Ernährungs-Doc: So trickst die Industrie bei unserem Essen

  • Für hoch verarbeitete Lebensmittel hat Dr. Matthias Riedl ein Wort: Pseudolebensmittel.
  • Farbstoffe, Emulgatoren, Aromen: Was genau sind hoch verarbeitete Lebensmittel eigentlich?
  • Der Experte erklärt, wie die Nahrungsmittelindustrie tickt und welche Lebensmittel gesund sind.

Wer durch den Supermarkt streift und die Obst- und Gemüsetheke hinter sich lässt, kommt zwangsläufig zu den Regalen mit den vielen bunten Verpackungen. Dort liegen dann die unterschiedlichsten verarbeiteten und hoch verarbeiteten Lebensmittel. Dr. Matthias Riedl sagt, das Thema habe in der Gesellschaft noch nicht den notwendigen Stellenwert. Er spricht sogar von einer „ernährungsfeindlichen Umgebung“. „Da muss man sich auch nicht wundern, wenn wir krank werden.“ Aber was genau sind hoch verarbeitete Lebensmittel?

Der Anfang sei nach dem Zweiten Weltkrieg, als es ein Ernährungsproblem gab, gemacht worden, sagt der Ernährungs-Doc im Podcast „Dr. Matthias Riedl. So geht gesunde Ernährung.“ „Die Nahrungsmittelindustrie hat sich rangesetzt und hat gesagt: ‚Wir machen jetzt standardisiert verlässliches Qualitätsessen.‘ Das war die Geburtsstunde der Kellogg’s-Flocken. Es wurde das verarbeitet, was man in Massen zur Verfügung hat, Weizenprodukte in allen erdenklichen Formen. Und auch heute noch ist es so, dass die Lebensmittelindustrie auf dem Weltmarkt guckt: Wo kriege ich billiges Fett her, wo kriege ich billige Kohlenhydrate her? Und daraus mache ich dann ein optisch und sensorisch gut aussehendes Essen.“

Ernährungs-Doc: Hoch verarbeitete Lebensmittel schaden unserer Gesundheit

Das sei die Intention dabei – die Zutaten sollten möglichst günstig zu haben sein: „Da ist Zucker beispielsweise schon teuer, Süßstoff viel billiger. Wenn ich einen Knoblauchgeschmack reinnehmen will, dann zahle ich für ein Knoblaucharoma nur einen Bruchteil. Und je mehr ich anfange, an Nahrungsmitteln herumzubasteln, ein bisschen Eiweiß zu extrahieren, ein bisschen Fett dazu, da gibt’s billig Palmfett, also nehme ich Palmfett dazu.“ Dazu kämen Farbstoffe, Emulgatoren, Aromen und Stabilisatoren. Diese Mischung betrachte man als hoch verarbeitetes Lebensmittel.

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Folge 47: Warum uns hochverarbeitete Lebensmittel so extrem schaden

Dr. Matthias Riedl - So geht gesunde Ernährung

Ernährungs-Doc Matthias Riedl nennt die Produkte „Pseudolebensmittel“

Am Ende habe man ein Pseudolebensmittel, wie er es nennt, das aussieht wie ein Lebensmittel, das auch schmeckt wie ein Lebensmittel, „aber es ernährt uns nicht, es ist inhaltsleer. Wenn ich viele inhaltsleere Lebensmittel esse, was passiert dann? Ich verdränge damit inhaltsreiche Lebensmittel wie Urgemüse, also echte Lebensmittel.“

Das Problem sei die Menge. Denn der durchschnittliche Bundesbürger ernähre sich zu 50 Prozent von hoch verarbeiteten Produkten, die Jugend zu 60 Prozent, und in Amerika seien es schon 75 Prozent bei der Jugend, Tendenz steigend. „Wir reden hier über relevante Mengen, und deshalb ist es jetzt auch politisch brisant, denn wenn sich die Bevölkerung mindestens zur Hälfte von so einem Schrott ernährt, dann hat das Auswirkungen.“ Hoch verarbeitete Lebensmittel enthielten wenig Eiweiß und Ballaststoffe, weil diese teuer seien, sagt Riedl, und dann werde man nicht ausreichend satt. Und dann esse man zu viel von den ungesunden Fertiglebensmitteln.

Lebensmittel werden in sogenannte Nova-Klassen eingeteilt

Die Einteilung der Lebensmittel in sogenannte Nova-Klassen soll den Konsumenten helfen. „Die Klassen eins, zwei, drei sind die eher unbedenklichen, leicht verarbeiteten Klassen, erst ab einer höchst verarbeiteten Klasse zählt es als hoch verarbeitet“, erklärt Riedl. Zu Nova-Klasse eins zählen Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch, Eier oder Milch. Wenn Lebensmittel fermentiert werden, gehören sie zwar in eine höhere Klasse, sind aber immer noch gesund. Zu Nova-Klasse zwei gehören Lebensmittel, die man vor allem als Zutaten nutzt, wie Öl, Butter, Honig, Zucker und Salz.

