Schwarze Soldatenfliege zieht Investoren an und umschwärmt die Wiener Börse

schwarze soldatenfliege zieht investoren an und umschwärmt die wiener börse

Kaum ein Insekt ist anspruchsloser und zugleich dermaßen produktiv: die Schwarze Soldatenfliege.

Die Schwarze Soldatenfliege hat es in sich. Vom Ei bis zur Larve verzehntausendfacht sie ihr Gewicht innerhalb von zwei Wochen. 1200 Eier legt ein Weibchen ab, ehe es nach dem Liebesakt stirbt. Kaum ein Insekt ist über seine Lebensspanne von maximal 40 Tagen in der Zucht anspruchsloser und zugleich dermaßen produktiv.

Aus 1,1 Kilo Futter werden 1,3 Kilo Larven. Vier Kilo davon braucht es für ein Kilo Insektenprotein. Und dieses ist zusehends als Tierfutter für Fische, Hunde und Katzen begehrt. Reich an Eiweiß und Fett, ersetzt die Fliege, die einst nur in subtropischen Gefilden beheimatet war, Fischmehl in Aquakulturen und dient Haustieren als Spezialnahrung.

Allein der Weg in die Tröge der Schweine und Hühner bleibt der kleinen Nährstoffbombe bisher verwehrt. Die EU wertet sie als Nutztier, und als solches darf sie keine Küchenabfälle fressen. Überschüsse aus der Landwirtschaft und der Mühlenindustrie wie Weizenkleie, Obst und Gemüse haben ihren Preis. Mit billigem Soja als Futtermittel kann die Soldatenfliege daher finanziell nicht mithalten.

Geflügelte Lohnmast

Philip Pauer hat mit ihr jedenfalls Großes vor. Ausgehend von Wels will er für die industrielle Zucht der Insekten in den kommenden zwei Jahren mehr als hundert Anlagen in ganz Europa bauen. Gespräche mit einem österreichischen Investor laufen. 2025 ist der Schritt an die Wiener Börse geplant.

Pauer sattelte von der Finanzwirtschaft auf Zweiflügler um und zählt in Oberösterreich zusätzlich zu Millionen Soldatenfliegen 40 Mitarbeiter. Aus seinem Start-up Insektianer wurde die Reploid Group AG. Sein Ziel ist es, diese zu einem der am schnellsten wachsenden Unternehmen seiner Branche in der EU zu machen.

Von der Idee, dafür eine einzige riesige Farm in Wels zu errichten, kam er ab. Die Kosten dafür stünden derzeit in keiner Relation zum Ertrag, sagt er im Gespräch mit dem STANDARD. Vernünftiger sei es, dezentral über Lohnmast zu wachsen.

Pauer versorgt Landwirte mit Futter, nimmt ihnen die Rohstoffe ab, um sie in Kreislaufwirtschaft zu verarbeiten und zu vertreiben. Drei seiner Anlagen sind bereits in Betrieb. 19 werden gerade errichtet. In jeder verzehren Larven täglich 35 Tonnen organische Reststoffe. Ein Standort bringt damit übers Jahr gerechnet 2000 Tonnen Fliegen auf die Waage, die wiederum Hund und Katz zum Fressen gern haben.

Weltweit steige der Proteinbedarf, sagt Pauer. "Um ihn zu decken, werden wir an Insekten nicht vorbeikommen." Warum er in die Welt der Fliegen wechselte? "In der Finanzwirtschaft wird viel Nachhaltigkeit und Ethik gepredigt. Oft bleiben es leere Worte." Er sehe sich aufseiten der Weltverbesserer, die jedoch nur etwas bewegten, wenn sich auch Experten für Wirtschaft und Technologie engagierten.

2500 Tonnen Insekten

Sieben Jahre Forschung über die Schwarze Soldatenfliege hat Ecofly hinter sich. Mitgründer Simon Weinberger warnt vor zu schnellem Wachstum. Sein Unternehmen, an dem sich die Lebensmittelgruppe Vivatis beteiligte, die wiederum unter dem Dach von Raiffeisen steht, gehe es konservativ an. Alles andere sei angesichts der Komplexität der Materie zu riskant.

Gut sechs Millionen Euro hat Ecofly investiert, um die Produktionskapazität in Andorf zu vervierzigfachen. 2500 Tonnen Insekten sollen dort jährlich unter Aufsicht und Führung von zehn Beschäftigten heranwachsen. Die Anlage werde in den kommenden Wochen voll ausgelastet, erzählt Weinberger.

In Regau verarbeitet die Vivatis-Tochter Purea die Larven zu Mehlen wie Fetten – und beliefert damit wiederum die Futtermittelindustrie. Nebenprodukt ist organischer Dünger. Als technische Chemikalie findet die Fliege auch Eingang in die Kosmetikindustrie.

Einig sind sich Pauer und Weinberger darin, ihre Kräfte vorerst auf Geschäfte mit Tierfutter zu konzentrieren. Um Insekten als Lebensmittel Konsumenten schmackhaft zu machen, brauche es enorme finanzielle Anstrengungen und einen langen Atem. Auch wenn Würmer und Grillen weltweit in Milliarden Küchen kulturell tief verankert seien, finde man damit in Europa bisher nur mageren Absatz.

Letztlich sei alles eine Frage der Forschung und des Preises, meint Pauer. Sobald sich Insekten ähnlich günstig produzieren ließen wie Soja und Erbsen, sei ihnen eine vielversprechende Zukunft als alternative Proteinquelle beschieden. "Gut Ding braucht Weile." (Verena Kainrath, 15.6.2024)

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