„Bringt Cash mit!“: Britischer Report zieht über deutsche EM-Stadt her
Zentrum von Gelsenkirchen: Ein britischer Reporter ließ kein gutes Haar an der Ruhrpott-Metropole.
Dass es auch im malerischen Deutschland einige Städte gibt, die den Ausflug kaum lohnen, wissen die meisten Deutschen wohl zur Genüge. Doch anlässlich der Fußball-Europameisterschaft werden nun auch einige europäische Nationen mit den weniger schönen Metropolen hierzulande konfrontiert.
Ein Reporter des britischen Senders Sky Sports äußerte nun auch seichte Kritik am Austragungsort für das England-Spiel bei der EM am Sonntag. „Ich muss etwas vorsichtig sein, was ich sage“, so der Sky-Reporter Kaveh Solhekol. „Denn ich will die guten Leute in Gelsenkirchen nicht beleidigen.“ Doch die Worte, die dann folgen, dürften jeden Ruhrpott-Lokalpatrioten mitten ins Herz treffen.
Denn Solhekol berichtet eigentlich kaum etwas Gutes aus der Ruhrgebiets-Metropole. „Das ist wo die deutsche Industrie früher war. Stahlwerke, Bergwerke – das ist alles weg. Und da ist echt nicht viel übrig in Gelsenkirchen“, so Kaveh Solhekol, der von einem Platz vor der Arena in Gelsenkirchen berichtet – dem Stadion des FC Schalke 04. Außer dem Club, der mittlerweile in die 2. Bundesliga abgerutscht ist, gebe es dort nicht viel zu tun. Im Zentrum der Stadt, die immerhin etwas mehr als 260.000 Einwohner hat, seien auch Restaurants oder Bars spärlich gesät. Deswegen würden die meisten England-Fans lieber in anderen Städten nächtigen.
Die Fans, die der Reporter dann dennoch traf, seien recht ernüchtert gewesen. „Die waren nicht gerade begeistert von dem, was Gelsenkirchen zu bieten hat“, so der Reporter. Und dann folgt noch eine überlebenswichtige Warnung, die Gelsenkirchen in den Augen der britischen Zuschauer vermutlich zu einer Stadt in einem Dritte-Welt-Land macht: „Bringt Cash mit!“, so Solhekol. „Sie nehmen keine Visa. Sie nehmen keine MasterCard. Sie nehmen auch keine American Express.“ Einzig mit einer Karte habe man Erfolg: Eine simple deutsche EC-Karte. Was Solhekol den Zuschauern verschweigt und wohl noch nicht herausgefunden hat: Die Antipathie gegen Kreditkarten ist keine Eigenart des Ruhrpotts.
Er selbst habe dabei noch Glück gehabt, denn er sei „old-fashioned“ – altmodisch – und habe etwas Cash einstecken gehabt. Doch sowohl sein Kameramann wie auch der Tontechniker haben Probleme gehabt, für ihr Mittagessen zu zahlen. „Sie mussten nach einem Geldautomaten suchen und sie waren eine ganz schöne Weile unterwegs“, so Kaveh Solhekol.
Da könnte sich ein Problem für Gelsenkirchen zusammenbrauen: Denn wenn erst Tausende durstige England-Fans wegen Bargeld-Mangel kein Bier bekommen, dann könnte von Gelsenkirchen nicht viel übrig bleiben!
Die Arena in Gelsenkirchen ist eine der Spielstätten der EM 2024.
Im Internet sammeln sich bereits Kommentare unter dem Beitrag von Sky Sports auf dem Nachrichtendienst Twitter. So versuchen einige Lokalpatrioten die Ehre ihrer Stadt zu retten: „Grüße aus Gelsenkirchen nach England. Weißt du, das hört sich so an, als ob ein Mann mit einem Bein über einen Mann mit einem Arm lachen würde“, so ein Nutzer mit einem Wink an England, wo es auch Dutzende verwahrloste Industriestädte gibt. Ein anderer meint: „Das ist der Dank dafür, dass Ihr Europa verlassen habt!“
Stattdessen muss der Journalist mitunter heftige Kritik einstecken: „Peinlich. Das Stadion ist riesig, ebenso wie die lokale Fußballkultur“, so ein britischer Fan unter dem Beitrag.
Ein England-Fan sieht auch schon die Ausrede des englischen Teams, falls sie das erste Spiel vermasseln sollten: „Gelsenkirchen hat uns deprimiert und deshalb konnten wir nicht gut spielen!“. Vielleicht ist die Stadt also doch gar nicht so schlecht!
Was denken Sie: Ist Gelsenkirchen wirklich so schlimm? Hätte man lieber einen anderen Austragungsort wählen sollen? Schicken Sie uns Ihre Meinung an [email protected] oder kommentieren Sie hier auf Facebook oder bei Twitter. Wir freuen uns auf Ihre Nachrichten!