Bahnhof Berlin-Schöneweide nach sechs Jahren fertiggestellt: Demonstranten stören Wiedereröffnung
Der Bahnhof Schöneweide wurde nach langer Sanierung offiziell wiedereröffnet.
„Jetzt ist das große Werk fertig, zumindest ein Abschnitt davon“, sagt DB-Mann Alexander Kaczmarek am Montagmorgen bei der Wiedereröffnung des modernisierten Bahnhofs Schöneweide. Die denkmalgerechten Bauarbeiten der Deutschen Bahn begannen im Jahr 2018, insgesamt dauerte die Grunderneuerung sechs Jahre.
Unter anderem wurden hierbei die Bahnsteige, die Dächer, Informationsanzeigen, die Treppen und Sitzgelegenheiten erneuert. Die S-Bahn-Steige wurden um Rolltreppen ergänzt – die hat es hier bisher nicht gegeben – und die Aufzüge wurden erneuert. Zudem ist der Regionalbahnsteig über einen neuen Aufzug barrierefrei zu erreichen. Die modernisierte Personenunterführung in hellen Farben soll das „gänzlich neue Erscheinungsbild des Bahnhofs“ unterstreichen, wie die Deutsche Bahn in einer Pressemitteilung schreibt.
Während der Eröffnung ist die einige Meter entfernte Baustelle der BVG deutlich zu hören: Ab Mitte August sollen hier wieder Straßenbahnen fahren. „Die BVG ist heute mit besonders vielen Bauarbeitern hier“, scherzt Bezirksbürgermeister Oliver Igel.
Der Bahnhof Schöneweide habe mehr als 48.000 Fahrgäste pro Tag, das seien mehr als in Erfurt oder Dresden, so Kaczmarek. Die BVG unterhält an diesem Verkehrsknotenpunkt sechs Straßenbahn-, sieben Tagesbus- und zwei Nachtbuslinien. Die Deutsche Bahn fährt mit einer Regionalbahnlinie und acht S-Bahn-Linien, unter anderem auch zum Flughafen BER, und einem Regionalexpress. Der Bahnhof verfügt über insgesamt sechs Bahngleise. Während der Bauarbeiten am Bahnhof Schöneweide konnte die Bahnstation weiter genutzt und angefahren werden, auch „wenn den Reisenden viel abverlangt wurde“.
Oliver Igel wünscht sich, dass die Anlagen „auch in einem Jahr oder eher einem Monat noch so schön aussehen wie jetzt“. Das sei eine Herausforderung in einer Stadt wie Berlin, findet auch die Verkehrssenatorin Ute Bonde. Sie wünscht sich, dass „mit öffentlichem Eigentum so umgegangen wird wie mit privatem Eigentum“.
„156 Jahre hat der Bahnhof schon auf dem Buckel“, sagt Ute Bonde weiter. Der Durchgangsbahnhof Berlin-Schöneweide wurde im Jahr 1868 eröffnet und zuletzt vor etwa einem Jahrhundert erneuert. Daher sei es bei den Arbeiten wichtig gewesen, die historischen Elemente, wie die originalen Dachstützen, zu erhalten.
Laut Bonde ist der modernisierte Bahnhof eine „Einladung“, mehr mit dem ÖPNV zu reisen, und ein Argument dafür, auf das Auto zu verzichten. Der Umbau hatte seinen Preis: 42 Millionen Euro kostete der „neue alte Bahnhof“. Davon habe das Land Berlin 23 Millionen beigesteuert, sagt Ute Bonde. Sie erwähnt auch das Ziel, Berlin bis spätestens 2045 klimaneutral zu gestalten.
Während der Reden werden Transparente in die Höhe gehalten, hinter den Zuschauern und neben den Informationsständen haben sich Demonstranten platziert. Es ertönt klopfende Trommel-Musik, eine Frau jongliert, die Redner sind sichtlich abgelenkt. Die Plakate richten sich direkt an Alexander Kaczmarek, den DB-Konzernbevollmächtigten für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, der den Protest zumindest in seiner Rede zur Kenntnis nimmt. Es sind Demonstranten, die auf den ersten Blick nicht hierhin passen, zu einer Bahnhofseröffnung im Berliner Südosten. Almut Müller und Cornelia Es Said sind Künstlerinnen aus den B.L.O-Ateliers. Das einstige Bahnbetriebswerk Berlin-Lichtenberg Ost (kurz BLO) ist zurzeit noch ein alternativer Kunst- und Kreativstandort am Nöldnerplatz – den 90 Künstlern rennt jedoch die Zeit davon.
Gemeinsam mit anderen Künstlern wollen sie „Herrn Kaczmarek an sein Versprechen erinnern“. Hintergrund: Die Deutsche Bahn hatte die Künstler 20 Jahre lang in den Gebäuden des ehemaligen Bahnwerks geduldet. Die Zehnjahresverträge wurden zweimal verlängert. Doch nun laufe der Vertrag Ende Juli aus, sagen die Demonstranten vor Ort. Für sieben der Häuser hat die Bahn zudem eine Nutzungsuntersagung verhängt, weil die Sicherheit der Elektroanlagen nicht mehr gewährleistet sei.
„Wir sind schon lange in Verhandlungen mit der Bahn, Kaczmarek ist nie persönlich dazu aufgetaucht“, sagt Cornelia Es Said. Die DB wolle den Vertrag nicht länger als zwei Jahre verlängern. „Die Flächen sollen später als Abstellgleise oder Schulungszentren genutzt werden“, so die Künstlerin. Im Mai beteuerte Kaczmarek, es sei von Anfang an klar gewesen, dass es keinen unbefristeten Vertrag gab, man habe auch niemandem gekündigt.