EM 2024: Bellingham, Balotelli und Goretzka: So provokant jubeln die Fußball-Stars
England-Star Jude Bellingham sorgte mit einer provokanten Geste bei der EM für Aufsehen, die Uefa ermittelt. Das weckt Erinnerungen an Mario Balotelli, Diego Simeone und Co. Eine Auswahl der provokantesten Jubel der Historie.
EM 2024: Bellingham, Balotelli und Goretzka: So provokant jubeln die Fußball-Stars
Jude Bellingham war der Mann des Abends, als England im EM-Achtelfinale am Sonntag die Slowakei in der Verlängerung besiegte. Sein Fallrückziehertor zum zwischenzeitlichen 1:1 bejubelte Bellingham allerdings mit einem Griff in den Schritt. Nun ermittelt die Uefa wegen einer möglichen Verletzung der Regeln für »anständiges Verhalten«. Provokante Jubelgesten gab es in der Fußball-Geschichte immer wieder. Eine Auswahl.
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Bellinghams Insider
Bellingham traf in der Nachspielzeit per Fallrückzieher für England und brachte seine Mannschaft damit noch in die Verlängerung. Nach dem Tor blickte er ins Publikum, fuhr sich mit der Hand über den Mund und anschließend über den Schritt. In den sozialen Medien wurde ihm das teils als Provokation gegen die Slowakei ausgelegt. Der Star der Engländer wehrte sich gegen die Vorwürfe. »Ein Insider-Witz gegenüber einigen engen Freunden, die beim Spiel dabei waren. Nichts als Respekt für die Leistung der slowakischen Mannschaft heute Abend 🤝«, schreibt er bei X. Dennoch nahm die Uefa Ermittlungen auf, eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.
Goretzka hat ein Herz für Ungarn
Es lief die 84. Spielminute, Deutschland lag im letzten Gruppenspiel der EM 2021 gegen Ungarn 1:2 zurück. Das Vorrunden-Aus war nah. Dann kam Leon Goretzka. Mit einem Gewaltschuss traf der DFB-Star zum 2:2-Ausgleich. Dann lief er zum berüchtigten Schwarzen Block der Ungarn-Hools – und formte mit seinen Händen ein Herz. Viel Liebe bekam er nicht zurück, Ungarn schied nach dem Unentschieden aus.
Der Doppeladler
Die beiden Schweizer Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri mussten sich 2018 wegen einer verbotenen Jubelgeste verantworten. Beim 2:1-Sieg gegen Serbien traf zuerst Xhaka zum 1:1 Ausgleich, kurz vor Schluss dann Shaqiri zum Sieg. Beide formten nach ihren Treffern mit den Händen den sogenannten Doppeladler, der die Flagge Albaniens ziert. Sowohl Xhaka als auch Shaqiri haben kosovarische Wurzeln. Serbien erkennt das Kosovo nicht als eigenständiges Land an, was den Jubelgesten eine politische Dimension gab. Xhaka und Shaqiri kamen aber glimpflich davon, die Disziplinarkommission der Fifa sprach lediglich Geldstrafen und Verwarnungen aus.
Der Muskelmann
Mario Balotelli beendete quasi im Alleingang Deutschlands Titelträume bei der EM 2012. Im Halbfinale traf er doppelt und brachte Italien 2:0 in Führung. Nach seinem zweiten Treffer riss er sich das Trikot vom Leib und spannte die Muskeln an. Ein Bild, das sich ins deutsche Fußball-Gedächtnis eingebrannt hat. Am Ende gelang Mesut Özil zwar noch der 1:2-Anschluss, aber das reichte nicht. »Das war der schönste Abend meines Lebens«, sagte Balotelli nach dem Spiel.
Der Hitlergruß
Giorgios Katidis löste im März 2013 einen Skandal im griechischen Fußball aus, als er sein Tor für AEK Athen gegen Veria FC mit einem Hitlergruß vor der Tribüne feierte. Der Fußballverband sperrte ihn daraufhin lebenslang für alle Auswahlmannschaften des Landes. Katidis sagte, er sei kein Neofaschist und habe die Bedeutung des Hitlergrußes nicht gekannt. Er habe das Tor durch seine Geste einem Kollegen auf der Tribüne widmen wollen. Doch die fadenscheinige Erklärung half nicht, Katidis verließ Athen daraufhin.
Simeones Cojones
Als Diego Godín 2019 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League das 2:0 für Atlético Madrid gegen Juventus erzielte, konnte Trainer Diego Simeone nicht mehr an sich halten. Der Trainer hielt sich die Hände in den Schritt, als wolle er zeigen, wer die größten Cojones hat. Im Rückspiel folgte die Retourkutsche: Juventus gewann 3:0, warf Madrid aus der Champions League und diesmal war es Cristiano Ronaldo der nach seinem Tor zum 3:0 mit den Händen im Schritt feierte.
Mourinhos Gruß an Barcelona
José Mourinho ist »The Special One«, ein Trainer, der sein Herz auf der Zunge trägt und gern nach außen zeigt, wie der fühlt und denkt. So war es auch an diesem Abend des 28. April 2010. Mourinho verlor mit Inter Mailand 0:1 beim FC Barcelona, zog aber aufgrund des 3:1-Hinspielsiegs in Finale der Champions League ein. Wie von Sinnen sprintete Mourinho mit erhobenen Zeigefinger über den Rasen des Camp Nou, dann ging Barcelonas Torwart Víctor Valdés dazwischen. »Ich kann ihn verstehen«, sagte Mourinho später: »Ich bin auch ein schlechter Verlierer.« Der Trainer sprach von der »schönsten Niederlage meines Lebens« gegen die »beste Mannschaft der Welt«. Im Finale gewann Mourinho dann den Titel gegen den FC Bayern München.
Henry geht auf die Knie
Es war eines der besten Tore seiner Karriere: Thierry Henry dribbelte 2002 im Derby gegen Tottenham mit dem Ball am Fuß aus der eigenen Hälfte los bis in den Strafraum, legte sich den Ball auf links und traf zum 1:0. Voller Euphorie sprintete er noch mal über den halben Platz und rutschte dann den Spurs-Fans auf Knien entgegen. Das Foto wurde berühmt.
Die Kopf-ab-Geste
Eigentlich waren die Spieler des FC St. Pauli vor dem hitzigen Duell im Herbst 2009 gegen Hansa Rostock gewarnt worden: kühlen Kopf bewahren, professionell bleiben. Deniz Naki zeigte nach seinem Tor zum 2:0 eine Kopf-ab-Geste in Richtung der Hansa-Fans. Später wurde er kleinlaut: »Mit mir sind die Emotionen durchgegangen. Ich war mir der Tragweite der Geste überhaupt nicht bewusst«, sagte Naki. »Ich möchte mich in aller Deutlichkeit bei den Fans und dem Verein FC Hansa Rostock entschuldigen.«
Der Kokser
Boulevardzeitungen berichteten über die Skandale des englischen Stürmers Robbie Fowler. Angeblich schnupfte der Liverpooler Kokain. Im April 1999 dann spielte Fowler mit seinem FC Liverpool das Merseyside-Derby gegen den FC Everton. Die gegnerischen Fans machten sich über den Stürmer und seinen angeblichen Kokskonsum lustig. Wie reagierte Fowler? Nach einem Tor per Elfmeter kniete er an der Außenlinie nieder und tat so, als würde er die Linie durch die Nase ziehen.