer die streng rechte Partei AfD wählt, wird unglücklich
Berlin. Eine so interessante wie irgendwie doch dubiose Studie kommt dieser Tage aus Berlin: Wer die extrem rechte Partei AfD (Alternative für Deutschland) wählt, wird demnach gefühlsmäßig unglücklich. Eine am Donnerstag veröffentlichte Untersuchung des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB) ergab, dass die negative Rhetorik rechtspopulistischer Parteien wie der AfD die persönliche Lebenszufriedenheit verringern könne. Menschen, die sich der AfD zuwenden, erlebten eine Verschlechterung ihres Wohlbefindens, hieß es.
Wer sich von der Partei wieder abwende, empfinde dagegen eine Verbesserung in seinem Wohlbefinden. Der Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und Unterstützung der AfD sei „eindeutig“ und lasse sich nicht durch sozioökonomische Faktoren wie Einkommen oder Bildung erklären, erklärten die WZB-Ökonomin Maja Adena und ihr Kollege Steffen Huck.
Das WZB wurde 1960 auf Initiative von Politikern der konservativen Unionsparteien und der SPD gegründet. Mehr als 200 Wissenschaftler beschäftigen sich dort vor allem mit praktischen Fragestellungen aus den Feldern Soziologe, Psychologie, Recht, Geschichte und Ökonomie.
Umfrage unter 5000 Personen
Um herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen Zufriedenheit und den Präferenzen für Parteien gibt, starteten die Forscher über die Jahre 2019 bis 2021 in vier Wellen eine Umfrage mit mehr als 5000 Teilnehmern. Dabei zeigte sich ein klares Muster: Menschen, welche die AfD unterstützen, sind unzufriedener mit ihrem persönlichen Leben und ihrer finanziellen Situation als die Unterstützer anderer Parteien. Dieser Zusammenhang sei besonders stark ausgeprägt bei neuen Anhängern der AfD. Diese nähmen sowohl ihre persönlichen als auch finanziellen Umstände als schlechter wahr.
Die Gründe für diesen Kausalzusammenhang vermuten die Forscher in der negativen Rhetorik der AfD. Wer sich der Partei zuwende, setze sich dieser Negativität stärker aus, und das schade dem Wohlbefinden. (Ob allerdings die persönliche Unzufriedenheit aus allerhand Gründen nicht schon vor der Wahl bestanden hat und sich die Kausalität damit umdreht, ist nicht ersichtlich, Anm.)
Tipp: „Positive Themen“ betonen
Der Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und AfD-Unterstützung lässt sich der Studie zufolge sogar beziffern. Schätzungen der Autoren legen nahe, dass ein neuer Unterstützer der AfD ein zusätzliches Monatseinkommen von rund 2500 Euro bräuchte, um wieder das Niveaus seines Wohlbefinden von vor der Hinwendung zu der Partei zu erreichen.
Die Forscher empfehlen daher anderen Parteien, positive Themen zu betonen, anstatt sich auf die negativen Themen der AfD zu konzentrieren. „Die erfolgreiche Rückgewinnung von Wählern braucht andere, idealerweise positive Themen“, erklärte Adena. Die Studie erschien in der Fachzeitschrift „Plos one“.
Die AfD stellt derzeit 77 der 733 Abgeordneten im deutschen Bundestag und 252 der gesamt 1894 Sitze in den deutschen Landtagen. Bei der Wahl zum Europaparlament kam sie jüngst in Deutschland mit ca. 16 Prozent der Stimmen auf Platz 2 nach CDU/CSU (30%) und vor der SPD (13,9%) zu liegen, im Vergleich zur Wahl 2019 war das ein Plus von fast fünf Prozentpunkten. (DPA/APA/red.)