Union Investment: Immobilienfonds stürzt ab – was Anleger jetzt tun können
Mit der Abwertung schockte Union Investment Immobilienanleger
Schock für Anleger: Der Immobilienfonds „Uniimmo: Wohnen ZIB“ ist diese Woche um 16,7 Prozent abgewertet worden. Der Fonds hatte offenbar zu teuer eingekauft. Wie Anleger auf den Absturz reagieren können
So einen Absturz ist bei Wohnimmobilienfonds eher selten zu beobachten: Nach einigen unverdächtigen Abwertungen in den vergangenen Monaten ist der „Uniimmo: Wohnen ZIB“ am Dienstag im Wert um 16,7 Prozent abgestürzt. Solche einen Tagesverlust gab es seit der Finanzkrise 2008 in keinem offenen Immobilienfonds mehr. Verantwortlich dafür macht ein Sprecher des Fondshauses Union Investment „Exogene Einflussfaktoren“, also Ungemach, für die das Fondsmanagement nichts kann.
Die Kaufpreise für Wohnimmobilien sind im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt 8,4 Prozent zurückgegangen. Die Hauptursache dafür sind die gestiegenen Zinsen auf Hypothekendarlehen. Viele Menschen können sich aufgrund der gestiegenen Eigenkapitalanforderungen keinen eigenen Wohnraum mehr leisten. Mit dem Preisrückgang ist auch die Rendite, die sich über Vermietungen erzielen lässt, geschrumpft.
Das Fondsanalysehaus Scope hat ermittelt, dass die von Scope bewerteten Fonds zum Stichtag 1. April im Schnitt eine jährliche Wertentwicklung von lediglich 0,5 Prozent erreicht haben. Die Fondsexperten gehen davon aus, dass die Rendite in diesem Jahr noch weiter sinken wird. Sie haben deshalb bereits zu Monatsbeginn elf Wohnimmobilienfonds herabgestuft, darunter den „Deka-ImmobilienMetropolen“, den „Fokus Wohnen Deutschland“ und den „Wertgrund Wohnselect“, allesamt bei Privatanleger sehr beliebt.
Zu teuer investiert
Warum der „Uniimmo: Wohnen ZIB“ jedoch stärker korrigiert als andere Fonds hat sehr wohl eine implizite Ursache: Der Fonds ist 2017 mit der Übernahme der ZBI Zentral Boden Gruppe Erlangen ins Haus gekommen. Die Zuflüsse wuchsen schnell an, bis vor der Korrektur umfasst das Fondsvolumen knapp 5 Mrd. Euro. Die Fondsmanager investierten zwischen 2018 und 2022, als die Preise bereits massiv gestiegen waren. Die Zinswende hat sie auf dem kalten Fuß erwischt. Seit der Abwertung liegt das Volumen unter der 4-Mrd.-Euro-Marke. Hinzu kommt, dass die Leerstandsquote mit sieben Prozent vergleichsweise hoch ist, viele Immobilien sind in eher unbeliebten Lagen und dazu noch alt. Der Fonds ist deshalb auch eine Ausnahme. Laut Scope ist die Situation bei anderen wesentlich stabiler.
Anleger haben nun zwei Möglichkeiten: aussteigen oder bleiben. Wer aussteigt, kann vielleicht weitere Verluste vermeiden. Der Union-Investment-Sprecher weist Bedenken zurück, die Anteile könnten nicht ausbezahlt werden. Die Liquiditätsquote, also der Barmittelbestand, beträgt 13 Prozent und liegt damit deutlich unter den gesetzlich vorgegebenen fünf Prozent. Aber wer jetzt kündigt, muss zwölf Monate warten, so lange ist die Kündigungsfrist bei allen offenen Immobilienfonds. Das soll das Zusammenbrechen von Fonds wie in der Finanzkrise 2007/2008 verhindern.
Was fürs Bleiben spricht
In zwölf Monaten ist jedoch bereits 2025 und dann sind aller Wahrscheinlichkeit nach die Zinsen weiter gefallen. Weil derzeit nahezu alle neuen Bauprojekte auf Eis liegen, verknappt sich das Angebot weiter. Deshalb rechnet etwa Scope damit, dass dann auch die Preise wieder steigen. Und auch Union Investment versprüht Optimismus: „Wir erwarten eine Erholungsphase in den kommenden Jahren“, heißt es aus dem Haus. Und nach der Abwertung kann sich auch der „Uniimmo: Wohnen ZIB“ neu positionieren und die Rendite wieder steigern.
Wer allerdings nicht auf das „Augen-zu-und-durch-Prinzip vertrauen will, kann auch es auch mit einer Klage probieren. Auf der Webseite „Anwalt.de“ finden Privatanleger ein Angebot der Kanzlei Brüllmann zur rechtlichen Beratung. Die Kläger müssten jedoch nachweisen, dass Union Investment nicht ausreichend über die Risiken informiert habe. Die Aussichten auf Erfolg sind eher gering.
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