Jan Ullrich: "Ich hasste mich für die Person, die ich geworden war"
Jan Ullrich
Jan Ullrich räumt in seiner neuen Autobiografie "Himmel, Hölle – und zurück ins Leben" mit seiner Vergangenheit auf und schreibt von einer Zeit, in der er sich selbst nicht wiedererkannt hat.
In seiner neuen Autobiografie "Himmel, Hölle – und zurück ins Leben", die Jan Ullrich zusammen mit Co-Autor Dennis Sand verfasst hat, lässt der 50-Jährige tief in seine Seele blicken und gibt einen ungeschönten Einblick in die wohl dunkelste Zeit seines Lebens.
Jan Ullrich "verfiel in eine tiefe Depression"
Die "Bild"-Zeitung hatte schon vor dem offiziellen Verkaufsstart der Autobiografie Einblick in Ullrichs Buch und veröffentlicht erste Ausschnitte, die für Gänsehaut sorgen. So berichtet die einstige Radsportlegende unter anderem schonungslos ehrlich von seinem Alkohol- und Drogenkonsum. "Eines Abends öffnete ich eine Flasche Wein und trank sie komplett aus. So etwas machte ich normalerweise nicht ... Aber je mehr ich trank, desto mehr spürte ich, dass der Alkohol eine ganz spezielle Wirkung auf mich hatte ... Es war, als würde sich ein Nebel um meinen Kopf bilden, der die bösen Gedanken zumindest ein Stück weit fernhielt. Ich verfiel in eine tiefe Depression. Und irgendwann griff ich nicht mehr bloß zum Alkohol, um die Leere in mir auszufüllen. Ich griff auch zu Kokain. Ich tat das heimlich. Niemand bekam es mit", heißt es in "Himmel, Hölle – und zurück ins Leben".
Familienheim wurde zur "Rockstar-Hölle"
Irgendwann bemerkte Ullrichs heutige Ex-Frau Sara Steinhauser seinen Kokain-Konsum – und stellte ihn zur Rede. "Du nimmst Kokain? Obwohl du zwei Kinder hast? Was ist los mit dir? Ich erkenne dich nicht mehr!", sagte sie zu Jan Ullrich, der sich daraufhin in Therapie begab und einen Neustart auf Mallorca anstrebte – doch vergebens: 2018 zerbrach seine Ehe endgültig, seine damalige Ehefrau "konnte nicht mehr", nahm die beiden gemeinsamen Kinder und zog zurück nach Deutschland. Jan Ullrich blieb auf der Baleareninsel, in dem einstigen Familienheim, das schnell zu einer "Rockstar-Hölle" wurde. "Ich hatte oft gedacht, dass mein Leben ein Albtraum war. Aber ich hatte keine Ahnung, wie schlimm es noch werden würde", schreibt er in seinem neuen Buch und gesteht:
Die Drogen machten aus mir einen neuen Menschen. Ein lautes, extrovertiertes Arschloch.
Jan Ullrich ist "über alle Grenzen" gegangen
Eine Zeit, die ihn verändert hat. "Ich hasste mich teilweise selbst für die Person, die ich geworden war", gesteht Jan Ullrich in seiner Autobiografie, betont allerdings auch: "Aber ein Mensch, der sich selbst nicht wertschätzen kann, der ist auch nicht gut für seine Umwelt. Ein Mensch, der sich nicht selbst annehmen kann, zieht alle anderen Menschen, die sich mit ihm umgeben, in Mitleidenschaft ... Selbstachtung ist aber etwas, was man lernen kann. Indem man das Idealbild, das man von sich selbst hat, in Einklang mit seinen Taten bringt. Das klingt ganz einfach. Oftmals ist es aber unendlich schwer." Heute sei er endlich ein Mann, der "sein Glück im Leben gefunden hat" und "über alle seine Grenzen gegangen ist, um zu erkennen, wie schön es auch einfach mal in der Mitte sein kann."
Verwendete Quellen: bild.de, Autobiografie "Himmel, Hölle – und zurück ins Leben"
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