Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Elvis Costello – Essay von Liz Phair
Niemand klingt wie er. Musiker mögen Stevie Wonder oder wen auch immer imitieren, aber wie viele klingen wie Elvis?
Elvis Costello, 1977
Niemand klingt wie er. Musiker mögen Stevie Wonder oder wen auch immer imitieren, aber wie viele klingen wie Elvis?
Elvis Costello schreibt Romane im Drei-Minuten-Format. Er schleicht sich in deinen Kopf – und ist dann nicht mehr rauszukriegen. Wer Elvis Costello liebt, liebt ihn für seine Wahrnehmung: Die Tiefe und Breite seiner Beobachtungsgabe ist unfassbar.
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Als ich ein Teenager war, fantasierten viele meiner Freundinnen davon, dass Elvis einmal einen Song über sie schreiben würde. Seine Songs über Frauen oder Mädchen treffen genau ins Herz und ziehen dir den Teppich unter den Füßen weg. Es gibt wenige Künstler, die einen derartigen Einblick in die weibliche Psyche haben, in ihre Gefühle und Gedanken, in ihre Träume und Ängste. Die meisten Rocksongs über Frauen kleben nur an der Oberfläche: „Baby, du siehst so heiß aus, komm lass uns ins Bett gehen.“ Ein Elvis- Song hingegen sagt: „Ich seh durch deine Fassade und verstehe, wie du tickst.“ Er kennt die weiblichen Tricks, das finde ich immer wieder spannend an ihm.
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Wenn man versucht, ein ganzes Buch in einen Song zu pressen, ist ein guter Groove schon ganz hilfreich
Elvis ist ein Poet mit dem Herzen eines Punks. Wenn er sich in eine Nummer reinkniet und die Sau rauslässt, erinnert er mich ein wenig an Jerry Lee Lewis. Sein Rock-Material hat oft rohe, physische Gewalt – selbst wenn er nur mit dem Piano auf der Bühne ist. Als ich ihn das erste Mal sah, wollte ich nicht glauben, wie er all diese Worte rausspuckt und sich nicht darum schert, ob er dabei die richtigen Noten trifft. Natürlich spielten The Attractions eine wichtige Rolle in seiner Musik: Wenn man versucht, ein ganzes Buch in einen Song zu pressen, ist ein guter Groove schon ganz hilfreich.
Niemand klingt wie er. Musiker mögen Stevie Wonder oder wen auch immer imitieren, aber wie viele klingen wie Elvis? Verdammt wenige. Seine Melodien mäandern nach hier und nach da und sind überhaupt nicht festzunageln. Und nicht zu vergessen: Elvis ist der Idealkandidat für eine langfristige Karriere: Er erfindet sich immer neu, kommt immer wieder mit einem neuen Sound. Aber egal in welcher Phase er gerade steckt – seine Musik sagt immer: Du kannst gerne einsteigen und mitfahren, aber glaub nur ja nicht, ich würde wegen dir anhalten.
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