Orban heizt Gerüchte um rechten Pakt mit Kickl an
„Patriotisches Manifest“: FPÖ-Chef Herbert Kickl trifft sich am Sonntag mit dem ungarischen Premier Viktor Orbán (re.) und dem tschechischen ex-Premier Andrej Babiš in Wien.
FPÖ-Chef Herbert Kickl empfängt am Sonntag den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán und den tschechischen Ex-Premier Andrej Babiš in Wien. Orbán heizte im Vorfeld die Gerüchte um den Grund des Treffens an.
Kickl, Orbán und Babis wollen gemeinsam mit dem FPÖ-Delegationsleiter im EU-Parlament, Harald Vilimsky, am Sonntagvormittag in einem Wiener Hotel eine Erklärung abgeben.
Bildung rechter EU-Gruppierung?
Orbán sprach sich in einem Gastbeitrag für die ungarische Zeitung „Magyar Nemzet“ dafür aus, dass die europäischen Rechtsparteien „starke Fraktionen im Europaparlament bilden“. „Am Sonntag finden zwei entscheidende Ereignisse statt – achten Sie auf Paris und auf Wien“, schrieb Orban.
„Vorwärts, Team!“
Die italienische Nachrichtenagentur ANSA hatte dies ursprünglich so interpretiert, als wäre ein ORF-Auftritt Kickls gemeint gewesen. „Gestern haben auch die USA einen großen Schritt in Richtung Veränderung getan“, ergänzte Orban im Hinblick auf den verpatzten TV-Auftritt von Präsident Joe Biden im Duell mit seinem Herausforderer Donald Trump. „Wenn alles nach Plan läuft, und so Gott will, werden bis zum Ende des Jahres die Patrioten in der gesamten westlichen Welt in der Mehrheit sein. Vorwärts, Team!“
Fidesz und ANO siegten bei EU-Wahl
Orbáns seit 2010 mit Zwei-Drittel-Mehrheit regierende rechtsnationale Partei Fidesz gehört aktuell keiner Fraktion im EU-Parlament an. Sie hatte 2021 nach jahrelangen Konflikten die Europäische Volkspartei (EVP) verlassen. Babišs oppositionelle liberale Protestbewegung ANO ihrerseits verließ die EU-Liberalen erst unlängst. „Wir haben sowohl die Fraktion ,Renew Europe‘ als auch die (Partei) ALDE verlassen, weil wir kein Interesse an Positionen haben“, teilte Babiš am Montag auf X (ehemals Twitter) mit. Sowohl Fidesz als auch ANO hatten die Europawahl in ihren Ländern gewonnen.
Die FPÖ und der französische Rassemblement National (RN), der gute Aussichten auf einen Sieg bei der Parlamentswahl am Sonntag hat, zählen zu den führenden Kräften in der Fraktion „Identität und Demokratie“ (ID) im EU-Parlament. Die als gemäßigter geltende europaskeptische Fraktion Europäische Konservative und Reformer (EKR) ist unter anderem wegen des Wahlerfolges der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni ebenfalls deutlich gestärkt aus der Europawahl hervorgegangen und nun drittstärkste Kraft im Europaparlament.
Eiszeit zwischen Meloni und Orbán
Zuletzt hatte Meloni Orbán die kalte Schulter gezeigt. Die pro-russische Politik von Fidesz wird in der EKR, der etwa auch die rechtsnationale polnische Oppositionspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit) angehört, nicht goutiert. Das neu gewählte EU-Parlament kommt am 16. Juli zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen.
Orbáns Regierung übernimmt EU-Ratsvorsitz
Orbáns Regierung übernimmt am Montag für ein Halbjahr den Vorsitz im Rat der Europäischen Union. Das mit Verfahren wegen Rechtsstaatsverletzungen belegte Land stellt seine Präsidentschaft unter das Motto „Make Europe Great Again“, eine Anleihe vom erfolgreichen Wahlkampfslogan Trumps („Make America Great Again“) aus dem Jahr 2016.