Statt Pfiffen wartet auf Sabitzer großer Empfang
Marcel Sabitzer traf zum 3:2-Endstand gegen die Niederlande.
Eiskalt bei Tor und Jubel – wegen Leipzig wird das Achtelfinale gegen die Türkei für Marcel Sabitzer noch spezieller. Der „kleine“ Schmid erwies sich indes als Kopfball-Ungeheuer.
Die Arme verschränkt, dann zweimal über die Oberarme gewischt. Kühler als Eis. Was sein Torjubel bedeuten sollte, wusste Marcel Sabitzer selbst nicht: „Aber ich habe ihn eiskalt reingemacht, ich denke, daher hat es gut gepasst.“ Zumal er dann auch noch ein „Herzerl“ für die Familie nachschickte
Eiskalt war der 30-Jährige ja bei seinem Goldtor zum 3:2. Kurz aufgeschaut, keinen Mitspieler gefunden, dann aus spitzem Winkel abgezogen. „Mein linker Fuß hat mich noch selten im Stich gelassen“, so Sabitzer cool. Aber natürlich genoss der MVP den Moment als gefeierter Held, auch wenn er sagte: „Ich bin auf die Mannschaft stolz, sie gibt mir Halt, das Vertrauen, dann kann ich befreit aufspielen. Ich habe richtig Bock, hier zu spielen, will noch lange hierbleiben, genieße jeden Tag mit der Mannschaft.“
Auf allen Positionen
Zumal ihm das verlorene Champions-League-Finale mit Dortmund zugesetzt hat: „Danach musste ich Kraft tanken.“ Aber die Mentalität des ÖFB-Teams riss auch ihn – und umgekehrt – mit: „Wenn es schwer wird, schütteln wir uns kurz und machen einfach weiter.“ Zum Schmunzeln brachte ihn Lothar Matthäus, der schwärmte: „Sabitzer kann alle Positionen spielen – und das gleichzeitig.“ Ganz so ist es nicht. „Aber ich komme mit meiner Laufbereitschaft herum, fühle mich auf jeder Position wohl.“
Auch in jedem Stadion – dennoch wird das Achtelfinale gegen die Türkei für ihn speziell. Sechs Jahre spielte Sabitzer ja in Leipzig: „Die letzten Empfänge waren immer negativ, ich wurde ausgepfiffen. Ich weiß auch nicht, warum, ich habe dort meine Leistung gebracht. Das hat mich schon getroffen.“ Aber am Dienstag kehrt Sabitzer nicht als Bayern- oder Dortmund-Kicker zurück, sondern als ÖFB-Kapitän. „Es werden viele Österreicher da sein, diesmal wird es positiver.“
Um einen Zentimeter
Für Aufsehen sorgte auch Romano Schmid mit seinem 2:1. „Es war erst mein zweites Kopfballtor“, lachte der 1,68 Meter große Wirbelwind. Nur der Ungar Callum Styles ist bei der EURO noch kleiner (um einen Zentimeter) als Schmid, Frankreichs N’Golo Kanté und Stanislav Lobotka (Slk). Aber Schmid kommt groß raus. „Vielleicht sollte ich bei Eckbällen öfters auch in die Box gehen“, scherzte der 24-Jährige. „Ich habe gezeigt, dass ich da bin, wenn man mich braucht.“
Einziger Wermutstropfen: Seine Familie kann Schmid nur aus der Ferne unterstützen. Sein zweiter Sohn Emilio kam erst vor dreieinhalb Wochen zur Welt. „Als Papa bin ich traurig, dass ich ihn in der Anfangsphase nicht kennenlernen kann. Aber das werde ich nachholen. Jetzt fängt die EURO ja erst richtig an.“