Nova-Klasse drei sind Lebensmittel, die durch Kochen oder Backen der Lebensmittel aus den Nova-Stufen eins und zwei gewonnen wurden und aus drei bis vier Zutaten bestehen. Dazu zählen beispielsweise gebackenes Brot und Brötchen, gereifter Käse sowie Gemüse-, Obst- und Fischkonserven.

Nova-Klasse vier: „Das ist Verbrauchertäuschung“, sagt Dr. Riedl

„Kritisch wird es erst eigentlich ab Klasse vier, weil wir dann den Bereich von Fermentieren, von Zubereiten, von Kochen oder Braten verlassen, und dann sind wir im sicheren krank machenden Bereich“, sagt Riedl. Dazu zählen verzehrfertige Fertiglebensmittel, aber auch Süßigkeiten und Softdrinks.

Die Produkte der Nova-Klasse vier seien Produkte der Verbrauchertäuschung, sagt der Ernährungs-Doc: „Es wird nämlich ein gehaltloses Lebensmittel mit viel Chemie so aufgepeppt, dass es nicht mehr essbar ist.“

Matthias Riedl rät, auch bei Bioprodukten genau auf die Zutatenliste zu gucken

Auch wenn Bio draufsteht, sei das keine Qualitätsgarantie. Riedl warnt etwa vor Brotaufstrichen in Bioqualität, die häufig billiges Palmfett enthielten. „Palmfett ist wirklich das ungesündeste Fett überhaupt.“ Auch Biohersteller könnten künstliche Phosphate in ihre Produkte mischen, daher rät Riedl, auch bei Bioherstellern genau auf die Inhaltsstoffe zu achten.

Riedl warnt: „Wenn ich jeden Tag ein Fertiggericht esse, dann ist es statistisch für mich schon lebensverkürzend oder fördert auch die Krebswahrscheinlichkeit.“ Vor allem Menschen, in deren Familie es eine Neigung zu Autoimmunerkrankungen gibt, sollten die Finger davon lassen, denn viele Inhaltsstoffe verschlimmerten die Krankheit und schadeten der Darmflora.

Ernnährungs-Doc spricht von „ernährungsfeindlicher Umgebung“

Der Ernährungs-Doc sagt: „Geschmacksverstärker, künstliche Aromen, lösen bei uns Menschen einen so übernatürlichen Essreiz aus, dass wir gar nicht anders können, als noch mal in die Tüte zu greifen.“ Die Politik schiebe immer dem Dicken, dem, der sich falsch ernährt hat, die Schuld in die Schuhe. „Nein, wir haben alle unsere Probleme damit. Und der eine wird halt dick, und der andere wird sehr dick, und der andere wird krank, und der andere stirbt eher dran.“ Daran sei die „ernährungsfeindliche Umgebung“ schuld.

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„Wir sind nichts weiter als Säugetiere, deren Essregulation von diesen übernatürlichen Essanreizen ausgetrickst wird. Mit anderen Worten: Die Lebensmittelchemie weiß ganz genau, welche Schranken sie bei uns durchbricht. Deshalb ist es so gemein, dann mit dem Finger auf die, die gestrauchelt sind, zu zeigen. Das sind die hochempfindlichen, die bleiben auf der Strecke, aber die sind nicht selber schuld, weil sie sich nicht beherrschen können. Das sind geschädigte Menschen, und dieses Bewusstsein müssen wir klarer machen.“

Matthias Riedl gibt Tipps, wie man ungesunden Kram ersetzen kann

Dennoch habe man Möglichkeiten. Riedl sagt, man müsse versuchen, aktiv auszusteigen, den ungesunden Kram nicht mehr im Haus zu haben. Statt Süßigkeiten solle man zu knackigem Gemüse greifen oder, wenn man zu wenig Eiweiß gegessen hat, zu einem Stück Käse, dann verschwinde der Wunsch nach Süßem. „Oder ich habe immer eine Variation von Nüssen für den Notfall bereitstehen“, sagt der Ernährungsmediziner.

Man müsse sich bewusst machen: „Die meisten Süßigkeiten sind Nova-Klasse vier. Das tut uns nicht gut, es macht uns krank, lässt uns kürzer leben und macht uns weniger fit. Das muss man sich einfach klarmachen.“

Rezept für Espresso-Schoko-Smoothie

Für 2 Personen, 5 Min. Zubereitung, Nährwert pro Portion: ca. 410 kcal | 6 g EW | 31 g F | 27 g KH

Zutaten: 1 kleine Banane, 200 ml Kokosmilch (aus der Dose), 200 ml Kokoswasser (aus dem Tetrapak), 2 TL Kakaopulver, 20 g zarte Haferflocken, 1 EL dunkles Mandelmus, 100 ml Espresso, 4 Eiswürfel

Zubereitung:

1. Die Banane schälen und in grobe Stücke schneiden. Die Banane und die übrigen Zutaten – bis auf die Eiswürfel – in den Standmixer geben und alles in circa zwei Minuten schaumig pürieren.

2. Zum Servieren den Smoothie auf Gläser verteilen und die Eiswürfel dazugeben. Er schmeckt am besten gut gekühlt!

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