Warum Herdenschutzhunde nicht in einen Privathaushalt gehören

warum herdenschutzhunde nicht in einen privathaushalt gehören

Pyrenäenberghund – Hündin mit zwei Welpen

Herdenschutzhunde fallen durch ihr dickes Fell und ihre beeindruckende Größe auf. Viele wünschen sich die „riesigen Teddys“ als Hund für die Familie. Doch das bringt viele Probleme mit sich. PETBOOK hat mit der auf Herdenschutzhunde spezialisierten Hundetrainerin Germaine Latz über die verschiedenen Rassen, ihre wachsende Beliebtheit, aber auch über ihre steigenden Zahlen in Tierheimen gesprochen.

Herdenschutzhunde – das sind die großen, bärenartigen Hunde, die durch ihr dickes Fell und ihre beeindruckende Größe auffallen. Immer häufiger sieht man sie auch inmitten der Großstadt oder gar als Familienhunde entfremdet. Ein Leben, das ihnen nicht gerecht wird – und viele Probleme mit sich bringt.

Germaine Latz trainiert Hunde – und nicht die unkomplizierten. In ihrem kynologischen Kompetenzzentrum im Saarland widmet sie sich den Hunden, die anecken, aggressive Tendenzen zeigen und nicht in die Mitte unserer Gesellschaft passen. Neben ihrer Arbeit mit schwierigen Hunden leitet sie selbst einen Gnadenhof für Herdenschutzhunde. Außerdem hat sie die Initiativen „Skangalös – Ein Hund ist kein Statussymbol“ und „nicht.einfach.hund“ ins Leben gerufen.

Was ist ein Herdenschutzhund?

Als Herdenschutzhunde werden Hunde bezeichnet, deren ursprüngliche Aufgabe es ist, Nutztierherden vor Eindringlingen wie Wölfen, Bären oder auch Dieben zu schützen. Dabei leben die Hunde bei der Herde und nicht – wie etwa der Hütehund – bei ihrem Menschen. „Eine der wesentlichen Charaktereigenschaften, die ein Herdenschutzhund also mitbringen sollte, waren Eigenständigkeit, physische und psychische Stärke, Territorialität und Verteidigungsbereitschaft“, erzählt Germaine Latz im Gespräch mit PETBOOK. Zu den Herdenschutzhunden zählen unter anderem der Kangal, der Kaukasische Owtscharka und der Kuvasz. 

Das typische Verhalten dieser Hunde

Wehrhaftes Verhalten ist, wenn Herdenschutzhunde als Arbeitshunde genutzt werden, durchaus erwünscht und daher auch über Generationen perfektioniert worden. Doch genau diese tief verwurzelten Eigenschaften würden bei Hunden ohne die typische Schutzaufgabe zu massiven Haltungsproblemen führen, erklärt die Tierschützerin. „Ein ausgebildeter, arbeitender Herdenschutzhund ist ausgeglichen, freundlich, wachsam und schützt mit seinem Leben, wenn es darauf ankommt. Die Unterschiede zwischen Herdenschutzhunden in Arbeit und jenen, die dies nicht tun können, sind enorm“, führt Latz weiter aus. Denn in Privathand zeigen die Herdenschutzhunde oft starkes Wachverhalten, sind territorial und verhalten sich Fremden gegenüber häufig aggressiv.

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Trauriger Trend: immer mehr Herdenschutzhunde in privater Hand

Trotz des sehr speziellen Arbeitsbereiches, für den die Hunde ursprünglich gezüchtet wurden und welcher mit den Bedürfnissen eines durchschnittlichen Hundehalters nahezu keine Berührungspunkte hat, nimmt die Zahl der Herdenschutzhunde in Privathaushalten immer mehr zu.

Doch woher kommt dieser Trend? Die Hundetrainerin erklärt sich die steigenden Zahlen dieser Hunde mit dem Wunsch vieler Menschen „etwas Besonderes haben zu wollen“ und mit einem stärkeren, größeren, aggressiveren Hund zu beeindrucken. Hunde der Superlative quasi.

Häufig kommen die Hunde aus dem Ausland

Häufig kommen Herdenschutzhunde auch als verlassene, einsame Hunde aus dem Auslandstierschutz. Um etwas Gutes zu tun, wird dann schnell mal so ein augenscheinlich süßer Vierbeiner „gerettet“. „Das sind Anschaffungsgründe, die zum Scheitern verurteilt sind, aber sicherlich 80 bis 90 Prozent der Vermittlungen ausmachen“, beschreibt die Hundetrainerin die Problematik. „Ein Hund ist kein Statussymbol! Jeder Hund hat Bedürfnisse, ein Herdenschutzhund sehr besondere, die kaum ein Privathalter ohne entsprechende Schulungen und jahrelange Erfahrungswerte erfüllen kann.“

Hierbei helfe auch das Internet wenig, wo die Haltung der Hunde oft stark beschönigt wird. Wer bei Suchmaschinen Herdenschutzhundrassen sucht, findet die Hunde häufig als treue Familienhunde beschrieben, die ihre Familie schützen würden. Solche Aussagen seien brandgefährlich, warnt Germaine Latz.

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Jeder siebte Hund im Tierheim ist ein Herdenschutzhund 

„Durchschnittlich jeder siebte Hund im Tierheim ist heute ein Herdenschutzhund oder -mischling, abgegeben wegen rassetypischen Verhaltens“, erklärt Germaine Latz. „Ich befürworte daher ein Halteverbot für Privatleute und setze mich für Aufklärung, Gesetzesänderungen und stärkere Kontrollen ein.“ Dies tut sie unter anderem mit ihrer Initiative nicht.einfach.hund, die professionelle Beratung anbietet, um sich vor dem Kauf für den richtigen Vierbeiner zu entscheiden.

