Riesenrad im Spreepark: Ein Wahrzeichen verlässt Berlin
Am Mittwoch wurden die Einzelteile des Riesenrads im Spreepark verladen und abstransportiert.
Staub steigt auf in der Morgensonne im Spreepark. Über die Baustelle des 2002 geschlossenen Vergnügungsparks fahren Bagger und Lkws. Es herrscht reger Betrieb, denn die im November 2023 gestarteten Hauptbaumaßnahmen zur Wiederbelebung des Areals sind in vollem Gange.
Zu einem spontanen Fototermin hatte die für den Spreepark zuständige Grün Berlin GmbH aber am Mittwoch vor allem deshalb geladen, weil das bedeutendste Element des zukünftigen Parks Berlin erst einmal für längere Zeit verlässt.
Riesenrad im Berliner Spreepark: Kran hievt Stahlspeichen auf Lkws
So wurde am Mittwoch das Riesenrad in seinen Einzelteilen mit einem 60 Meter hohen Kran auf mehrere Transporter geladen und von der Baustelle gebracht. Es ist nun auf eine Sanierungsreise gegangen. Die Stahlelemente und die Gondeln sollten noch bis Mittwochabend allesamt mit mehreren Lkws abtransportiert werden.
Seit dem Abbau des 220 Tonnen schweren Kolosses innerhalb weniger Tage im Januar 2021, als das Riesenrad zwischenzeitlich wie eine angeschnittene Torte aussah, lagerten sie auf dem Grundstück.
Sie werden nun in einem Werk im Osten Polens saniert, um in einigen Monaten wieder zurück nach Berlin zu kommen. Ein Großteil des Stahls ist bereits im Spreepark untersucht und geröntgt worden. Nach Auskunft von Tim Gärtner, Projektsprecher der Grün Berlin GmbH für den Spreepark, seien alle Stahlbauteile von der Stabilität her noch in einem guten Zustand.
In Polen wird das Material noch einmal genau kontrolliert
In dem Werk in Polen werde nun aber noch einmal mittels Sandstrahltechnik das Material ganz genau auf möglicherweise verborgene kleine Schadstellen überprüft. Zudem sollen alle Schweißnähte nachgebessert und die Stahlträger neu lackiert werden – in welcher Farbe, ist noch nicht geklärt.
Dafür ist bereits seit Langem klar, dass von den 40 bisherigen Gondeln aufgrund ihres schlechten Zustands keine einzige wiederverwendet wird. Stattdessen wird es komplett neue Gondeln geben, aber wohl weniger als bisher. Laut Tim Gärtner hat es beim alten Riesenrad aufgrund der Vielzahl der Gondeln immer wieder mal das Problem gegeben, dass sich manche bei Wind ineinander verkeilen konnten. Aufgrund der Sicherheitsbestimmungen dürfe das so nicht mehr konstruiert werden.
Die Geschichte des Riesenrads im früheren Kulturpark Plänterwald
Das erste Riesenrad im damaligen Kulturpark Plänterwald wurde 1969 zum 20. Jahrestag der Gründung der DDR eröffnet. 1989 wurde es anlässlich des 20-jährigen Kulturpark-Bestehens ausgetauscht und vergrößert. Es hatte fortan eine Höhe von 45 statt 40 Metern sowie 40 statt zuvor 36 Gondeln.
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Das zum damaligen Zeitpunkt größte Riesenrad in ganz Europa wurde bis zur Schließung des Spreeparks im Jahr 2002 betrieben. Danach wurde es bis zur Demontage 2021 nicht mehr angerührt.
Tim Gärtner zufolge wird das sanierte Riesenrad im kommenden Jahr im Spreepark wiederaufgebaut. Ende 2025 soll dann der Probebetrieb starten, sodass zur Parkeröffnung 2026 die ersten Fahrgäste regulär einsteigen können. Das neue Riesenrad wird barrierefrei sein, denn auch Menschen im Rollstuhl werden in die neuen Gondeln passen.
Riesenrad frei schwebend über dem Wasser
Pro Fahrt sollen bis zu 160 Personen Platz finden. Das Riesenrad soll ganzjährig betrieben werden und einen Weitblick über die Stadt bieten. Besonders wird sein, dass das zukünftige Riesenrad nicht mehr wie der Vorgänger über jeweils vier Stützen auf beiden Seiten verfügen wird. Stattdessen wird es eine „spektakulär abgehängte Tragkonstruktion“ geben, sodass das Wahrzeichen frei über einem 3000 Quadratmeter großen Wasserbecken direkt daneben schweben wird. Dadurch wird es auch nur noch 90 Tonnen wiegen.
Für das Riesenrad wird es nach der Eröffnung einen separaten Eintritt geben, der allerdings noch nicht feststeht. Dieser kommt zum normalen Eintritt für den Spreepark hinzu, der bei maximal drei Euro liegen wird. Bestimmte Personengruppen werden jedoch umsonst auf das Gelände gelassen. Es soll auch vergünstigte Jahreskarten geben, vor allem als Angebot für die Anwohner in Plänterwald.
Niederländische Firma baut das Wahrzeichen wieder auf
Eine nette Anekdote zum Riesenrad wusste Tim Gärtner noch zu erzählen. So hat das niederländische Unternehmen Dutch Wheels als neuer Generalunternehmer die Sanierung und den Wiederaufbau des Wahrzeichens übernommen. Es handelt sich dabei um eine Ausgliederung des ebenfalls niederländischen Unternehmens Vekoma, das 1989 das bislang letzte Riesenrad im Spreepark aufbaute. Die heutige Projektleiterin von Dutch Wheels, so berichtete Gärtner, habe damals schon als Praktikantin bei Vekoma den Aufbau miterlebt. Für sie wird es also ein Déjà-vu.
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Derweil ist das Wasserbecken am zukünftigen Riesenrad aktuell noch eine große Sandgrube. Es soll in Zukunft mit dem gesamten Regenwasser von den Dächern der Gebäude im Spreepark gespeist werden. Anschließend werden von dort die umliegenden Flächen versorgt, denn das Thema Nachhaltigkeit wird von Grün Berlin für den Spreepark der Zukunft stets mitgedacht.
Was derzeit sonst noch im Spreepark passiert
Auch an anderen Stellen im Spreepark ist noch viel zu tun. Abgebaut wurden inzwischen auch das bekannte, quietschbunte Tassenkarussell und das englische Dorf. Das Tassenkarussell wird ebenfalls saniert und später als ausgefallene Sitzgelegenheit zurückkehren. Für das englische Dorf wird es ein Stück neben dem ursprünglichen Platz einen Neubau in Holzbauweise geben, der als Veranstaltungsfläche genutzt werden soll.
Interessierte sollen sich die Bauarbeiten auf dem Areal bis zur Eröffnung 2026 aus der Nähe ansehen können. Deshalb wird in der kommenden Woche eine neue Aussichtsplattform auf einem Container an der Baustelleneinfahrt Dammweg/ Kiehnwerderallee eröffnet, die rund um die Uhr geöffnet ist. Dort können sich Besucher auch auf Schautafeln über die geplanten Arbeiten informieren.
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