Herdenschutzhunde sind tolle Hunde und Meister ihres Fachs. Ihr Wesen passt aber nicht zu den Bedürfnissen der durchschnittlichen Hundehalter hierzulande. Die meisten Menschen haben nicht die Möglichkeit, diesen Hunden ein angemessenes Leben zu bieten. Das Resultat sind überfüllte Tierheime, verzweifelte Halter und viele Enttäuschungen auf beiden Seiten.

„Ich erhalte täglich mehrere Anfragen für Vermittlungen“

„Was macht man nun aber mit den zig Tausenden Hunden im Tierschutz? Diese Frage stellen wir, also Tierheime, Tierschützer, Pflegestellen und Gnadenhöfe, uns seit Jahren und es gibt hierauf keine Antwort – leider“, erklärt die Hundetrainerin die schwierige Situation im Tierschutz. „Es gibt kaum Plätze. Passende sind belegt, meist mit langer Warteliste. Sicherlich findet man mal zwischendurch die Nadel im Heuhaufen und schafft eine Vermittlung. Dann sind da aber eben auch noch die vielen Rückläufer.“

Weiter erzählt Germaine Latz: „Ich erhalte täglich mehrere Anfragen für Trainings und Vermittlungen. Oft sind die Leute bemüht, haben schon viel versucht und sind trotzdem gescheitert. Der Hund tut nicht das, was er soll oder ist schlichtweg nicht mehr passend und muss weg. In 99 Prozent der Fälle zurückzuführen auf normales rassetypisches Verhalten.“

Wie man Tierheimen und Herdenschutzhunden helfen kann 

Die Situationen in den deutschen Tierheimen ist dramatisch: Es fehlt an Platz, Geld und Pflegekräften. Jeder könne aber helfen – auch ohne einen Herdenschutzhund zu adoptieren. Etwa, indem man Aufklärungsarbeit leistet oder an Tierheime und private Gnadenhöfe wie den von Germaine Latz spendet. Denn die Unterhaltskosten für die massigen Hunde sind enorm und das Geld in den Tierschutzeinrichtungen knapp.

Wer es sich physisch und psychisch zutraut, kann sich in einem nahegelegenen Tierheim auch zum Gassigehen anbieten, denn „oftmals haben diese Hunde nur sehr wenige bis keine Gassigänger und Bezugspersonen, sind sie doch häufig rassebedingt verhaltensoriginell“, sagt Germaine Latz.

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Porträt Maria Schmelzer

Maria Schmelzer

PETBOOK-Leserin: Meine Erfahrung mit Herdenschutzhunden

„Seit sieben Jahren haben wir einen Mioritic-Mix aus Rumänien. Mattis war der sechste Hund in unserem Leben, aber der erste Herdenschutzhund. Ich war sieben Jahre in der Rettungshundestaffel des Deutschen Roten Kreuzes tätig und damit sehr erfahren im Umgang mit Hunden. Doch Mattis stellte mich vor eine ganz neue Herausforderung!

Es dauerte fast fünf Jahre, bis wir diese Rasse verstanden. Nun läuft das Zusammensein sehr harmonisch.

Man sollte für einen Herdenschutzhund schon reiflicher Erfahrung haben, sonst ist es eine zu große Verantwortung! Leider gelangen diese tollen Hunde zu oft in unerfahrene Hände. Das ist dann für den Hund und Besitzer eine Katastrophe.“

Das erwartet Menschen, die sich einen Herdenschutzhund wünschen 

Wenn man sich als Privatperson trotz allem einen Herdenschutzhund anschaffen möchte, muss man mit einem sehr starken, eigenständigen und wachsamen Hund rechnen, der unter anderem aggressive Verhaltenstendenzen zeigt. „Man muss bereit sein, sein Leben umzustellen, sein Haus und Grundstück umzubauen und sich von Familie und Freunden zu verabschieden. Klingt nach Schwarzmalerei, ist aber tatsächlich sehr realistisch“, warnt die Hundetrainerin eindrücklich. „Und hierbei spielt es erfahrungsgemäß keine maßgebliche Rolle, ob der Hund vom Züchter oder aus dem Tierschutz stammt.“

Germaine Latz spricht sich komplett gegen die Haltung von Herdenschutzhunden in der Großstadt aus, da sie sehr sensibel sind und lange brauchen, um sich auf neue Situationen einzustellen. Das aber steht bei der Schnelllebigkeit der Stadt an der Tagesordnung. „In ruhiger Lage am Stadtrand unter bestimmten Umständen und mit langwieriger, fachkompetenter Aufklärung und Schulung mit gewissen Hundetypen ist die Haltung aber möglich. Man muss hier immer den Einzelfall betrachten“, sagt Latz.

Für die Zukunft dieser Hunde wünscht sich die engagierte Trainerin aber keine Privathaltung mehr: „Ich würde mir wünschen, es gäbe nur noch Herdenschutzhunde in der Arbeit, also an der Herde, die diese von der Pike auf, von den Elterntieren und dem Nutztierhalter gelernt haben. Nur das ist für mich ein wirklich rasse- und artgerechtes Leben für diese speziellen Hunde.“

Wer die Tierschutzarbeit von Germaine Latz unterstützen möchte, kann ihrem Gnadenhof spenden, etwas für die Hunde von der Wunschliste bestellen oder sich bei Skangalös einkleiden, wobei ein Teil der Einnahmen an Herdenschutzhunde im Tierschutz gespendet wird. Wer mehr über Germaines Arbeit erfahren möchte, kann ihr zudem bei Instagram folgen.

Der Beitrag Warum Herdenschutzhunde nicht in einen Privathaushalt gehören erschien zuerst auf PETBOOK.

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